[411213–2‑2]
Sonnabend, am 13. Dezember 1941.
Geliebtes Herz! Mein [Roland]! Herzensschätzelein!
Ich bin wieder daheim! Den 1720 [Uhr] Zug konnten wir nicht mehr erreichen, so sind wir eine Stunde später gefahren und langten um 7 [Uhr] in O. an.
Toll war der Betrieb in der Stadt, alle wollten Weihnachtseinkäufe tätigen. Ein Gewimmel in allen Straßen! Und dabei gibt es doch kaum noch etwas Gescheites. Um 3 [Uhr] sollte uns[e]re Sache steigen, wieder im Kappler-Bräu. So konnten wir uns erst noch ein wenig die Auslagen beseh[e]n und uns mit dem Menschenstrom treiben lassen. Ich möchte wieder mal mit Dir so durch die Straßen bummeln, geheime Wünsche im Herzen, die man sich vielleicht erfüllen kann! Ach, weißt? Das ist nicht das Schönste! Das Schönste ist: Dich an meinem Arm zu fühlen, Dich!! Dich!! Und zu wissen, daß auch Du am allerglücklichsten bist, wenn wir einander so ganz nahe sind. Ach Du! Das ist doch dann Erfüllung allen Wünschens! Etwas Schöneres gibt[‘]s doch nicht, als mit Dir zu sein immer, als mit Dir zu gehen, immer! Herzelein! Ich sehne mich unbeschreiblich nach Dir! Ach Du! Mußt gar bald einmal heimkommen zu Deiner [Hilde]! Hörst Du? Herzelein!!!
Ach, ich weiß, daß Du ganz gut aufpassen wirst! Daß Du genau darauf achtest, wann Du an der Reihe bist! Du sehnst Dich doch auch nach Hause, gelt Herzelein? Sehnst Du Dich auch nach mir? Du!! Du!!! Sag? Oh sag’s mir. Heute sah ich wieder viele Matrosen in der Stadt. Und ich mußte doch sooo sehr an Dich denken, Du!!! Ach Geliebter!!! Wie will ich Dich festhalten!!!!! Festhalten! Wenn Du endlich bei mir bist! Du!!!!!!!!!!
Herzelein! Du bist heute garnicht aus meinen Gedanken gekommen! Gerade heute mußte ich so heftig an Dich denken. Was mag das nur gewesen sein? Ich muß mich sooo sehnen! Ach Herzelein! Komme bald wieder heim zu mir! Ich muß Dich einmal wiedersehen! Muß Dich lieb umfassen — oh ganz lieb! Ganz lieb!!!
Du wirst kommen, bald — bald! Ich glaube ganz fest daran, Geliebter! Gebe Gott, daß Du mich r gesund heimkehrst! In Deinen beiden lieben Boten, die heute ankamen, erzählst [Du] mir nun auch, daß mein Kranz angekommen ist. Ich bin froh darüber, daß ich Dich so erfreute damit und daß er wirklich ankam! Ich fürchtete um die Größe des Päckels! Und alles war heil! Nun hast Du doch ein Stückchen Heimat, Weihnacht eingefangen in Eurem S[tü]bel. Und die Kameraden werden ihn auch liebgewinnen, paß nur auf! K. hat wohl schon Urlaubskoller? Heute, am 13. fahren viele in Urlaub, ist er wohl auch dabei?
Herzelein! [Du] Bist so dankbar und so froh in Deinen lieben Briefen! Ach Du! Wenn ich es lese, dann muß ich mich ganz fest zusammennehmen, daß ich nicht aufspringe vor Sehnsucht und Ungeduld nach Dir, Dich zu umschlingen, daß ich hinausstürmen könnte — ach — weit, weit bis hin zu Dir, Geliebter! Du liebst mich sooo herzinnig! Oh, mein [Roland]! Wie wird mir nur, wenn Du so lieb zu mir kommst! Oh Du!!! Du! Du!!! Wie hast Du mich verzaubert! Wie hast Du mich [so] ganz gefangen! Oh Geliebter! Ich sehne mich so nach Dir! Tausendmal könnte ich es rufen!
Ach Du! Ich will Dich nicht traurig machen, ich will doch ganz tapfer mit Dir ausharren! Bald! So Gott will, kommst Du wieder heim zu mir! Oh! Du mußt kommen, Du!!! Mußt bald kommen Herzelein! Ich muß Dich sooo sehr liebhaben. Oh Geliebter! Was ist nur mit mir? Ich muß mich sooo sehnen. Herzelein! Ich will nun schlafen gehen, es ist spät geworden. Morgen früh gehe ich zum Gottesdienst, dann komme ich wieder zu Dir! Du!! Wirst Du mich heute nacht schlafen lassen? Du!! Du!!!!! Du!!!!!!!!!!!!! Oh, wie liebe ich Dich! Wie ich Dich liebe! Herzelein!!! Der Herrgott schütze und behüte mir Dich! Mein Leben! Mein Ein und Alles! Oh Schätzelein! Du bist all mein Glück!
Ich bin in unendlicher Liebe ganz
Deine [Hilde], Dein!!!