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[OBF-421230-002-01]
Briefkorpus

69. Mittwoch, am 30. Dezember 1942.

Geliebter! Geliebter! Oh Du mein geliebter [Roland]! Halt ein, Du! Halt ein mit Deiner Liebe!

Ach, ich weiß ja nicht wohin, mit all meinem Glück! Mein [Roland]! Mein [Roland]! Du Guter! Bester, Du! Wie glücklich hast Du mich heute wieder gemacht! Liebster! Liebster! Wie hast Du mich lieb! Sooo lieb! Ach, Du! Wenn ich jetzt bei Dir wäre!!! Du!!!!!

Mein [Roland]! Dein liebes Weihnachtsgeschenk ist bei mir. Es ist heute nun nach langer Reise bei mir angekommen. Du! Herzelein. Du!!!

Ach Du! Wie bewegt ich war, als ich Dein einzig schönes Geschenk in Händen hielt, ich kann’s Dir doch in Worten nicht schildern! Ach Geliebter! Geliebter!

Ich sehe es tiefbeglückt, wie Du mich liebst! So kann nur ein Liebender schenken.

Mein [Roland]! Ich küsse Dich voll Dankbarkeit und Freude! Du! Ich habe doch meinen Tränen nicht wehren können, als ich das Seidenpapier entfernte und das duftige, zarte Gebilde hilt, Deine unendliche Liebe hat es gesucht, gesucht für mich allein! Oh Du! Ganz tief hab ich mein Gesicht hineingedrückt, ob ich noch etwas spüre von Deinen geliebten Händen, die es für mich zurechtpackten und verschnürten, ob ich etwas noch spürte von Deiner unendlichen innigen Liebe! Geliebter! Ich kann es Dir nicht sagen, was in mir vorgeht, wenn Du mich beschenkst. Ach! Es ist ein Fest!!! Es ist ein großes und auch ein stilles Fest, ein Herzensfest. Dann fühle ich alles, was Du mir ausdrücken willst sooo deutlich! Und ebenso deutlich spricht dann mein Herze zu Dir! Ach Du! Geliebter!!! Was ist es für ein großes, heiliges Wunder um echte Liebe! Du! Ich muß immer an Rembrandt denken, wie er seine geliebte Frau Saskia beschenkte. So aus unendlicher, glücklichster Liebe heraus! Du! So beschenkst Du mich!

Du! Das Schönste, das Seltenste und das Kostbarste nur muß es sein. Ach Geliebter! Das ist doch Ausdruck Deiner Liebe, all Deiner Empfindungen für mich!

Und wie ich sie empfange? Wie ich sie verstehe und annehme? Oh, mein Herzensgeliebter!

Ich kann Dir ja hier garnicht danken! Hier nicht! Dazu mußt Du leibhaftig bei mir sein!

Oh mein [Roland]! Einziggeliebtes Herzelein Du! Dein wunderschönes, seltenes Geschenk, es zeigt mir doch wieder einmal mehr, wie lieb und wert ich Dir bin! Und sind es auch Zeichen nur, der großen innigen Liebe, die uns verbindet! Sind es auch Pfänder nur, alle Geschenke, die wir einander machen!

So sind es doch Zeugen unsres großen, tiefen Glückes! Zeugen, die wir mit in unsre gemeinsame Zukunft hineinnehmen, als glückhafte, frohe Erinnerung an die Zeit unsrer Herzenssehnsucht! Du!

Und jetzt sind uns unsre Geschenke wie ein Teil vom Geliebten selbst, wie ein Stück von ihm! Ja, so muß ich’s empfinden! Auch das kleinste Geschenk ist mir wie ein Stück Deines geliebten Wesens, mein [Roland]!

Weil darin Deine Liebe zu mir kommt!

Weil Du Dich damit mir selbst bringst und schenkst zu einem Teil.

Ach, wie macht schenken glücklich!

Schenken mit Liebe! Und wie glücklich macht auch dann Empfangen! Ach, Du Lieber! Guter!

