Verfasst von Drew Bergerson und Lutz Heinke
2009
Sommer: In Hildesheim treffen Andrew Stuart Bergerson und Thomas Muntschick, Beauftragter für die zugangsoffenen Sendeplätze des nichtkommerziellen Lokalradiosenders Radio Tonkuhle Hildesheim, zum ersten Mal zusammen. Beide haben Studien zum Alltag im Dritten Reich zum Gegenstand ihres wissenschaftlichen Interesses gemacht. Der eine in einer durchschnittlichen deutschen Mittelstadt, der andere in einem Dorf. Bei diesem intensiven Erfahrungsaustausch kommt eher beiläufig die Rede auf einen existierenden Briefwechsel, der als Quelle für weitere Studien interessant erscheint.
2011
Sommer: Andrew Stuart Bergerson nimmt an einem Kongress zu „Mittelstädten“ an der Uni Göttingen teil. Zufällig besucht er auch Radio Tonkuhle. „Existiert eigentlich dieser Briefwechsel noch?“, so fragt er Thomas Muntschick. Als dieser bejaht, entspinnt sich daraus in einem relativ kurzen intensiven Dialog die Idee zu einem gemeinsamen Projekt: “Trug und Schein” soll als multimediales Projekt zur Alltagsgeschichte im nationalsozialistischen Deutschland veröffentlicht werden. Das Konzept wird mit der „Nordhoff“-Familie abgesprochen und unter ihrer Mitbestimmung gestaltet.
Herbst: Thomas Muntschick und Andrew Bergerson haben die Voraussetzungen geschaffen, damit die Briefe intern am Institut für Geschichte der Uni Hildesheim gescannt werden können. Rebekka Wenglewski, eine Studentin, erklärt sich bereit, das Konvolut zu scannen. Thomas Muntschick gewinnt die Hildesheimer Schauspieler und Theatermacher Manuela Hörr und Mark Roberts der Gruppe „Rapid Arts Movement“ als Sprecher für die Radiofassung bei Radio Tonkuhle (Hildesheim). Andrew Bergerson entwickelt eine erste Struktur für die Webseiten. Intern wird eine Blackboard-Site geschaffen, um die internationale Zusammenarbeit zu ermöglichen und die Briefe zu verschriftlichen. Extern werden auf einer WordPress-Seite die Briefe als Blog veröffentlicht und damit der Öffentlichkeit die Möglichkeit geboten, die Briefe bzw. das Projekt insgesamt zu kommentieren. Die internen Vorbereitungen für die Beantragung von Fördermitteln beginnen.
2012
Frühjahr: Mit der Absicht, im Mai 2013 die ersten Radio-Sendungen bzw. Blogs zu veröffentlichen, beginnt die Arbeit an den Transkriptionen der gescannten Originalbriefe, also ein Jahr im voraus. In Kansas City bildet sich eine Arbeitsgruppe aus Deutsch sprechenden amerikanischen Studierenden (BA/MA) und Alumni der Uni UMKC, sowie deutschen Austauschstudierenden an der Uni UMKC. Felix Künzel macht ein Praktikum bei T&S. Andrew Bergerson unterrichtet die Studierenden in der alten deutsche Kurrentschrift. Darüber hinaus entwickelt die Gruppe die Grundlagen für die Transkriptionsregeln, sowie die Gesamtbeschreibung des Projekts für die Webseite.
Herbst: Die Webseite wird gestaltet und gebaut. Die Transkriptionsarbeit läuft (durchgängig) fort.
2013
April: Radio Tonkuhle sendet den ersten Programmhinweis auf die zu erwartenden Lesungen der Briefe. Die WordPress-Seite wird freigeschaltet. Die Blogarbeit läuft (durchgängig) fort.
Dezember: T&S Blog, Bd. I (1938) abgeschlossen.
2014
Februar: Andrew Bergerson stellt das Projekt am Bischöflichen Gymnasium Josephinum (Hildesheim) und am Institut für Geschichte der Uni Hildesheim vor. Thomas Muntschick und Andrew Bergerson stellen das Projekt in der Freien Altenarbeit Göttingen (FAG) mit dem Ziel vor, in Göttingen eine T&S Arbeitsgruppe zu gründen.
Dezember: T&S Blog, Bd. II (1939) abgeschlossen. Die Webseite wird umgebaut und erneuert. Blackboard wird WS 2014/15 als Medien für interne Kommunikation mit Zotero ersetzt. Greg van Winkle (UMKC BA) fängt ein Praktikum bei T&S an und wird als Mitherausgeber des Blogs ausgebildet. Unter der Leitung von Christine Hartig wird im Fachbereich der Universität Göttingen ein Praxissemester durchgeführt, in dem Studierende der Universität und Zeitzeugen der FAG zusammenarbeiten.
2015
Winter: Im Rahmen dieses Praxisseminars findet bei der FAG das Erzählcafé „Trug und Schein- ein Briefwechsel“ statt. Beteiligte sind Teilnehmer/Innen des Seminars und der FAG. Die WordPress-Webseite ist redesigned und wieder online.
