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Briefkorpus

112.

Dienstag, am 9. Juni 1942.

Herzensschätzelein! Geliebtes, teures Herz! Du!!

Morgen schreiben wir den Juni schon wieder zweistellig – und dann werden die Tage rasch vergehen bis vorn eine 20 steht, Du! 21. 22. 23. 24. –! Und dann hört doch unser Kalender auf, gelt?

Oh Du!!! Du!!!!! Wie sehr ich mich doch freue, Du!!!!! Und ich weiß doch, Geliebter! Daß Du Dich ebenso freuen mußt! Oh Herzelein! Ganz leise muß ich mich doch erst freuen – aber es will mir kaum noch gelingen, Du! Weil ich mich zu sehr nach Dir sehne, zu sehr! Ach, Herrgott im Himmel! Sei uns gnädig!

Liebster! Weil die Post gar so gut ging, muß ich mich nun wieder ein paar Tage gedulden; gestern und heute kam nichts an von Dir. Ach, ich will auch garnicht ungeduldig sein! Ich habe doch so viel Freude bei mir! So reiche Freude!

Schätzelein! Du bist ja bei mir mit Deiner ganzen, großen, innigen Liebe! So entschieden, so gerade findet auch Dein Sehnen und Heimverlangen den Weg zu meines Herzens Mitte! Oh Du! Geliebter! Wie glücklich sind wir miteinander in uns[e]rer Liebe! Ach Du! Wie Du mich glücklich machst, ebenso kann ich Dich auch beglücken – Herzelein! Du sagst es mir!

Und das ist doch meine ganze Freude! Du!!!!!

Du, Schätzelein! Sagst mir, daß Dich meine Boten so glücklich machen – und ungeduldig – Du!!! Du!!!!! Und so durstig! Oh Herzelein! Durstig nach dem Brunnen unsres Glückes! Wenn Du wieder bei mir bist, so fragst Du mich, wollen wir ihn suchen, den Glücksbrunnen? Du! Ja, oh ja – Herzelein! Und wir nehmen uns lieb bei der Hand, wir finden den Weg, finden ihn wieder! Den Weg ins Märchenland der Liebe! O ja! Auch ich kenne ihn! Ach Du liebes, herzliebes Mannerli mein! Wie lieb hast Du mich doch! Hast mich am allerliebsten von allen Menschen, die ich kenne! So beglückt spüre ich, das, mein Herzlieb. Nimmst mich so lieb und warm an Dein Herz, bettest mich so weich! Oh Geliebter! In Deinen Armen, an Deinem Herzen finde ich alles Glück, alle Seligkeit! Da ist Heimat, Geborgenheit, Ruhe – oh Du!

Ach Herzlieb! Alles, was ich Dir aus übervollem, glücklichem Herzen sage, es soll immer wieder aufs Neue ein Bekenntnis meiner unendlichen Liebe sein! Du!!! Vergiß nie, daß in der Heimat ein Menschenkind wartet – treulich wartet, wenn auch alles ringsum wankt und fällt – eine wird Dir bleiben und wenn Jahre darüber vergehen, sie bleibt die Deine! Geliebter! Vergiß das nimmermehr!

Der Platz in meinem Herzen, er ist Dein, nur Dein. Kein Mensch hat noch ein Recht darauf. Du!!!!! Du hast meine Liebe, hast mich so ganz, Geliebter! O Du!! Sag, Herzelein? Erfüllt es Dein Herz auch mit unbeschreiblichem Jubel und Glück, wenn Du an mich denkst!

Ach Du! Wenn ich mir Dein geliebtes Bild vergegenwärtige, dann möchte ich aufspringen vor Ungeduld und Sehnsucht! Dir entgegeneilen und mich jubelnd in Deine Arme werfen – Deinen Herzschlag spüren, Geliebter! Deine lieben, lieben Augen auf mir ruhen fühlen! Dein Mund wird den meinen suchen, in innigem Kusse sind unsre Lippen vereint!

Oh Geliebter! Seliger Augenblick!

