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[OBF-411128-002-01]
Briefkorpus

Freitag, am 28. November 1941.

Herzensschätzelein! Mein geliebtes, teures Herz! Du mein herzliebes Mannerli!

Nun ist es so weit, daß ich mich zu Dir setzen kann, ledig aller Pflichten. Du!! Ich habe den ganzen Tag schon auf diese Stunde gewartet! Herzallerliebster mein! Ich muß Dich ja heute sooo herzinnig liebhaben um aller Liebe und Herzensfreude willen, die mir von Dir kommt! Oh Du!! Du!!! Du!!! Geliebter!! Zwei ganz liebe, liebe, lange Boten kamen an, vom Sonnabend und Sonntag! Oh Herzelein geliebtes, gutes! Wie soll ich Dir nur danken? Du kommst zu mir so reich, so überreich! Ach Du! Du!! Ich konnte doch kaum die Freudentränen verbergen, als ich es las, wie unendlich lieb und gut Du es mit mir meinst. Herzelein! Wie ist die Sehnsucht nach Deiner Nähe nun mächtig geworden in mir. Oh Du!! Du!! Mein [Roland]! So mächtig! Ich möchte Dich in meine Arme schließen! Ganz lieb und fest! Ach Du!! Möchte Dich küssen – Dich liebhaben, sooo sehr!!! Geliebter! Du!! Du!! Ich sehne mich nach Dir! Unsagbar! Herzelein! Mein [Roland]! Was Du mir bist – oh Du! Ich kann es in Worten nicht sagen – ich kann nicht das unendliche Glück hineinlegen, nicht den wundersamen Zauber, [d]er mich berührt, wenn ich nur an Dich denke, Geliebter! Wenn mir Dein geliebtes Bild vorschwebt! Oh Du!! Du!!! Du!!! Du mußt bald einmal kommen, heimkommen zu mir! Daß ich Dir meinen Dank sage! Daß ich Dir meine Liebe bringe. Ach Du! So recht von Herzen lieben kann ich Dich, wenn Du bei mir bist! So ganz herzinnig liebhaben kann ich Dich dann. Und wenn ich dann das wunderbare Leuchten sehe in Deinen lieben Augen, oh Herzelein! Dann weiß ich, daß Du glücklich bist! So ganz glücklich! Und das ist mir die schönste, die liebste Antwort, Herzelein!! Die heimlichste auch! Oh Du!!! !!!!! !!!!! Sonnenscheinchen! Herzensschätzelein! Wie liebe ich Dich! Du!!! Wie so ganz hältst Du mich gefangen! Ganz gehört Dir mein Herz! Es ist etwas Wunderbares, etwas Köstliches um unsere Liebe, Du!! Spürst Du es auch so beglückend, wie sie uns trägt! Oh Du!!! Geliebter! Was wäre das Leben ohne unsere Liebe? Du!!!!! Wie ertrügen wir die Tage, die einsamen, ohne unser Glück des Einsseins?

Herzensschätzelein! Ein Gottesgeschenk ist auch mir unsere Liebe! So heilig ist sie mir! So tief, wundertief ist sie in unsere Herzen gesenkt. Von Gott. Wir können nicht mehr voneinander lassen! Nimmermehr! Ganz innig fest umschlingt uns das Band der Liebe. Du bist nun mein – ich bin nun Dein – im Leben, wie im Tode. Und wenn ich diese Gedanken niederschreibe, dann ist mir das so heilig wie ein Schwur, Du!!

Denn ich weiß es: ich kann nicht wieder lieben nach unsrer Liebe, die mein ganzes Sein erfüllt! Geliebter!!! Oh Du! Die Gnade und die Liebe Gottes ist mit uns! So glauben wir fest und unerschütterlich! Geliebtes Herz! Du bleibst mir! Ich weiß es – ich glaube es! Ich halte Dich fest mit der ganzen Kraft meines Herzens und der Seele! Du kannst mir nicht verloren gehen! Du!! Ich habe Dein Herz! Ich habe es so ganz! Mein Sonnenschein! Und ich will es liebend einhüllen, will es hüten und halten wie mein eignes, das mir in der Brust schlägt, für Di[ch]! Ich bin Dein, Du bist mein! So schlagen unsre Herzen! Ist es nicht beseligend, mein Herzelein? Mit solch einem großen, unendlichen – ja, gewaltigem Glücksgefühl durch die Tage zu gehen? Oh Du fühlst das große, einmalige Glück unsrer Liebe wie ich, in seiner Tiefe. Wie vergoldet sie uns die Zeit, unsre köstliche Liebe! Du bist mein Sonnenschein! Mein Freudenquell, mein Kraftborn, ach! Du!! Bist mir wie ein lieber Bruder, bist mein zärtlicher Geliebter! Bist mein herziges Mannerli! Ach Du!!! Mein treuer, guter Lebensgefährte! Oh Du! Herzelein! Was soll ich Dir nur schreiben, damit Du ganz tief in mein Herze schauen kannst und dort Dein Glück sich wiederspiegeln [sic] siehst? Oh Geliebter mein! Ich muß Dich doch sooooo unendlich liebhaben! Du!! Du reichst mir Deine liebe Hand über alle Ferne, daß ich sie erfasse, sie festhalte, ihre tröstende Kraft und Ruhe spüre! Du!!!