Frühjahr: Alexander Buerstedde (BA Geschichtsstudierender, Uni Münster) macht ein Pratikum bei T&S in Kansas City und arbeitet danach weiter virtuell zusammen mit Whitney Sweeney (MA German Studies, University of Washington) als internationale Arbeitsgruppe. Ein Antrag an das University of Missouri Research Board über $54,375 für T&S wird eingereicht und abgelehnt. Ein Antrag für Humanities in the European Research Area (HERA) wird für T&S in vier europäischen Ländern vorbereitet. Andrew Bergerson referiert bei einer Tagung „Liebe, Sex, Krieg“ an der Sciences Po in Paris über das Projekt T&S und gewinnt Laura Fahnenbruck als Partnerin aus den Niederlanden für das Projekt. Bergerson knüpft auch erste Kontakte mit Anne-Marie Pailhès und Marion Picker vom Centre d’Etudes et de Recherches sur l’Espace Germanophone an der Université de Paris Ouest Nanterre La Défense, um eine französische Arbeitsgruppe von Professoren und Studierenden einzubauen, in Zusammenarbeit mit La Contemporaine, dem Bibliotheksmuseum für Zeitgeschichte des Campus der Uni Paris Nanterre. Ein Antrag mit Dr. Alexandra Oeser (MCF) und Anne-Marie Pailhès am Laboratoires d’excellence “Le passès dans le présent“ über €6350 wird eingereicht und zugesagt.
Start der generationsübergreifenden Transkriptionsgruppe T&S an der Freien Altenarbeit Göttingen e.V. unter Leitung von Hartmut Wolter, dem Geschäftsführer der FAG, und Ute Schmidthals. Ab diesem Zeitpunkt hat die FAG-Gruppe die Hauptverantwortung für die inhaltliche Grundlage des Projekts, die Transkriptionsarbeit. Sie hat den Großteil der nunmehr täglichen und viel längeren Briefe aus den Jahren 1941 und 1942 transkribiert.
Sommer: Andrew Bergerson und Brigitte Schmidt-Lauber (Institut für Europäische Ethnologie, Uni Wien) bieten gemeinsam ein Blockseminar zu T&S an der Uni Wien an. Bergerson hält einen Vortrag zur T&S an der Graz International Bilingual School. An der Uni Göttingen treffen sich Christine Hartig, Thomas Muntschick, Andrew Bergerson, Thorsten Logge (Uni Hamburg, Public History), Alexander Friedman (Uni Luxemburg), Laura Fahnenbruck, Vertreterinnen der FAG, Felix Künzel (Geschichte, BA Studierender in Frankfurt/ O.) und Courtney Neaville (UMKC BA/FU Berlin, Public History, MA) zu einem Planungs- und Finanzierungstreffen. Andrew Bergerson hielt Vorträge an der Universität Göttingen sowie auf einer internationalen Tagung in Hannover (Thema:„NS-Volksgemeinschaft“) zum „Sich-einschreiben in der Zukunft“. Vier Projekt-Mitarbeiterinnen unterschiedlichen Alters aus dem FAG AG stellen das Projekt T&S auf dem Deutschen Seniorentag in Frankfurt a. M. vor.
Herbst: Die UMKC Arbeitsgruppe löst sich auf, da Andrew Bergerson an der National Taipei University in Taiwan für ein Semester lehrt. Versuche, eine AG für T&S in Taiwan aufzubauen, scheitern.
Dezember: T&S Blog, Bd. 3 (1940) abgeschlossen. Andrew Bergerson hatte gesundheitliche Probleme und muss daher die Arbeit am Projekt vorübergehend einstellen.
2016
Winter: Daniela Schwartzkopf und Karola Lorber (beide MA Europäische Ethnologie, Uni Wien) machen ein Praktikum bei T&S in Wien.
Frühjahr: Christine Hartig und Laura Fahnenbruck organisieren den T&S Workshop „Vom Dachboden ins WWW“ in der FAG, mit Teilnehmer/Innen von den Universitäten Münster, Göttingen und Wien, wo gemeinsam Transkriptionsregeln diskutiert werden.
Sommer: T&S Tagung in Paris (Labex), Kollegen und Interessierte aus Wien, Göttingen, Groningen, Hildesheim, und Paris treffen sich um Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit durchzusprechen.
Herbst: Dem Antrag für eine Tagung zu digitalen Geisteswissenschaften in Kansas City vom German Historical Institute in Washington DC wird stattgegeben. Auf Grund unzureichender Gegenfinanzierung werden die Mittel ($10.000) nicht angenommen. Joshua Mika (MA Geschichtsstudierender, UMKC) macht Praktikum bei T&S UMKC. Präsentation von T&S auf dem 25-jährigen FAG Jubiläum mit Besuch u.a. von Thomas Oppermann (zu dem Zeitpunkt Fraktionsvorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion). Einem Antrag an das Missouri Humanities Council über §2500 wird stattgegeben, um einen Workshop mit dem Titel „Writing Yourself into History: Performing Letters in Nazi Germany,“ im Mai 2017 in Kansas City durchführen zu können. Daraufhin arbeitet UMKC mit dem Johnson County Community College, der Lee’s Summit North High School, dem Midwest Center for Holocaust Education und dem Shepherd’s Center of Greater Kansas City zusammen.