Schätzeli! Ich muß weinen vor Rührung und Dankbarkeit und Freude, wenn ich bedenke, unter welchen Opfern Du dieses entzückende Stück erstanden haben magst!

Ja, geopfert hast Du wieder, Du Böser! Und Du ganz, ganz Lieber! Das sehe ich doch auf den ersten Blick!! Ach Herzelein! Ich weiß doch, wie wenig Barmittel Dir zur Verfügung stehen zu solchen Extrawünschen und Du bist in einem Lande, wo alles sündhaft teuer ist, wenngleich noch wunderschöne Dinge zum Verkauf stehen.

Und ich hier hätte doch Geld und kann nichts kaufen, womit ich Dir auch eine ganz große Freude machen könnte, und Dir meine ganze Liebe beweisen.

Ach Du!! So sinnt nun unsre Liebe, sinnt auf das allerliebste! Ach, und hat doch nun die höchste Freude ausgelöst, hier wie dort! Wie schön!!! Du!!! Ich konnte Dich beglücken – Du hast mich beglückt! Ach Geliebter! Freu’ Dich! Freu’ Dich mit mir!!! Du hast mich so froh gemacht! Aber Dein lieber Weihnachtsbote, er gehört dazu!! Herzensmannerli! Du! Du willst Dein Fraule in so wunderfeine Hüllen stecken! Du allesliebstes Mannerli! Willst ja schier eine Prinzessin aus mir machen! Wie beglückst Du mich, Du! Ich will Deine Schönste sein! Aber nur für Dich will ich es! Du!!!!!

Oh Geliebter! So wunderschön ist die Bluse! Ganz entzückend! Und wie ich mir gefalle darinnen? Oh Du!

Es gibt ein Sprichwort, von dem es am Schluß volkstümlich heißt: .... es stinkt!

Du!! Kennst Du es jetzt?!

So müßte mein Urteil lauten, wenn ich es geben sollte. Und ich tu’s nicht! Komme selbst! Du!!!

Schau mich an! Schau Deine strahlende [Hilde]! Ach, nur für Dich lasse ich mich schmücken! Du mein Einziggeliebter. Ach Geliebter! Ich bin doch noch so sehr erregt vor Freude und Glückseligkeit, daß mir die Feder kaum gehorchen will, merkst Du es denn, wie sie eilt, wie sie mit davonhüpfen will mit all meiner Herzensseligkeit und -Freude!? Du! Mein liebster [Roland]! Ach Mannerli! Du Zauberer Du! Was vermagst Du doch mit mir und meinem Herze anzustellen? Wie kommt es nur, daß ich Dir so ganz verfallen bin in Liebe? Oh, köstliches, liebstes Gefangensein! [sic] Bei Dir!!!!! In Deinem Herzen! In Deiner Liebe, Deiner Liebe! Herzelein! Herzelein! Wie danke ich Dir für Deine Liebe! Du!!! Ach Du! Spürst Du es auch so beglückt, wie sie immer wunderbarer erblüht zu einzigartiger Schöne, unsre Blume der Liebe? Wie sie nur uns beiden blüht?! Und wir an ihrem Blühen so tief erfreut sind und beglückt, bis ins Herz hinein?! Mein [Roland]! Du!!! Mit Dir will ich unsre Blüte hegen und pflegen, daß kein rauher Wind sie versehrt. Unser soll sie bleiben! In Schönheit und Reinheit soll sie weiterblühen, bis wir sie miteinander dann einpflanzen in das Erdreich unsrer gemeinsamen Heimat und Bleibe! Geliebter!!!

Mein [Roland]! So hat mich im Leben überhaupt noch nie etwas bewegt und angerührt, wie Deine Liebe! Deine Liebe! Sie zu besitzen war der Traum, der heißeste Wunsch in meinem jungen Herzen, Du! Nun ist sie mein! Du bist mein geworden! Und ich bin Dein! Der Ring schließt sich um ein überglücklich Paar! Gott im Himmel! Segne uns! Amen. Geliebter! Laß mir Zeit! Laß mich ein Weilchen mit meinem Glück stumm sein! Du!!!

Deine [Hilde].

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946