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[OBF-420210-002-01]
Briefkorpus

Dienstag, am 10. Februar 42

Herzensschätzelein! Geliebtes, teures Herz! Mein [Roland]!

Du!! Dein Frauchen ist doch noch so ganz an die Feiertage mit seinem Herzensmannerli gewöhnt. Eben ist der Briefträger vorbei, der aber nur von Glauchau etwas brachte, just zur gleichen Zeit war Dein Frauchen fertig mit der Morgentoilette! Ja! So spät ist es erst aufgestanden, kurz vor 9 [Uhr].

Nun hat es wieder so zu eilen als wär sein Mannerli noch daheim. Das Öfchen glüht – im Ofen brummelt auch ein Feuer. Der Kaffee soll bald kochen, Frauchen ist hungrig. Zum wievielten Male denkt es wohl eben an sein Herzensmannerli, daß es ihm den Morgenkaffee bringen möchte? Ach Du!!! Zum Fenster herein schaut ein grauer Nebeltag. Es scheint Tauwetter zu kommen; denn es regnet ganz leise. Wo wirst Du jetzt sein? In serbischem Land, oder schon weiter? Ob Du wohl gut Anschluß hattest, mein Lieb? Hoffentlich mußtest Du nicht so arg frieren. Nun weiß ich Dich bald, bald wieder an einem festen, gewissen Ort. Deine Kameraden werden Dich auch in Gedanken verfolgen. Ich habe gestern den ganzen Tag Dein gedacht[.] – Bis in die Nacht hinein verfolgten Dich meine Gedanken. Herzelein, ich kann nicht eher ganz ruhig wieder schlafen, als bis ich Dich an Ort und Stelle weiß. Ich mußte mich darum auch gleich heute früh – wie gestern – zu Dir setzen auf ein Stündchen und mit Dir plaudern. Es drängt mich so dazu und es ist, als ob dann erst mein Tagewerk seinen Lauf nähme.

Ach Geliebter! Ich bin Dir so fest, so ganz unlösbar in Liebe verbunden. Es ist ein ganz großes, stilles Glück in mir – oh, Du kannst es allein nachfühlen, wie wundersam gut und schön dieses Glücksgefühl ist! Liebe, köstliche Liebe beseelt uns so ganz, erfüllt unser Herz zutiefst! Oh Herzelein! Welch köstlichen Schatz tragen wir mit uns! Welch wunderbares Leben geht über alle Zeit und Ferne zwischen unseren Herzen! O daß wir uns immer und immer so innig festhalten können! Gott schenke uns die Kraft. Mein ganzes Leben, all mein Tun und Trachten, es ist auf eines nur gerichtet, es kennt nur ein Ziel in dieser Welt: Dich glücklich machen, Dich lieben mit aller Herzenskraft, so ganz Dein Eigen zu sein, bis in alle Ewigkeit! Oh Geliebter! Welch herrliches, leuchtendes Ziel! Du bist wie meine Sonne, nach der ich mich strecke, die ich brauche, um leben zu können. Geliebter!!!!! Ich bin Dein, so ganz Dein! Ich liebe Dich! Und Du mußt das fühlen, wissen – Du! So wie ich es bebend vor seliger Freude aus Deinem lieben Augenpaar gelesen habe, wie Du mich liebst! Oh Herzelein! Du liebst mich so unermeßlich! Du!!!!! Ich weiß es! Du!!! Darum drängt all mein Herzblut hin zu Dir! So übermächtig ist der Strom meiner Liebe! Oh Du!!! Ich habe mich Dir so ganz gegeben. Nun bin ich Dein – nur Dein, bis Gott mich einst von Dir scheidet. Mein Leben auf Erden gehört Dir, Dir. Geliebter! Es ist so wunderbar, wie mich unser großes inneres Glück keinen Augenblick verläßt, wie ein lieber Sonnenschein geht das Glück unsrer Liebe in meinem Herzen mit durch die Stunden und Tage. Ach – es war ja schon immer so – nur hat es mich Deine Nähe, Dein Hiersein dessen nur glückhafter und eindringlicher bewußt gemacht. Du!!! Wie lieb haben wir einander!

Herrgott im Himmel, schaue gnädig auf unser Glück. Sei mit uns in allen Zeiten; segne uns, behüte uns; laß uns Deine Kinder sein. O rüste uns aus mit Kraft und Glauben, mache uns fest in der Treue zu dir. Hilf uns, Herr, zu einem friedevollen Leben in deinem Namen!

Mein Herzensschätzelein! Ich bete für Dich und für unser Glück. In Freud und Leid wollen wir Gottes Kinder sein und bleiben

Du! Geliebtes Leben! Mein Ein mein Alles, Du!

Herzelein! Nun will ich Dir noch einiges erzählen. Gestern Vormittag erledigte ich unsere Geldgeschäfte. An Frau H. richte ich noch einige Zeilen. Hellmuths Paket packte ich, schrieb einen Brief, auch Hermann steckte ich die Bilder in einen Umschlag und schrieb einige Worte. Es blieb wenig Zeit gestern, weil wir nach Chemnitz fahren wollten. So habe ich gleich alle Post mitgenommen bis zum Hauptpostamt. Der liebe Siegfried hat auch wieder geschrieben gestern, sein Brief ist vom 6. Dezember! Am 17.12. abgestempelt, und erst jetzt bei mir. Er sc[hre]ibt von andauernden Einsätzen, von 30° Kälte, von der nunmehr geschwundenen Hoffnung auf ein Weihnachten im Reich. Ich muß ihm heute noch schreiben, er ist jetzt das Sorgenkind unsrer Familie. Ich schicke ihm das Büchlein mit.

Und auch den lieben Kamenzer Eltern will ich schreiben, wegen der Urkunden. Den Brief hatten wir am Sonntagabend wieder vergessen!! Mutter hat noch dazu geschrieben und alles in einen Umschlag gesteckt!! Sie werden schön lachen! Wir bekamen gestern die Wollschlüpfer für Mutter und Tante. Nun kann auch das Kamenzer Paket fort. Nachher will ich auf's Rathaus, wegen unsrer Urkunden. Bin gespannt, ob die Deine noch vorliegt. Wenn nur alles recht bald in Ordnung käme.

Tante u. Onkel M. lassen Dich herzlichst grüßen, das nächste Mal sollen wirs möglich machen mit einem Besuch. Sie verstehen es schon! Onkel ist nochmal zurückgestellt. Er steht im Dienste der H. K. P. (= Heimat Kraft Park)[,] sie überholen Wehrmachtswagen. Onkel bereift sie neu.

So, mein Herzelein! Nun ist es ½ 11 [Uhr] geworden! Ich muß Essen ansetzen. Muß auch nach Scheußlitz [sic]! Ist das nicht scheußlich? Wir kaken [sic] immer noch in der Gegend rum. Nun sei für heute in aller Liebe recht vieltausendmal gegrüßt und innig geküßt von Deiner treuen [Hilde].

Gott behüte Dich mir, mein liebes Schätzelein!

Viele liebe Grüße soll ich von den Eltern bestellen!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946