Köstlicher Traum vom Glück! Du wirst zu mir kommen! Wirst mich beglücken mit Deiner Nähe! Mit Deinem geliebten Wesen! Herzelein! Mein Schätzelein! Du! Oh Du!!!!! Ich freue mich so ganz unbeschreiblich auf Dich! Wie will ich Dich fest umschlingen und lieb, ach so lieb an mein Herz drücken, Goldherzelein! Alles Glück möchte ich Dir bringen, was Du Dir erwünscht und erträumst, Du! Alles Glück, von dem wir ein halbes Jahr lang träumen, wollen wir in diese 14 Tage einfangen! Du!!!

Und wenn wir geblendet die Augen schließen müssen dann, ich will es verströmen lassen und in mich aufnehmen in seligem Wechsel, Du! Du!!! Sonnentage sollen es sein, die Tage unsres Einsseins! Oh Herzelein! Mein Herz schlägt so laut!

Ich freue mich auf Dich! Oh segne Gott unser Wollen, möchte er Dich behüten vor aller Gefahr!

In Liebe und Treue ganz Deine [Hilde] Dein!

Viel liebe Grüße auch v. d. Eltern!

 

[Seitenverwirrung? Es könnten hier Seiten vertauscht worden sein, denn nach den üblichen Schlussfloskeln geht der Brief weiter wie folgt:]

Herzelein! An Deinem Herzen ruhen, das ist all mein sehnlichstes Verlangen! Wo Du bist, ist meine Heimat, da bin ich zuhaus. Geliebter! Nirgends noch, als allein bei Dir überkommt mich diese wunderbare Geborgenheit und Seligkeit! Du!!! Sie ist Zeichen innigster Liebe, letzten Vertrautseins. Und daß es zwischen uns so ist, Herzelein! Das ist all unser Glück! Wem anders, als dem Herrgott verdanken wir es? Mein Gottesgeschenk ist unsre Liebe, so glauben wir felsenfest.

Und daß wir unseren Bund der Ehe vor Gott beschlossen, daß wir ihm unseren Bund anbefahlen, es ist keine Versicherung, keine Zusicherung, daß wir nun gegen alles Unglück gefeit seien. So ist es nicht, daß Gott uns vor allem Herzeleid bewahrt als Dank Belohnung dafür, daß wir an ihn glauben. Ein Zeichen höchsten Vertrauens ist es, daß wir unseren Weg, unser Leben in seine Macht befehlen und Gottes ewige Güte nimmt uns auf als seine Kinder. Wenn wir uns[e]res Vaters Vertrauen suchen, so wird er uns nicht abweisen! Geliebter!

O laß uns immer Gottes Kinder bleiben. Unser Glück ist so groß, daß wir bangen möchten darum! Doch in Gottes Vaterhut [sic] sind wir geborgen.

Das Kriegsgewitter kann noch so toben, wir werden zuinnerst ruhig sein und feste Gewißheit haben, daß Gott uns führt und leitet.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, ich fürchte kein Unglück; denn du bist bei mir! Dein Stecken und Stab trösten mich.

Herzlieb, ein wunderschönes Lied ist es, Du kennst es auch.

Ach Herzelein! Du mein geliebter, treuer Lebensgefährte! Der Herrgott wird mir Dich erhalten, ich glaub es fest. Und immer will ich beten um Kraft zu neuem Glauben, um Geduld, in Treue auszuharren. Und ich kann Dir die Treue halten! Du!! Und die Heimat!! Und mein Herz Dir bewahren! Mich so ganz!! Weil ich Dich liebe, Du! Über alles liebe! Du!!!!! Du bist mein Glück, mein Leben! Mein Sonnenschein! Du nur bist meine Erfüllung! Meine Ergänzung! Ich lasse Dich nimmermehr.

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Hilde freut sich sehr über das baldige Wiedersehen mit Roland. Er hat anscheinend bald 14 Tage Fronturlaub. Hilde ist fest in ihrem christlichen Glauben und ist überzeugt davon, dass Gott ihre Liebe beschützt.

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946