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[OBF-420107-001-01]
Briefkorpus

Mittwoch, den 7. Jan. 1942

Herzelein! Geliebtes, teures Weib! Meine [Hilde]!

Ach Du, Geliebte! Wenn ich Dich doch bei mir haben könnte jetzt, oder schnell zu Dir kommen könnte – oh Du! Ich müßt Dich sooo lieb und fest an mich drücken – ach, Du! Du!!! Damit Du ganz froh es spürst, ach Herzelein, damit es ganz warm und lebensfroh es Dich durchpulste, daß ich Dein bin, ganz Dein, in unverrückbarer, unauslöschlicher Treue an Deiner Seite stehe, ach Du! Dir am allernächsten! Dich sooo glücklich und innig festhalte und Dein denke immerdar, auch mit Tinte und Feder.

Oh Herzelein! Wie leid tut es mir, in der Seele leid, daß Du sooo lange auf meinen Boten warten mußtest, ach Herzelein, daß ich Dich gerade an den Festtagen, da unser Herz doppelt verlangt nach dem Gruß des Herzallerliebsten, sooo allein lassen mußte! Oh Geliebte! Möchtest Du nun wenigstens gewiß sein, daß ich in aller Treue Dein dachte! Du! Du!!! Hörst Du mich denn, mein Herzblümelein, mein Goldherzelein? Drei Jahre vorher will ich Dir ankündigen, wenn ich vorhabe, ein Grad weniger treu Dein zu denken – Du! Du!!! Du!!!!! !!!!! !!! Oh Du! Überleg selbst, ob ich also in den nächsten Jahren darin nachlassen möchte – und heute noch nicht – und in drei Jahren? – oh Du! Will’s Gott bin ich dann schon lange für immer ganz bei Dir! Du! Ich kann Dir doch überhaupt nie untreu werden!!! Du!!!!! Dir! Meinem heißgeliebten, allerallerliebsten Weibe!!! Oh Du! Ich kann doch nie nachlassen in der Liebe zu Dir, Du! Du!!! Ich habe Dich doch sooo unendlich lieb gewonnen! Mein Atem, mein Herzschlag ist mir deine Liebe, mein Einatmen – und mein Ausatmen, daß ich Dich wiederliebe, Du! Du!!! Oh Herzlieb! Du weißt es, Du mußt es fühlen! Du kannst nimmermehr daran zweifeln! Oh Geliebte! Du zweifelst auch nicht! Aber – ich fühle es – Du warst so allein! So einsam und herztraurig am letzten Abend des Jahres, Du! Du!!! Oh Herzelein! Es tut mir sooo leid! Und ich weiß doch, wie das ist! Und Du hast es darin schwerer als Dein Mannerli – sollst Dich nicht schelten – wenn das Mannerli ohne Gruß ist, sind die Kameraden es m[ei]st auch, und wir können leicht einander trösten! Oh Geliebte! Wenn ich nicht längst es schon wüßte aus Deinem Jubeln und Glücklichsein – dann müßte Dein Betrüben es mir künden, daß meine Liebe Dir so wie mir die Deine des Herzens ganzer Sonnenschein ist! Oh Du! Mein liebes, teures Weib! Und soviel Tage Gott mir in Gnaden noch zumessen mag – Dein Sonnenschein möchte ich bleiben solange, Dich glücklich machen all diese Tage und Stunden – oh Herzelein! Verloren schiene mir jeder Tag, an dem ich es nicht könnte und dürfte – es gibt nichts Schöneres mehr in diesem Leben als Dich liebhaben, liebhaben! Herzelein!!!!! Du! Dich! Dich!!! Mein liebes, einziges Weib!!!!! !!!!! !!! Oh Schätzelein! Herzelein! Ob Du wohl wieder froh bist? Oh Du! In dieser Stunde jetzt müßtest Du es werden, da es mich sooo drängt, Dir all meine Liebe zu zeigen! Du!!! Oh Geliebte! Du!!! Zumeist war ich es, der ein wenig länger warten mußte auf Deinen Boten! Oh Herzallerliebste! Eine Gewißheit haben wir vor jeder anderen, solange wir überhaupt leben und einander lieben – und Gott stähle unsre Herzen zu solcher Treue immer aufs neue –: daß wir einander ganz treu bleiben! Ich bin Deiner Liebe ganz gewiß! Und wenn ich lange einmal ohne Nachricht sein müßte von Dir: Unseren Vater im Himmel wollte ich bitten, daß er Dich gesund erhalte – aber solange Du nur lebst, wirst Du mich liebhaben, das weiß ich, das glaube ich – oh Geliebte! So müssen wir glauben, solange wir einander liebhaben – ohne diesen Glauben könnten wir einander nicht recht liebhaben! Und ich weiß es: ohne diesen Glauben könnten wir nicht leben – solange wir leben, müssen wir einander liebhaben: Du hast mich sooo lieb! – Ich hab Dich sooo lieb! Du! Mein Herzblümelein, mein Leben!

