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[OBF-420219-001-01]
Briefkorpus

2)

Donnerstag, den 19. Febr. 1942

Herzensschätzelein! Meine liebe, liebste [Hilde]!

Nun ist der erste Tag herum. Feierabend, in der Kompanie jetzt schon um 18 Uhr. In der Arbeit habe ich mich umgesehen. Bin zum erstenmal wieder nach dem Hafen gegangen. Ach Du! Ich bin doch noch halb zu Hause. Und das Auge schaut befremdet drein. Ein paar Tage, dann bin ich wieder richtig hier – nur das Herz, das Herz – ist immer bei Dir!

Du liebes, liebstes Herzensschätzelein! Geliebte!!! Wie soll ich Dir denn sagen, was mich bewegt nun, da ich all die vielen lieben Boten von Dir in Händen halte? Du! Du!!! Du!!!!! !!!!! !!! Liebes, gutes Herzenskind, Du! Mein Weib! Mein liebes, bestes Weib!

Ach Geliebte! Du! Mein Glück! Mein ganzes Glück und HerzensSonnenschein [sic]! Mein Ein und Alles! Mein Leben, Du! Meines Lebens übergroßer Reichtum und Schatz, Du!

Oh! Behüte Dich Gott! Er schaue gnädig auf unser Glück! Er schenke uns in Gnaden ein Leben Seit an Seite! Oh Du! Du!!! An Deiner Seite, Geliebte! Ach Schätzelein! Wie verdiene ich denn solches Glück? Das Glück solch großer, guter Liebe? Ach Schätzelein! Hatte ich Dich denn immer recht lieb? Jetzt im Urlaub? Ach Du! War ich denn auch recht Dein Glück und Sonnenschein? Oh Du! Du!!! Du!!!!! Ach Herzelein! Ich weiß es doch gar nicht! Ich habe doch gar nicht darüber nachgedacht. Schätzelein, ich habe doch ganz mein selbst vergessen, wie früher gar nie. Ach Du! Die Sonne meiner Liebe hat mir gestrahlt – und sie weiß davon nicht als nur von dem Widerschein Deiner Augen und dem Widerhall Deines Herzens – ach Herzelein! Du!!! Alle Kraft ihres Strahlens hast Du auf Dich gezogen – Herzelein! Alle Kraft meines Liebens strahlt zu Dir! Allein zu Dir – ohne Rest – ganz zu Dir! Geliebte! Geliebte!!! Kein Strahl, der sich verirrte, kein Strahl, der nicht bei Dir sein Geschwister, seinen Halt, seine Erfüllung fände! Ach Herzelein! Und ich weiß, wie meine Liebe sich immer neu entzünden wird an der Deinen! Du! Du!!! Mein liebes, reiches Weib!!! Ach Herzlieb! Und wenn ein leichter Schatten über den Glückshimmel uns[e]rer Tage zog, dann war es nur, weil ich Dir nicht noch recht zeigen konnte, wie sooo lieb ich Dich habe – so wie dann in unserem gemeinsamen Leben, weil ich fast nur immer mich mußte beschenken lassen, weil ich fast nicht Gelegenheit hatte, um all das reiche Geschenk zu dienen! Du! Du!!!

Der harte Wintersmann bannte uns ins Stübchen – ins enge Stübchen der Eltern – und alles, was sonst mit unseren Herzen schwingt und singt, es war verstummt und erstarrt von dem Eiseshauch des Winters, dieses Kriegswinters. Nur unsre Herzen konnten zueinander sprechen! Oh Geliebte! Und wir haben doch wie sonst ganz zueinander gefunden! Ach Herzensschätzelein! Ich habe Dich doch sooooooooooooo lieb! Sooo unendlich lieb! Du weißt es! Und Du hast es gefühlt! Du fandest Dich geborgen und warm eingehüllt in meine Liebe! Wie ich in der Deinen alles, alles Glück fand, Herzelein, nach dem sich [da]s Herz sooo sehnte!

Geliebtes Weib! Du! Meine [Hilde]! Du weißt auch, daß Dein Mannerli alle Kraft hat aufbieten ^müssen, daß nicht der Schmerz obsiegte und unseren Abschied umdüsterte. Ach Geliebte! Du! Daß ich Dich sollte wieder allein lassen müssen – allein – es hätte mir das Herz zerreißen mögen, Du! Du!!! – wenn wir nicht Gott über uns wüßten – wenn unsre Liebe uns nicht bliebe – Du! Du!!! Sie bleibt uns! Bleibt uns ganz lebendig, wir wissen es! Und wenn in uns nicht Vertrauen und Hoffnung lebten! Oh Herzelein! Wir wissen, Hoffen und Vertrauen sind kein Wahn! Und unsre Liebe nährt sie – es kann nicht anders sein! Rechte Liebe muß hoffen und vertrauen!

Herzelein! Wir bleiben einander verbunden über alle Ferne! Unlösbar, unverlierbar verbunden! Ach Du! Und ich bin ganz Dein – und bleibe es dies ganze Leben! Ach Herzlieb! Du hast es immer schwerer beim Abschied. Mußt zurückkehren an den Ort unseres Glückes, zu all den stummen Zeugen unsres Glücklichseins. Und kein zudringlicher Blick und keine Scheu dämmt Deinen Schmerz. Du liebes, tapferes Weib! Hast mich sooo lieb! Sooooooooooooo lieb! Ach Du! Ich mag gar nicht von Dank reden. Meine Liebe soll mein Dank sein. Sie gilt all Dir! Du!!! Und ich brauche mir das nicht vorzunehmen und nicht zu wollen. Es ist so. Herzelein! Ganz verloren bin ich an Dich! Ganz Dein Eigen! Ganz gefangen in Deiner Liebe! Und so wird es immer bleiben! Immer!!!

Herzensschätzelein! Die Kameraden erhielten heute Post. Die Deine geht wohl noch nach Wien. Ich war noch einmal am Sonntag schnell am Schalter – aber es war nichts dabei für mich. Ach Schätzelein! Ganz lang kann ich mich gedulden jetzt. Sooo viele Boten halte ich in meinen Händen – und mit ihnen den ganzen Reichtum Deiner Liebe. Auch die beiden Bummelanten vom 15. und 16. Dezember sind angekommem mitsamt einem langen Schreibebrief von der lieben Mutsch vom 16. Dezember. Sage ihr bitte meinen Dank. Nun geht die Uhr auf 11. Punkt 11 Uhr dreht man uns das Licht weg.

Herzliebes! Morgen komme ich wieder zu Dir. Ich bin noch gar nicht ganz müde und will noch ein Weilchen ganz lieb Dein denken. Herzensschätzelein! Ich habe Dich ganz sehr lieb! Ganz fest bist Du in mein Herz geschlossen und wohnst darinnen ganz allein! Du! Du!!! Ich liebe Dich! Ich bleibe ewig Dein [Roland]

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Autor Roland Nordhoff
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946