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[OBF-411220-002-01]
Briefkorpus

Sonnabend, am 20. Dezember 1941.

Herzallerliebster! Mein lieber, liebster [Roland]!

Nun ist der liebe Vater da! Weißt Du denn auch, wie spät es ist, wenn ich Dir schreibe? Rate nur mal! Um 11 Uhr abends! Du!! Um vormittags 1100 [Uhr] kam er an mit dem Zügle. Gut sieht er aus! Und ist aufgeräumt! Ich freue mich über ihn. Er kam nochmal beladen an mit geheimnisvollen Dingen, aber die Mutsch mußte alles verstecken bis zum Fest! Ach, die lieben, guten Eltern – was sie alles für uns tun! Du! Heute war der Tag ein buntes Durcheinander. Erzählen! Erzählen. Gang nach der Stadt! Kaffeepause bei Café Meyer! Viel liebe Grüße an Dich, Herr Kantor!! Und weil der Papa heute abend im Betrieb Lichtlabend feiert, sind wir 3 ins Kino gegangen. „Die Neuberin" nein, eigentlich hieß der Titel „Komödianten". Es hat uns gefallen, so einigermaßen. Der tiefere Sinn war gut – der Film an sich war uns nicht recht symphatisch [sic]. Na – alles kann halt nicht nach unserm Geschmack sein gelt?

Herzlein Du! Wir haben ja heute so oft von Dir geredet! Du!! Vor 34 Jahren hat man Dich mit Schmerzen erwartet, meint der Vater! Weißt Du es wohl? Ach! Du kleiner Bube, der Du da noch warst! Weißt? Heute soll mein Bote nur ein kurzer, lieber Gruß sein! Soll Dir zeigen, daß ich an Dich denke. Morgen habe ich mehr Zeit, da will ich mich zu Dir setzen.

So will ich denn den beiden anderen Lieben auch noch ein Stückel Papier lassen!

Mein lieber [Roland]! Sei vieltausend mal gegrüßt von Deiner [Hilde].

 

[*]

Lieber Sohnemann!

Heute darf ich sogar auf Deinen Bogen mit schreiben [sic]. Dein lieber Vater ist heute eingetroffen u. liegt auf Deinem Sofa und macht sein ersten Versch [sic]! Wir haben heute schon viel Freude gehabt. Unser Pappa ist heute im Lichtlabend, seine Firma zeigt sich diesmal ganz großzügig.

Na heute vor 34 Jahren warste noch nicht auf der Welt! Es ist schon spät ½ 12 [Uhr.] Gute Nacht schlafe schön. Vater schläft in Dein [sic] Bett, wir 2 Frauen müssen ins Turmgemach. Viele herzliche Grüße alles Gute nochmals zum Fest Deine Eltern [Laube].

 
[**]
L.[ieber] [Roland]! Soeben hat man mich von meinem Nickerchen aufgeweckt. Also der Knecht Ruprecht ist mit seiner Rute noch einmal weggegangen. Sie hat gut gefolgt, nun darf der Weihnachtsmann kommen. Wir wünschen Dir frohes Weihnachtsfest. Ob Hellmuth kommt ist ungewiß. Es ist spät bleib gesund[.] Herzlich grüßend.

Dein treuer Vater.

 
[***]
Schreib. Gefreiter

[Roland Nordhoff]

Feldpostnummer: 43460

 

[* = andere Schrift]

[** = wiederum andere Schrift]

[*** = Anschrift auf der Rückseite]

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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