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[OBF-411202-001-01]
Briefkorpus

Dienstag, den 2. Dezember 1941

Herzensschätzelein! Mein liebes, treues Weib! Du!!!

Bist sovieltausendlieb zu mir gekommen heute, Du! Du!!! Oh Herzensschätzelein! All mein Glück steht vor mir – Deine Liebe, unsre Liebe! – Ach, Du selbes, Herzensschätzelein! Sooo lieb! Sooo unendlich lieb! Du! Du!!!

Oh, mein liebes Weib kann doch auch so zärtlich sein, daß dem Mannerli gar so wunderlich zumute wird – daß es sich ganz in die holde Nähe wünschen möchte – oh Geliebte! Du!!! Ich sehne mich nach Dir! Und bin sooo voll großer, übergroßer Freude, daß Du mein bist, daß Du zu mir kommst mit all Deinem Lieben und Sehnen – oh Geliebte! Daß Du mit mir unser Glück hütest, daß Du es hältst als das kostbarste Kleinod dieser Erde, daß ich mit Dir den Garten der Ehe hüte und teile – unser Paradiesgärtlein – mein Evchen, Du – und ich Dein [Roland]! – oh Herzlein! alle Frauen könnten mir zur Macht stehen — ich wählte mir die Eine, die Meine, Dich! Du! Mein allerallerallerliebstes Herzensschätzelein!!!!! !!!!! !!! Ich stürmte auf dich zu und faßte Deine Hand und führte Dich und fühlte Dich an meiner Seite – das glücklichste Mannerli auf dieser Welt!  Oh Herzelein! Daß Du so glücklich bist wie ich! Daß Du so wie ich nach dem tiefen, echten Glück der Zweisamkeit, des Einseins, der ganzen Liebe verlangst — nie, nimmermehr fänd ich solch liebes Weib – Du!!! Du!!!!! Du!!!!! !!!!! !!! Oh Herzelein! Dich will ich lieben! Ganz teuer und wert halten! Geliebte! Ganz glücklich möchte ich Dich machen!  Oh Du! Ich weiß mich ganz eins mit Dir! Ganz eins mit Dir!!! Du! Mein liebster Weggesell! Mein Seelengeschwister! Ich bete mit Dir um unseren Weg, unser Glück, um Gottes Gnade!

Zählst schon die Tage bis zum Urlaub? Oh Herzlieb! Wie wird mir denn? Du wartest mein! Wartest mein!!! Sehnst sie herbei, die schöne Urlaubszeit  - Du hast mich sooo lieb! Möchtest doch Dein Mannerli bald wieder einmal haben – möchtest wieder einmal mein liebes Weib sein wie dann später, wenn wir immer umeinander sind! Und ich? – Dein liebes Mannerli – oh Du! Du!!!!! Herzlieb! Ich zähl doch mit Dir! Und paße auf! Ich möchte doch sooo sooooo gerne wieder bei Dir sein! Augenblicklich geht es wieder ganz bunt zu. Die Kurse bringen Bewegung in unsre Leute. Sie finden in Varna am Schwarzen Meere statt. Heute wurde auch der Spieß zu einem Kursus kommandiert. Er nimmt nun seinen Urlaub schon eher. Am Sonnnabend fährt er. Ich habe ihn heute darum gebeten, mich vor meinem Kursus noch einmal mit Urlaub zu bedenken. Er hat es mir zugesagt, Schätzelein! Wann da[s] nun sein wird? Du!!! Wir müssen fein geduldig sein! Es kann noch soviel dazwischen kommen. Aber Du darfst ganz gewiß sein, daß ich alles tun werde! Und mit einander wollen wir die Hoffnung hochhalten, daß wir doch bald wieder einmal beisammensein dürfen – beisammensein müssen, Du!!! Und mein Schätzelein mag fein Weiterzählen unterdessen – bis zum 13. Februar. Vielleicht kommt das Mannerli schon eher!

Ich will dich so gerne wärmen halten! Wo ist es wohl am kältesten? Im Bettlein! Oh Herzlieb! Ich muß [Dic]h doch auch sooo liebhaben! Muß Dich wiedersehen! Muß Dich bei mir fühlen! Muß Dich ganz sehr liebhaben! 

