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Briefkorpus

104.

Sonnabend, am 30. Mai 1942.

Geliebtes, teures Herz! Du mein geliebter [Roland]! Du!!!

Nun komme ich doch schon wieder zu Dir, mein Herzelein! Ach Du! Ich komme doch soo gerne! Und käme zu jeder Stunde, ja Du! Wenn ich immer so viel Zeit übrig hätte! Und wenn ich mich nicht vor den Eltern schämte. Ach schämen, das ist wohl nicht der rechte Ausdruck. Weißt Herzelein! Es ist ein komisches Gefühl, wenn man sich so beobachtet fühlt beim Schreiben an den Liebsten. Und mich zurückziehen mag ich auch nicht jedesmal. Ich bin hierin so empfindlich und wenn auch eines von den Eltern nur manchmal im Scherz eine Redensart fallen läßt bezüglich meines Schreibens, dann kränkt mich das.

Es weiß doch garniemand [sic], wie sehr ich an Dir hänge! Und wie sehr ich täglich meine Zeit brauche, da ich mit Dir, mein Geliebter, Zwiesprache halte. Ach Du! Glaube mir, wenn ich allein wohnte für mich, Herzlieb, ich würde Dir früh und abends schreiben. Ach, ich habe Dir doch so viel zu sagen und nicht nur aus dem täglichen Leben allein. Über unser Glücklichsein allein ließe sich doch täglich so viel schreiben! Oh Herzelein! Einander unser Glück und unsere tiefe, innige Liebe zu bekennen werden wir doch unser Leben lang nicht müde. Und wie wir es jetzt alles zu Papier bringen müssen, so tut es sich später in der Tat kund, wenn wir erst immer umeinander sein dürfen. Oh Herzelein! Danach sehne ich mich doch sooo sehr! Dir alle meine Liebe recht zu zeigen und zu erweisen. Und alle meine Treue und Anhänglichkeit. Ach Du! Ich bin Dir doch so ganz in Liebe ergeben, so ganz nur Dein Eigen! Herzelein! Daran ändert nicht die Ferne etwas, die zwischen uns liegt; auch nicht die Trennung, keine noch so lange Wartezeit! Dein bin ich!! Ganz Dein! Und bleibe es in Ewigkeit! Niemals kann mein Sehnen ins Leere greifen, denn am anderen Ende der immer gleichen Bahn all meiner Gedanken stehst ja Du, Geliebter! Hältst mir Dein Herze offen, oh so weit und lieb offen! Ich fühle es so tief beglückt! Ach Schätzelein! Mein geliebtes Schätzelein! Wie soll ich Dir denn recht zeigen, wie so glücklich Du mich machst. Herzelein! Mein geliebtes Herzelein! Heute bist Du doch sooo lieb zu mir gekommen, sooo lieb, Du mein allerliebstes Herzelein! Ach Du! Du! Du!!! Ich habe doch weinen müssen vor lauter Freude und Glück! Es bewegt mich so tief, wie Du mich liebst, mein [Roland]! Ach, so wundersam berührt mich Deine große Liebe. Du!!! Fast ist es wie ein Märchen – Du! Daß es solche Liebe noch gibt! Solche einmalige, innige, ausschließliche Liebe. Ach Du! Du! Es ist kein Märchen! Alles ist glückhafte Wirklichkeit! Oh Du mein [Roland]! All mein Sehen hast Du gestillt, all mein Glückträumen aus Mädchentagen hast Du erfüllt! Du! Du allein! Mein Sonnenstrahl! Mein Herzenslieb! Du bist doch mein Sonnenstrahl gewesen, der das knospende aufgeweckt hat zum Leben, zum Blühen! Und nun bist Du doch mein Sonnenstrahl! Du!! Darfst nie mehr von mir fortgehen! Du! Sonst muß es verwelken, Dein Herzblümelein, verschmachten im Schatten und in der Kälte umkommen. Du hast mich erweckt und nun brauche ich Dich doch, Du um leben zu können. Wie die Blumenkinder den Sonnenstrahl brauchen, um zu blühen, so brauche ich Dich, mein Lieb, um zu leben. Oh Du! Du!!! Daß Du mein Sonnenschein sein willst Dein Lebenlang [sic]! Goldherzelein! Geliebter! Du ahnst ja nicht, wie glücklich Du mich machst! Oh Du! Herzelein! Soo tief sind unsre Wesen einander verbunden! So unlösbar sind unsre Herzen ineinader verankert! Unmöglich, daß eines das andere losläßt! Du!! Oh Herzelein! Was braucht es denn überhaupt noch der Worte um uns unsrer Treue zu versichern unsrer Liebe, Du! Es ist nur immer wieder Ausdruck unsrer übergroßen Seligkeit und unsres Glückes! Es muß sich künden irgendwie, ach Du! Herzelein! Ich muß all das reiche Glück erst in mich ganz aufnehmen, daß Du mir heute geschenkt hast. Oh Du! Es will mir do[ch] schier das Herz zerspringen vor Seligkeit! Vor Jubel! Oh [Roland]! Liebster [Roland] mein! Geliebter!!! Glückselig drücke ich Dich an mein Herz! Voll tiefen Dankes! Du!! Du!! Glückbringer mein! Ziel meiner Sehnsucht. Ich liebe Dich! Oh behüte Dich Gott! Mein Ein und Alles!

In Ewigkeit Deine glückliche [Hilde], Dein Weib! Dein!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946