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[OBF-420208-002-01]
Briefkorpus

Am Sonntagabend um ½ 10 Uhr.

Mein Herzelein! Du mein herzensgutes Mannerli!

Oh Du! Mein Geliebter!! Du!!! Du Allerliebster! Ich hab es doch gewußt – Du Einziger! Bester! Liebster, die Tränen verdunkeln mir den Blick, ich muß so sehr weinen vor Liebe und Glück und Dankbarkeit. Oh Du! Mein Herz ist so voll, so ganz übervoll. Ist es die süße Herzensliebe allein? Ist es der wehe Abschiedsschmerz? Oh Du! Ich kann mir darauf selbst nicht antworten. Ich fühle nur so heiß und mächtig, oh so urgewaltig, wie ich Dein bin mit allem, was ich bin und habe! Oh Du!!! Nun bist Du meinem Auge entschwunden – ich habe mich tapfer gehalten bis zum letzten Moment.

Ach Schätzelein! Geliebtes, teures Mannerli mein! Dir kann ich und muß ich es sagen, wie weh mir ums Herze ist, wie ich weinen mußte von dem Augenblick an, da Du meinem Blicke entschwandest. Oh, mein Geliebter! Wie liebe ich Dich! Wie hänge ich mit all meinem Herzblut an Dir! Wie wunderbar durchströmt es mein Herz wenn ich in Deine lieben, ach so lieben Augen sehe, Du! Nun bin ich wieder daheim bei den lieben Eltern. Sie warteten auf mich und wir haben noch ein Weilchen beisammen gesessen und Dein gedacht. Oh mein Herzelein, wir haben Dich doch alle so ganz von Herzen lieb. Jedes auf seine Art. Du!!! Nun sind die Eltern ins Bett. Ich schickte mich auch an so zu tun, um die Eltern beruhigt schlafen zu lassen. Du! Ach Du!!! Du weißt es ja, mein Geliebter! Wo Du bist, muß auch ich sein – wenn auch nu[r] in Gedanken. Herzensschatz! Ich bin doch jetzt noch ganz bei Dir! Du!!! Ganz lieb und nahe, wie immer, Du! Ach Du! Nun schaut mich Dein Bild wieder an, so voll Liebe und Glück! Ach, Du! Ich kann doch soooo von Herzen froh sein, wenn ich Dich so schaue. Ich hab Dich lieb! Dein Geschenkbuch habe ich mir geholt, Du!!! Du herzliches, gutes Mannerli! Ich hab es doch gewußt! Die Lieber, Guter! Oh, wie möchte ich Dir ganz lieb danken für Deine Liebe! Du! Geliebter! Die Tränen drängen sich gewaltsam vor – ach Du!! Nun bist Du kaum fort von mir und ich brauche doch nur heimkehrend die Hand ausstrecken – und schon halte ich mein Glück! Oh Du!! Du!!! Geliebter! Ich danke Dir! Mit all meiner heißen Liebe und meiner Treue.

Was Lieberes konntest Du mir zum Gedenken schreiben? Du! Deine Liebe ist all mein Glück, ist all mein Sonnenschein, mein Leben! „O Herrgott im Himmel, stehe du uns bei in dieser harten Zeit! Sei uns Schutz und Zuflucht, lasse uns nicht allein! Ziehe uns nur fester hin zu Dir! Stärke unsre Herzen, rüste uns immer mit neuem Glauben! Bleibe unser gütiger Vater! O halte du uns fest an deiner starken Hand, behüte mir mein Liebstes, mein Allerliebstes!“

Geliebter! Das sind die Worte, die ich unter heißen Tränen mit fest gefalteten Händen auf der Heimfahrt immer wieder auf meinen Lippen bewegen mußte. Mein [Roland], wo außer Dir und meinem Herrgott finde ich Geborgenheit, Halt und Seelenfrieden? Oh Geliebter! Laß uns wieder ganz fest und treu zusammenstehen in der kommenden Zeit! Nicht fallen, nicht wanken! Aufwärts, vorwärts den Blick! Mit Gott wollen wir vorangehen, nichts soll uns bange machen. Mein [Roland]! Ich will Dein allerbester Kamerad sein, heute – immer, mein ganzes Leben lang! Du!!! Gott helfe mir.

Ach Herzelein! Ich wollte heute Abend ein ganz fröhliches Gesicht zeigen. Von aller Liebe und Dankbarkeit durchleuchtet, die mir die kostbaren Tage mit Dir bescherten. Ach Geliebter! Es ist so schwer jetzt – ich muß erst einmal schlafen, mich ausweinen. Wenn ich alles Weh verbergen soll, dann schmertzt es um so [sic] mehr, umso länger. Du verstehst mich, mein Herzenslieb. Es ist nur heute so weh – ich bin Deine tapfere [Hilde], trotzdem! Ach, Du weißt es! Du mußt es wissen! Ich bin stark, so stark für Dich – um unsrer Liebe willen! Du! Sie darf nicht untergehen, nun und nimmermehr! Du!!!!! !!!!! !!! Ich weiß Dich bald in Dresden. O Du wirst gut achthaben. Ich verfolge Dich noch weiter Herzelein, noch weit, weit – bis mich der Schlaf in seine Arme nimmt. Oh wie will ich auf Deinem Kopfbettlein lieb an Dich denken! Dein Nachthe[md]lein ziehe ich an, Du! Will Dir noch einmal so ganz nahe sein, Geliebter. Ach, ich habe Dich so unsagbar lieb! Sooooo lieb! Ich weiß nicht wie ich Dir meine Liebe doch einmal so ganz gewiß ausdrücken kann! Oh Du! oder weiß ich es doch? Geliebter! Geliebter! Gott schenke uns ein Leben in gutem Frieden. Vieltausendmal haben wir dann Gelegenheit einander von tiefstem Herzen liebzuhaben. Herzensschätzelein! Ich küsse Dich, DU!!! Noch spüre ich Deinen letzten Kuß auf meinen Lippen! Du!

Ich denke Dein! Gott sei mit Dir! In Ewigkeit Deine [Hilde],

Dein Frauchen, Du!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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