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[OBF-420910-002-01]
Briefkorpus

OBERFROHNA, i. SA., den [*]

Donnerstag, am 10. September 1942.

Geliebter! Mein Herzlieb! Du! Mein [Roland]!

Ach Du! Du!!! Sag? Ist es denn möglich? Ists' denn wahr? Herzelein!!! Was Du mir heute schreibst?! Oh Du! Herzelein! Herzelein! Dein lieber Bote ist gekommen, der mir das süße Geheimnis anvertraut! Ach Du! Wie glücklich bin ich! Ach Du! Du! Als ich den Brief erbrach, da spürte ich ja gleich an der Anrede, daß etwas Besondres sein müßte heut'! Ein Jubel, ein unterdrücktes Jauchzen schwang darin, Du! Ach, ich habe es doch gleich gespürt!! Und dann beim Weiterlesen, ach da wurde es mir ja dann bestätigt, was ich in seliger Ahnung mir selbst prophezeite!! Geliebter!! Geliebter! Du! Du willst zu mir kommen! Herzallerliebster! Du willst zu mir kommen!!! Ach – Herzelein!

Oh Du! Wie ein befreiter, heller Jauchzer drängts doch aus des Herzens Tiefe, Du willst zu mir kommen!!! Herzelein, ach Du! Wie hab ich gezittert vor Freude, ach –die Tränen sind mir übers' Gesicht gerannt und ich habe die Hände falten müssen und Gott mich anvertrauen, in meiner übergroßen Freude, ich hatte ja niemanden – Ach, Du! Helfe uns der Herrgott! Geliebter! Ich kann es nicht fassen, Du! Noch nicht erfassen, daß alles, was in heißem Verlangen in uns ruht immer, nun aufbrechen soll, herrliche Wirklichkeit werden soll!!! Oh Geliebter! Mein Geliebter!!!

Hilf uns, Herrgott! Du! Ich bin ja ganz erregt vor Freude und unterdrücktem Jubel, ja unterdrücken will ich ihn noch meinen Jubel!! will ganz lieb vernünftig sein; denn noch haben wir keine feste Zusicherung. Du hast das Wort eines Vorgesetzten, die Entscheidung liegt in Händen eines anderen. Und wir dürfen nur zuversichtlich auf diese Entscheidung hoffen. Oh Du! Eine herrliche Hoffnung hält uns nun in Bann! Geliebter! Geliebter! Die willst zu mir kommen! Ach Du! Laß dich anschaun! Du!!!!! Ganz tief muß ich Dir in die lieben Augen sehn. Deine Freude will ich erkennen! Deine Seligkeit die darinnen leuchtet! Und Deine große Liebe! Oh Du! Blick will in Blick ertrinken – Du!!! Ich liebe Dich sooooo herzinnig – mein [Roland]! Oh Du! Laß Dich umarmen! Laß Dich küssen! Ganz lieb, sooooo lieb! Du!!! Ich bin soooo glücklich! Oh Herzelein! Was hast Du mir heute für große Freude gebracht! Sooo große, tiefe und helle Herzensfreude!

Ach, noch als die Mutter heimkam zitterte ich vor Freude und Seligkeit, ich bin ja sooo glücklich!!!!! !!!!! !!! Herzlieb! Du willst zu mir kommen!

Ach, was diese Worte fuer mich bedeuten, was sie umschließen! Du!! Alle Seligkeit auf Erden! Geliebter! Und Dir bedeuten sie ja ebenso viel, mein [Roland]!

Ach Du! Du!!! Was soll ich Dir jetzt noch sagen?

Du!!! Ich bin glücklich, überglücklich! Und ich kann gar keinen Gedanken fassen, kann nur immer Deinen geliebten Namen auf meinen Lippen bewegen. Mein [Roland]! Du!!! Mein [Roland]! Oh komm zu mir! Oh komm zu mir! Ich sehne mich ja unendlich!!! Geliebter! Oh stehe uns Gott bei! Segne und behüte er Dich! Du mein Ein und Alles!

Du!!! Ich warte auf Dich!!! Du!!!

Deine glückliche [Hilde]

 

[*am oberen rechten Seitenrand in Druckschrift vorgedruckt auf jedem Bogen vom Briefpapier]

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946