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[OBF-421123-002-01]
Briefkorpus

34.)

Montagabend, am 23. November 1942.

Geliebtes Herz! Mein lieber, allerliebster [Roland]!

Wirst denken, ich sei um diese Abendstunde – es ist gleich 10 Uhr – noch auf dem Hauptbahnhof beim Dienst. Aber nein, ich bin schon zuhaus! Und komme nun noch, Dir Gutenachtsagen, Du!! Du!!!

Schätzeli! Es war ein Wintertag heute, gefroren und Schnee. Nun ist es soweit, daß einem wie Weihnachten ums Herz wird. Der Dienst war nicht weiter anstrengend. Immer Durchgangsverkehr im Wehrmachtraum. Ich habe Suppe ausgeteilt, gekocht und aufgewaschen. Gegen 8 Uhr abends war ruhige Zeit und diese Gelegenheit nutzte ich, die Hauptwachführerin zu fragen, ob ich meinen Dienst beenden darf, da 815 [Uhr] mein Zug fährt! Glück muß man haben! Genehmigt. Und schwupp! war ich um die Ecke. Hätte ja auch bloß rumgesessen und mich gelangweilt, daheim aber kann ich meinem Schätzeli Gutnacht sagen. Ach Du!!

Ich bin am Vormittag heute nicht dazugekommen, Dir einen Gruß zu senden, ich hatte Drasch bis zuletzt. ½ 200 [Uhr] bin ich gefahren und habe auch gleich den Dienst angetreten, obwohl ich erst ab 1500 [Uhr] dran war. Ehe ich aufbrach habe ich Dir doch noch die 2 Stollenpäckel gepackt, Du! Zur Post hat sie Mutsch getragen. Ach, es ist doch ein froher und lieber Drasch ums Päckchenpacken. Ich tät Dir jeden Tag eins packen. Du Mannerli! Ich habe auch die Rechnung bezahlt heute fürs Herrenzimmer. O weh! Nun muß ich wieder ganz von vorne anfangen zu sparen!! Und hab auch noch bei den Eltern Schulden gemacht, weil ich nur 900 ℛℳ vom Konto abheben konnte, es waren nur 960 Mark drauf! Sag, hast Du nicht ein gar lockeres Weibel?

Weißt? So ganz geheuer ist mir nicht, wenn ich soviel Geld ausgebe.

Wenn ich's nur erst bei uns hätte, das schöne neue Zimmer! Du!! Dein Weihnachten! Unsres!!! Eigentlich nur Deines, dem "Herrle” seins!

Sagt es ja schon der Name. Läßt mich dahinein auch mal mit, Herrle? ich will dir ganz gewiß keine Unordnung machen auf dem Schreibtisch! Aber weil doch 2 Armsessel drin stehen, da kannst mich schon mal hereinlassen, gelt? Du!! Vielleicht brauchen wir beide auch nur einen Sessel! Wenn ich mal zu Dir hineinhusche, um Dich etwas zu fragen, bei der Arbeit zu stören – oder was weiß ich sonst! ach, da setz’ ich mich doch gleich auf Deinen Schoß! Und wenn Du mich herunterschütteln willst, Du! Dann schling ich doch gleich ganz fest meine Arme um Deinen Hals – dann mußt mich behalten!! Nicht ärgerlich sein und brummen! Herrle, lieb's!! Bloß 5 Minuten! Du!!! Ach wie ich mich auf die Zeit mit Dir freue – Geliebter! Wie glücklich werden wir sein! Wie froh wollen wir schaffen! Und auch zusammen feiern, in unseren geliebten Räumen dann! Herrlich schön wird das sein! So ganz mit Dir allein, Geliebter, ein ganzes, volles Jahr einmal beisammen! Ach Du!!! Und so, sooo lieb werden wir einander haben! Du!!!!! Ich würde mich ja so herzlich freuen, wenn ich Dir bald einmal ein Heim einrichten konnte, Du! Unser liebes Heim!

Aber wie’s Gott fügt, so wollen wirs [sic] dankbar hinnehmen, gelt Liebster? Eines steht unerschütterlich fest: ich warte Dein! Ob hier bei den lieben Eltern, oder da in einem eignen Nestchen. Ich muß Dein warten, Du!!! Weil Du doch mein einziges Lieb bist! Meine einzige Freude und Sonne in dieser Welt! Einziggeliebter! Ich bin Dein! Ich kann nur Dir gehören! Du hast mein Herz! Du hast mich so ganz! Geliebtes Herz! Dir gehöre ich bis in den Tod!

Du!!! Du sollst mich durch dieses Leben führen, Du ganz allein! Meines Herzens Vertrauter! Geliebter! Mein Ein und Alles! Du!!! Dich liebe ich! Dich muß ich lieben ewiglich! Oh Du!!!!! Gott behüte Dich mir vor allem Bösen! Kehre mir bald heim!

Mein Geliebter! Mein [Roland] Du! Deine [Hilde], Dein glückliches Weib!

Geliebter! Gutnacht! Ich liebe Dich!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946