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[OBF-411215-001-01]
Briefkorpus

Montag, den 15. Dez. 1941

Herzelein! Geliebte! Über alles geliebtes Weib! Du!!!

Herzlieb! Wohin soll ich denn heute mit allem Glück? Du! Du!! Das sitze ich nun und weiß nicht recht aus noch ein mit aller Freude, mit allem Glück! Denk nur: drei Päckchen sind gekommen von meinem Schätzelein – alle ganz wohlbehalten. Ob die wohl für Weihnachten bestimmt sind? Eins hab ich geöffnet. Stand gar keine Warnung, kein Halt darauf. War fein was Gebacknes drin - hm, hm!!! Und Äpfelein! Und unten noch etwas ganz fein Verpacktes. Aber das öffne ich doch erst zu Weihnachten. Ja, ganz gewiß! Du Liebe, Gute, Herzensschätzelein, meine ganze Freude. Und dazu 4 liebe Boten von Deiner Hand, alle von Dir! Du! Oh Geliebte! Ich steh doch da wie ein Geburtstagskind, das die Blumensträuße der Liebe gar nicht mehr fassen kann! Ich küsse Dich, Du! Ich drücke Dich ganz fest und lieb an mich! Du! Du! Wie lieb ich Dich! - Wie liebst Du mich! Denkst mein so lieb jeden Tag mitten in Deinem reichen Alltag! Oh Herzelein! Nun hast Du mich mit Deiner reichen Liebe überschüttet. Heute kann ich das doch gar nicht alles fassen. Kann Dir nur von meinem übergroßen Glück, von meiner Freude sagen, Du!!! Du!!!!!

Auch liebe Grüße und Wünsche zum Geburtstage schon kamen von Großdehsa. Ich schicke Dir den Brief nächstens mit. Elfriede hat es doch nicht leicht! Sie tut mir leid! Hat ein böses Knie, böse von innen her! Oh Herzelein! Bleib Du mir immer recht gesund. Sei nicht leichtsinnig! Was ist doch Gesundheit ein reiches Geschenk! Ich bin immer so froh, wenn ich Dich von Deinen Fahrten glücklich wieder daheim weiß!

Heute gegen abend kamen all die Grüße der Liebe. Oh Geliebte!, ich weiß mich fest in Eure Mitte genommen, weiß mich glücklich in Deinem Herzen!

Mitten in meine Freude kam doch nun der Besuch des Konzertes. ½ 11 Uhr bin ich heim gekommen. Und jetzt geht es hart auf 12 Uhr, daß ich Dir noch ein Zeichen meiner Liebe geben muß. Herzlieb! Es war doch ein ganz großes Erlebnis. Denk nur, mitten im Kriege, in ehemaligem Feindesland, reichen Musiker sich die Hand zum Dienst am hohen Werke! Eine Tat des Friedens mitten im Kriege. Eine stattliches Orchester von über 60 Mann, die Mehrzahl Griechen. Der Dirigent, ein deutscher Offizier, dirigierte alle Werke auswendig und führte das Orchester überlegen zu prächtiger Leistung. Ganz voll war das Theater. Es war so erhebend – ich habe Dein immerzu gedacht. Herzelein! Geliebtes Weib! Einmal wird Frieden sein! Und ich werde Dir heimkehren! Dir heimkehren! Gott walte es gnädig!

Geliebte! Heute, über dem Lesen Deiner lieben Boten war ich doch ganz zu Hause. Nun weiß ich doch so lieb genau, was zu Hause vorgegangen ist.

Oh Herzelein! Weiß, daß Du mich liebhast, sooooooolieb [sic]! Und daß Du Dich sooo sehnen mußt! Ich fühle es doch, Herzlieb!

Gedulde Dich fein mit dem Mannerli. Herzelein! So schnell und bald ich nur kann, komme ich zu Dir! Zu Dir!!! Nun laß mich heute schließen. Die Augen wollen mir zufallen. Oh Herzelein! So ganz erfüllt bin ich vom Glück Deiner, unsrer Liebe! So ganz zufrieden und glücklich ga kann ich mich nied[er] legen – geborgen in Deiner Liebe!

Laß Dir danken, Geliebte! Laß Dir sooo danken für Deine Liebe und Güte und Treue!

Morgen, wills Gott, komme ich ganz lieb und lange zu Dir! Herzensschätzelein!

Ich küsse Dich! Ich halte Dich ganz fest! Ich liebe, liebe Dich! Gott sei mit Dir!

Ich bleibe ewig Dein [Roland].

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946