Ich danke Dir! Geliebter! Für Dich leben! Für Dich gesund werden und bleiben! Das ist mein Streben! Geliebter! Du trägst Dich nun so getreulich mit den Sorgen um mich, Dein unfolgsames Weiberl! Ach Du!! Sooo lieb wie Du sorgt sich wohl selten noch jemand!! Du!! Du!!! Und Deine Kraft, Deine helfende Liebe, die Dich erfüllt, die ist zu mir gedrungen! Hat die Weite durchdrungen! Ist zum Ziele gelangt! Deine Liebe, die treue, gute! Die glückhafte und beseligende, die ist es gewesen, die allen Lebensmut und alle gesunden Kräfte weckte, anspornte. Ach Du! Mit tausend unsichtbaren Fäden sind wir einander verbunden! Unsichtbare, doch fühlbare Fäden sind es! Geheimnisvolle Kräfte! Es ist der Liebe Zaubermacht, die sich wie ein Zauberschein über uns breitet – oh Du! Wir sind ihm doch ganz verfallen! Du!!! Und ist es nicht, als leuchtete über unserem kleinen Leben ein Gnadenstern? Der uns jede, auch die kleinste Köstlichkeit erkennen läßt? Ach Geliebter! Unser Herrgott segnet unseren Bund, so sichtbar spüren wir das! Du! Komm! Laß uns danken! Herzelein! Wer ist noch so glücklich wie Du und ich? Wer erlebt das Wunder der Liebe noch so tief und rein? „Der Wunder größtes ist die Liebe.“ Ein Dichter sagt es, Fallersleben. Sag, sind seine Worte nicht reinste Wahrheit? Was vermag die Liebe im Leben eines Menschen anzurichten! Wie bestimmend greift sie ein in das Geschick eines Einzelnen! Oh Du! Solch guter, hoher, reiner Liebe will ich mich ergeben, mich beugen, mit frohem Herzen! Schätzelein! Wie drängt die Liebe in uns, sich nun tätig zu erweisen im täglichen Umeinandersein! Oh Du!!!

Oh Du! Tausende froher Pflichten harren unser! Du!!! Du!!! Wie sehne ich es herbei, unser Leben Seit' an Seite! Mein Lieb! Du! So hell und weit, so zukunftsträchtig sehe ich die Zeit vor uns liegen! Möchte uns Gott bald die Friedenssonne scheinen lassen! Und Dich mir gesund heimkehren! Oh Geliebter! Wir stehen doch noch immer erst vor der Tür zu allem Lebensglück! Das rechte Glück zu Zweien, es blüht ja erst ganz in der Traute und Wärme des eigenen Heimes! Ach Du!! Dieser Gedanke, an unser kleines Himmelreich auf Erden; denn das soll's uns werden, Du! der könnte mich doch ganz närrisch machen! Du!!! !!!!!!!!!! Geliebter! Ich freue mich! Wie ich mich freue!!! Du!!! Dir will ich alles zuliebe tun, Du mein Herzensschatz! Oh D[u]! Deine große, unendlich gute Liebe, die will ich Dir mein Leben lang danken, Du! Mit meiner ganzen Liebe!! Herzelein!

Oh Geliebter! Du hast mich doch heute so glücklich gemacht! Welche lieben, heimlichen Gedanken erwecktest Du in mir!! Ich bin so glücklich heute! Ach – immer !!! Ich möchte Dich doch jetzt bei mir haben, mein [Roland]! Möchte mit Dir nun zur Ruhe gehen, meinen Kopf in Deinen Arm geschmiegt möchte ich einschlafen –- Oh das ist so schön! Geliebter! Ich bin Dir ganz nahe! Jetzt und immer!

Wenn Du doch heute ganz lieb im Traum zu mir kämst! Oh Du!! Du!!! Herzblümelein! Mein Ein, mein Alles! Ich liebe Dich über alles in der Welt! Ich bin Dein! Oh Du!! Ich habe mein Leben in Deine Hände gelegt! Halte Du mich fest! Mein liebster Kamerad! Ich will nur bei Dir bleiben! Nur bei Dir ruhen! Oh Du!!! Herrgott im Himmel! Schenke uns Deinen Segen! Sei mit unserm Glück, mit meinem Herzlieb! Du!!! !!!!! !!!!! Ich liebe Dich! Ich liebe Dich so sehr, Herzelein!

Ich bin heute nun so sehr müde, Du! Bis um 5 habe ich reinegemacht, die ganze Wohnung und das Haus auf einmal, mit Mutter zusammen! Dann badeten wir noch. Nun ist es um 10 gleich. Herzelein! Morgen fasse ich Deine liebe Hand wieder, wenn ich munterer bin! Du!! Heute aber sei ganz lieb geküßt in großer Dankbarkeit und unendlicher Liebe von Deiner treuen [Hilde], Deine Holde, Du!!!

Viel liebe Grüße von den Eltern!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946