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[OBF-421221-002-01]
Briefkorpus

Am 21. Dezember 1942.

Mein lieber [Roland]! Rate mal, wo Dein Frauchen jetzt sitzt und an Dich denkt! Du! In Wittgensdorf auf dem pfiffigen Bahnhof! Na, nicht auf, sondern im Bahnhofe, Du! Und pfiffig ist’s hier auch nicht! Nein, sondern schön warm. Und neben mir steht ein Glas heißer Tee, den werde ich mir sogleich einverleiben. Ach Herzelein! Es ist Montag, 1130 [Uhr]. Mein Zug nach Richtung Leipzig fährt in 3/4 Stunden. Die Zeit bis dahin will ich nützen, mit Dir zu plaudern. Du! Ich komme gewiß erst spät nachhause heute Abend. Und da kann ich Dir vielleicht nur kurz berichten. Ich weiß noch garnicht, wann ich werde zurückkommen. Muß mich in Narsdorf erst einmal kümmern.

Wie das Wetter ist? Windig, regenfrei, kalt. Es wird wohl heuer "grüne" Weihnachten geben. Wie ich angezogen bin? Na fein warm! Strickjacke, Pelzmantel, Stiefelein, wollnes Winterzeug! Bist wohl zufrieden Mannerli?.

Ach Du! Ich habe doch heute Nacht von Dir geträumt. Ganz sonderbar wars, ich war mit Dir schwimmen. Und Du hattest garnichts weiter an als die Badehose, auch als wir dann miteinander nachhause gingen. Ja! Nachhause gingen! Und das war das Schönste an meinem Traum! Daß Du mit mir heimgingst.

Herzelein! Heute nacht 1/2 4 [Uhr] war ich wach. Der Mond schien so hell in mein Kämmerle, es war wie am Tage. Und ich dachte schon, ich hätte es verschlafen.

Du! Ob Du wohl um diese Zeit auch wach warst? Und an mich gedacht hast? Du, Mannerli! Hast Dich doch nicht um einen Tag geirrt mit Deinem Geburtstag und hast schon das Päckchen aufgeschnürt? Mannerli! Du!! Sieh meinen erhobenen Finger. Du hast doch artig gefolgt?! Ach Du! Ich könnte Dir ja im Ernste garnicht zürnen! Und wenn Du Dich nicht halten kannst vor Sehnsucht, Du! Ich bin Dir ja garnicht bös! Herzelein liebstes [sic].

Ach Du! Nun ist doch heute morgen auch noch Dein lieber Bote gekommen, ach zweie doch, vom Mittwoch alle beide. In dem einen schaut mein Mannerli gar bös! Ach Du! Ich werde in Ruhe noch mal drauf zurückkommen, auf all Deine lieben Ermahnungen. Herzelein! Und am Abend bist dann noch mal zu mir gekommen, so ganz lieb. Ach Herzelein mein! Wie soll ich Dir nur danken? Du bist zu lieb mit mir! Ach, ich hab ja soooo viel Sehnsucht nach Dir! Herzelein! Wenn ich nun hier sitze, auf den Zug warte, ach, da wünschte ich mir doch, daß ich gleich hin zu Dir kommen könnte! Wenn das möglich wäre, mein [Roland]! Ach Geliebter!

Ich bin Dir doch so ganz nahe in all meinen Gedanken, immer – immer! Du !!! Du!

Weißt du denn noch, wie sooo lieb ich Dich hab? Oh Herzelein! Du meine Sonne, meine ganze Freude. Ich kann ja ohne Dich garnicht mehr sein!

Ich hab Dich so unendlich lieb! Sooo lieb! Du! Ganz, ganz fest halte ich Dich! Mein Ein und alles! Geliebter!! Geliebter!! Ich küsse Dich herzinnig! Ich liebe Dich! Ich bleibe immer Deine [Hilde], Deine glückliche [Hilde].

Auf Wiedersehen!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946