Oh Geliebte! Darin bist Du doch wie ich, Du! Herzelein! Geliebte! Meine liebes, liebes Weib! Mein liebstes Geschwister! Ein ungebrochenes Ganze müssen wir wollen – eine Linie muß unser Leben haben – ein hohes Ziel – einen Sinn – einen Kurs – erproben und bewähren wollen wir uns – eine Würde, einen Adel müssen wir unserem Leben abringen – anders wäre es uns unnütz, unwert, unerträglich, ein Strudel nur in dunkle Tiefe. Und Du und ich, wir müssen uns nach dem Lichte recken, müssen uns Segen flehen und ringen – oh Herzelein! müssen etwas lieben und glauben – müssen uns an etwas halten, wenn wir nicht verzweifeln sollen an diesem Leben: unsre Liebe! unser Glaube! Oh Geliebte! Und wenn alle Welt um uns nur höhnte darum, wenn sie unseren Glauben lügen zu strafen schiene, wenn wir nur ganz allein noch dastünden damit – wir haben den Mut zur Einsamkeit, zur Ausnahme, wir tragen in uns eine Gewißheit, wir fühlen uns von Gott gehalten. Oh Geliebte! Aus dieser Gewißheit laß uns immer neue Kraft und Festigkeit schöpfen. Sie ist kein Trugbild, sie ist lebendige Kraft, die sich bewährt auch in der dunkelsten Stunde. Oh Du! Geliebtes Herz! Herz in Herz und Hand in Hand gehe ich mit Dir! Dein Mannerli – mein liebes Weib! Halt Dich an mich! Schenke mir Deine Liebe immerdar! Oh Geliebte! Ich fühle Deine Augen liebend auf mir ruhen, fühle Dein ganzes Vertrauen! Weißt Du? Ahnst Du, wie das beglückt, oh Du!!! Du!!!!! Du!!!!! !!!!! !!! Soviel Kraft, alle Kraft strömt mir aus diesem Geliebtwerden – und ich fühle ganz glücklich, überglücklich daß ich Dein Mannerli bin, Dein Mannerli, ganz Dein, Dein Ureigen! Oh Du! Fühle den Strom der Liebe von Dir zu mir, von mir zu Dir – Du und ich, eines, ein glückliches Paar! Oh Herzelein! Und Kraft wächst mir aus Deiner Liebe, Dich zu fühlen, auszuschauen nach unserem Wege – aus Deiner Liebe, Deinem Vertrauen! Oh Du, mein liebes Weib! Fühlst auch Du Dich gehalten so von meiner Liebe? Ja! Ja!!! Oh Du! Ganz festhalten will ich Dich immerdar! Nie Dich fallen lassen, nie!!! Ich muß Dich ja sooooooooooooo liebhaben, Du! Du!!!!! !!!!! !!! Oh Du! Du!!! Meine Dankbarkeit allein ließe die Liebe zu Dir nie erkalten in meinem Leben! Ich danke Dir sooo viel! Alles!!! Herzelein! Und meine Treue ist dieser Liebe bewahrende Schal[e] – oh, diese Liebe zu bewahren ihre schönste, höchste Bestimmung! – In dieser Schale aber loht und glüht die Liebe so reich und mächtig, genährt von den Quellen des Herzens – Oh, ist Gott mit uns, sie wird mein Leben ausfüllen bis ans Ende!

Oh Gott im Himmel! Erhalte uns unsre Liebe, unseren Glauben! Halte uns demütig im Glücke!

Oh, daß auch Du es weißt: „Frohe Siegeszuversicht liegt in unserem Glauben! Unbändiges Vertrauen! Letzte Gewißheit!“ Und Kraft zum Überwinden, zum Durchhalten, zur Treue bis zum Letzten! Gott schütze Dich! Mein liebes Weib! Meine [Hilde]!

Ich liebe Dich! Ich halte Dich ganz fest! Ich bin immer bei Dir! Ich bin sooo glücklich in Deiner Liebe! Du! Mein ganzes Glück, mein Sonnenschein! Mein Ein und Alles!

Dir gehöre ich für dieses Leben! Dir allein! Ganz Dein!

Ewig Dein [Roland].

Du! Ich küsse Dich auch ganz lieb! Und sehne mich nach Dir! Oh geliebtes Sehnen!!! Du! Meine Heimat!!!!! !!!!! !!!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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