Oh Du!!!!! !!!!! !!! Helfe uns Gott zu einem frohen Wiedersehen! Wie lieb Du mich hast? Oh Schätzelein! Ich weiß es! Geliebte! Geliebte!!!!! Ich bin Dein! Ganz Dein Roland für dieses Leben! Ich lasse Dich nimmermehr! Ich kann Dir doch gar nicht böse sein! Kann gar Dich nicht kränken! Dir wehtun! Kann nimmer Dich lassen! Mußte Dir folgen – Dich suchen – Dein Warten bis zum letzten Atemzug. Oh Herzlieb! Wenn einmal etwas zwischen uns wäre, ich fände keinen Frieden eher, als bis alles bereinigt wäre. Wenn ich Dir wehtäte und Dich kränken, Ich täte mir selber wegh damit und kränke mich! Ich habe Deine Liebe! Deine erste, junge, heiße Liebe! Oh Herzlieb! Ich weiß es, eine ganz seltene Liebe! Ganz selten in ihrer Entschiedenheit, in ihre Tiefe! Große, tiefe Herzensliebe! Herzelein! Liebe – vom Schicksal gefügt – von Gott geschenkt! Oh Geliebte! Liebe – die letzte Erfüllung sucht, innigstens Einssein – die zu höchstem Glücke führt – oder zu tiefstem Schmerz, zur Tragik. Oh Geliebte! Du bist wie ich so treuen Sinnes und schweren Blutes. Und nun dürfen wir einander haben! Oh Geliebte! Mein liebes, liebstes Weib! Ich habe doch nimmermehr geglaubt, daß ich solche Liebe finden würde! Daß ein Weib mich so erkennen könnte! Da[ß] mein Sehnen und Lieben so glückhaft befreit und erlös[t] würden jemals. Du! Ich glaube, andre Mädchen können gar nicht so lieben. Oh Geliebte! Nun bist Du bei mir! Mein Weib! Mein Weib!!! Und ich gehöre Dir! Herzlieb! Ruhe – Geborgenheit – Heimat – in Liebe versenken – davon was düoch auf Dein Mannerli im tiefsten beseelt – danach sehnte es sich so sehr – nach Weibesliebe! nach Weibesart! – nach seiner Ergänzung! – nach einem lieben Freunde! Ach, nach einer ganz großen, tiefen Liebe!  — nach der Königin auf der Herzens Tron [sic]!!! 

Oh Herzlieb! Tiefste Geborgenheit, Heimat, Ergänzung – Erfüllung sind wir einander! Herzensliebe verbindet uns auf immer – ganz innig und tief ruhen uns[e]re Herzen ineinander – unser Glück! Ganz gewiß sind wir dieser großen, tiefen Liebe! Du liebst mich, wie ein Weib nur lieben kann, ein ganz gutes, Du!!! Und Du weißt es, Schätzelein, daß meine Liebe und mein Aufgeschlossensein zum ersten und einzigen Male Dir allein gehören! Du liebst mich – ich liebe Dich! Ich sehe Dich so froh, so glücklich, soviele Sonne in deinem Herzen! Und Du – hast mich doch ganz gewandelt mit Deiner Liebe. Hast aus mir ein ganz frohes, lebensmutiges Mannerli gemacht! Gläubig und tapfer gebhe ich Dir zur Seite, schaue mit Dir froh voraus im Aufblick und Vertrauen zu Gott.

Ach Herzensschätzelein! Du hast mein Sorgen verstanden und mein Schelten. Ich meinte es sooo gut mit Dir! Du weißt! Ich muß mit Dir sorgen. Mein Sorgen ist so Liebe wie die Zärtlichkeit, wie die Herzenstraute, wie unser seliges Umfangen! Du weißt es und läßt mich darum teilnehmen an deinen Herzen – oh, so lieb! so treu, so bis ins letzte mir vertrauend. Komm immer wieder zu mir, Herzlieb!!! Komm!!! Du machst mich so glücklich damit! – und ich will zu Dir kommen mit allem, das mich bewegt, muß Dich ja an allem teilnehmen lassen, Du Liebe, Gute – Herzensschätzelein!

Was Euch auf der Besprechung gesagt würde – ich ahnte es. Es ist nun schon ein altes Lied. Und es hat Dich mit Recht empört. Von Männern hielt es sich nur noch widerlicher an, wenn sie blindlings jede eigene Meinung an den Nagel hängen, dumm, feige, verantwortungslos! Empörend immer wieder und tiefste Zweifel nährend die Doppelzüngigkeit der leitenden Stellen: Wir schützen das Christentum – wir kämpfen es nieder. Gottlose Gemeinheit und Lügenhaftigkeit! So baut nur weiter an dem Neuen – ihr werdet bald begraben sein unter den Trümmern dieses Baues!

„Treu festhalten am Alten“ – ach, Geliebte, nicht, weil es das Alte ist, sondern weil es das Gute und Wahre ist, das Echte. Man ächtet das Gold – weil man keines davon hat. Man nimmt Ärgernis an Liedern und ächtet Gedanken – aus purem Leid, aus maßlosem Anspruch und Gelüsten der Tyrannei. Oh Schätzelein! Wenn man hier weiterdenkt, kann man zweifeln an allem, könnte man zweifeln auch an dem Recht unseres Kampfes. Wir wollen Gott bitten auch für unser Volk – wollen bitten um starke Herzen und treuen Sinn und Erkenntnis der Wahrheit! Du gehst mit mir! Du liebst mich! Darum bin ich ganz gewiß! Gott behüte Dich! Ich bin Dein! Ich liebe, liebe Dich!!!!! !!!!! !!!

Ich bleibe in Ewigkeit Dein [Roland]!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946