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[OBF-411207-001-01]
Briefkorpus

Sonnabend, den 6. Dez. 1941.

Herzallerliebstes Schätzelein! Geliebtes Weib!

Es ist doch schon Sonntagmorgen, da ich Dir schreibe, Geliebte. Ganz froh und munter bin ich heute, ganz froh, so froh — wie ich es nur sein kann, wenn ich Dich in meinem Herzen weiß, seit Du mein bist, Herzelein! Du!!! Du!!!!! Ich war doch so müde gestern. Und es war so traulich bei uns gestern abend. Ich habe mich ein bissel lang gelegt, wie ein alter Vati, K. hat geschrieben, H. hat geflickt - und Dein Mannerli hat vor sich hingeträumt – und hat es dann verschlafen. Und als es dann erwachte zur Abendrunde, da war es zu spät zum Schreiben. Ach Herzlieb! Du weißt, wie sehr ich Dich liebe, und wirst Dich heute mit diesen wenigen Zeilen begnügen. Und heute abend schon will ich Deine liebe Hände doch wieder fassen – ganz lieb und fest. Ach Schätzelein! Ich möchte Dir doch gerade heute morgen sagen und es Dir zeigen, wie sooo lieb ich Dich habe! Wie sooo glücklich ich mich fühle mit Dir! Mit Dir!!!!! Soviel Sonnenschein ist in mir! Soviel Sonnengold reinen Glückes, Geliebte!

Ach Du! So war es früher gar nimmer! Nur das Sehnen, und das Ahnen solchen Glückes war in mir. Aber nun – Du!!! Du!!!!! Du!!!!! !!!!! !!! Nun ist es Wirklichkeit – ist Erfüllung – wie ich sie kaum ahnen konnte. Ach Herzelein! Das Sehnen ist auch noch in mir – aber es hat einen Weg, eine Richtung. Es geht all, all, all zu Dir! Oh Herzelieb!

Heut morgen habe ich doch eine Weile wach gelegen und habe die Landschaften unsrer Liebe an mir vorüberziehen lassen. Geliebte! Geliebte!!! Dein Mannerli schaute schon soviel Landschaften, so schöne liebliche und gewaltige auch, die den Herzschlag und Atem beflügelten oder stocken ließen vor Bewunderung. Aber so lieb – so innig – so warm – und so voll dunkler Tiefen und goldener Kostbarkeiten war keine noch, kann keine sein – wie die Landschaften unsrer Liebe es sind, und wie sie es schon waren. Oh Geliebte, Du! Du!!! So ganz aneinandergeben, sich ganz entäußern, und anlehnen, und einander anvertrauen und einander schmiegen, sich ganz aufschließen – sooo alle Liebe sprechen lassen können – ein Menschenkind ganz liebhaben — das ist das Köstliche, das höchste Glück auf Erden.

Uns ward es geschenkt, Herzelein! Uns wird es zuteil! An Dich kann ich ganz mich geben! Dir kann ich ganz mich anvertrauen! Bei Dir und vor Dir allein kann ich so sein, wie ich bin, Geliebte! Oh Herzelein! Mich anlehnen und anschmiegen und aufschließen, meine Herze öffnen – mein ganzes, großes Sehnen war es, und doch nicht leicht zu stillen – Du, Du allein kannst es erfüllen. Und dazu das andre Sehnen, ein Menschenkind zu finden, das sich ebenso, wie ich mich, so zu mir sich neigte in gleichem Sehnen – in Dir ward mir glücklichste Ergänzung, Herzelein! Goldherzelein! Gelie[bt]e!!! Oh Geliebte! Ich fühle Dich mir ganz nahe – ganz nahe, in letztem Vertrauen, in letzter Hingabe, in reichster Liebe an meinem Herzen reifen – Du! Du!!! Goldherzelein! Herzblümelein! Du bist mein! Ganz mein! Mein liebes treues Weib! Oh. Du!  So glänzt und jubelt es in mir, so glücklich, und froh und dankbar und stimmt ein in den herrlichen Adventsmorgen!

Herzlieb! Laß Dich küssen – laß Dich herzen! Oh imch möcht Dich doch gar nimmer loslassen – aber ich muß jetzt, nur mit der Tinte! In meinem Herzen bist Du immer, ewig! Gefangen! Du! Du!!!  Du!!!!! !!!!! !!!  Gott behüte Dich! Ich liebe, liebe Dich! Sooooooooooooo sehr! Ich bleibe ewig

Dein-mein!!! Dein [Roland]!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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