Dezember: Die WordPress Webseite wird umgebaut und erneuert.
2017
Winter: Gabor Bartha (MA Bibliothekwissenschaft, Uni Wien) macht Praktium bei T&S an der UMKC. Eine erste Fassung des T&S‑Schauspiels, „Love in the Age of Hitler: A Courtship in Letters, 1938–1940“, von Andrew Bergerson, K. Scott Baker und Deborah Parker ist fertig.
Frühjahr: Katharina Anastasiou (BA Geschichtsstudierende der Uni Göttingen und Mitglied der FAG AG) macht Praktikum bei T&S an der UMKC. Ein neues Schlagwort wird auf der Website eingeführt: „Empfohlen von FAG“. Das Schauspiel wird von Beate Pettigrew mit Studierenden aus dem Johnson County Community College inszeniert. „Love in the Age“ hat seine erste Aufführung an der Workshop „Writing Yourself into History“. Im Publikum sitzen unter anderem Studierende und SeniorInnen aus Kansas City. An runden Tischen wird anschließen die Aufführung besprochen. Beides wird gefilmt und auf YouTube veröffentlicht.
Sommer: Arbeitstreffen der T&S Gruppe mit Joachim Krause in der FAG. Joachim Krause ist Autor des Buches „Fremde Eltern“. Ein SKALA Antrag durch die FAG und die Projektleitung, der die langfristige Finanzierung für das Projekt sichern soll, wird abgelehnt.
Herbst: Andrew Bergerson arbeitet mit Brandon Tomlin (EDV-Techniker, Minor in Germanistik, UMKC) zusammen, um eine T&S‑Handschriftserkennungssoftware zu entwickeln, die den Arbeitsaufwand verringern soll; leider ohne Erfolg.
Dezember: T&S Blog, Bd. 4 (1941) abgeschlossen. Die zunehmende Häufigkeit, mit der sich Hilde und Roland schreiben, erlaubt es nicht mehr (dem ursprünglichen Plan folgend) die Briefe genau 75 Jahre danach zu bloggen.
2018
Winter: Benjamin Roers (MA Geschichte und Public History, Uni-Hamburg) macht Praktikum bei T&S an der UMKC
Frühjahr: Lena Faecks (BA Geschichte und Public History, Uni-Hamburg) macht Praktium bei T&S an der UMKC. Im Laufe ihrer Zeit entwickelt sie ein Computerspiel zu T&S. Die deutsche Fassung des T&S‑Schauspiel, „Eine Liebe in Briefen, 1938–1940” wurde von Scott Baker, Andrew S. Bergerson, Lena Faecks, Deborah Parker und Benjamin Roers verfasst.
Sommer: Andrew Bergerson beginnt mit einem Probedurchlauf von bereits verschriftlichen Briefen die Handschrifterkennungssoftware transkribus.eu zu trainieren, die beide Handschriften mit hoher Genauigkeit lesen und transkribieren kann, und baut die technische Infrastruktur für die amerikanischen Übersetzungen der der WordPress-Webseite und einzelner Briefe.
Herbst: Amerikanische Fassungen der bei dem Schauspiel verwendeten Briefen von 1938 werden übersetzt. Andrew Bergerson und Laura Fahnenbruck bereiten die Umstellung auf die neue Arbeitsweise mit TranskribusWeb vor. Alexander Buerstedde (MA Lehramt Geschichte, Uni Münster) macht eine erste vorläufige Analyse des Briefwechsels durch text mining.
Dezember: Die WordPress-Seite wird umgebaut und erneuert. Eine amerikanische Fassung der WordPress-Seiten wird eingeführt. Ein Plan für ein zweisprachiges, interdisziplinäres T&S Curriculum in der deutschen Geschichte, Kultur und Sprache wird von K. Scott Baker (UMKC), Andrew Bergerson, Laura Fahnenbruck, Jeanette Jones (Pembroke Hill School) und Debora Parker (Lee’s Summit North) konzipiert.
2019
Sommer : Die Arbeit mit TranskribusWeb wird zwei Wochen lang in der FAG trainiert. Amerikanische Fassungen der bei dem Schauspiel verwendeten Briefen aus 1938 werden gebloggt. Andrew Bergerson und Laura Fahnenbruck stellen auf Einladung von Thorsten Logge (Public History, Uni Hamburg) T&S im Rahmen eines Workshops, den die Landeszentrale fuer politische Bildung Hamburg ausrichtet, an Lehrende und in Gedenkstätten tätige Interessierte vor. Das T&S Curriculum wird von K. Scott Baker, Andrew Bergerson, Sarah Courtney (Lee’s Summit North), Laura Fahnenbruck und Debora Parker entwickelt.
Herbst: Laura Fahnenbruck introduziert im Rahmen eines Fellowships am C2DH an der Uni Luxemburg das Public History Projekt in Luxemburg. Das Projekt ‘All das geschieht’ beginnt unter Leitung von Lutz Heinke und Hartmut Wolter.
