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[OBF-411107-002-01]
Briefkorpus

Freitag, am 7. November 1941.

Herzensschätzelein! Mein Herzensmannerli Du! Du!!!

Ach Du! Du! Geliebter!!! Wo fange ich denn nun gleich zuerst an? Soviel, viel Freude auf einmal – oh Du! Ich kann sie doch garnicht alle fassen! Du!!! Du!!! Herzlein geliebtes!!! Du bist zu mir gekommen! Sooooo lieb!! Du!!!

Ich möchte Dich doch am allerliebsten ganz, ganz tüchtig drücken und Dich küssen und Dich sooo liebhaben und …. ach Du!!! Ganz aus dem Häusel bin ich vor Freude, Geliebter! Du!!! Zwei Tage mußte ich warten auf die Post und nun bin ich sooo reich beschenkt und belohnt worden! Ich bekam 4 liebe liebe Boten von Dir, Herzlieb! Freitag, Sonnabend, Sonntag und einen Nachzügler, vom Montag! Ob der aber über Rußland kam? Ach Herzelein! Du!!! Nun bist Du wieder zu mir gekommen mit Deiner ganzen, großen Herzensliebe, mit Deiner Zärtlichkeit! Oh Du!!! Wie sie mich beglückt!! Wie sie mein Herz jubeln und jauchzen macht! Mein [Roland]! Ich weiß es, weiß es gewiß: Du bist so ganz mein! Du hast mich sooo unendlich lieb – mich allein! Ach Du! Dieses große Glück ohne Dich, ohne Deine Nähe zu ertragen, das will mir doch schier das Herz zersprengen! Du!!! Ich kann ja keine Worte finden, um Dir all das zu sagen, was mich bewegt, mein [Roland]!!!

Du!! Du!!! Wenn Du jetzt bei mir wärest, dann könntest Du Dich aber vor mir nicht verstecken!, könntest nicht flüchten vor meiner stürmischen Liebe und Zärtlichkeit!! Du!! Du!!! Ich müßte Dich ja totdrücken, wollte ich Dir so recht von Herzen danken und zeigen, wie soooo lieb ich Dich hab'! Ach Du!! Du bist ja auch noch nicht vor mir ausgeriss[e]n, wenn ich lieb zu Dir sein wollte, ja? Ich kann mich nur auf ein einzig's Mal besinnen! Du!!! …..

Aber dazumal hat mein Herzlieb wohl noch garnicht gewußt, wie süß ein Kuß sein kann – wie unvergeßlich schön eine heimliche Zärtlichkeit und Liebkosung! Heute? Oh – heute passierte das meinem Dickerle nicht wieder! Ja? Du!! Da hascht es doch selber nach seinem Weiberl und nimmt es beim Wickel und meint's so lieb und zärtlich gut mit ihm!

Ja, ja! Nun hat's hineingeschaut in den Becher der Liebe, so tief – vielleicht zu tief? Du!! Du!!! Und nun wird das Sprüchlein an ihm offenbar: „Wer aus mir trinkt, will immer mehr!“ Du!! Oh Geliebter!!! Ich lasse Dich gewähren – ich schenke mich Dir – und wenn ich wahrhaftig sterben müßte, wenn Du mich liebst – ich wollte es mit Freuden! Ich kann nicht mehr sein ohne Dich – ich liebe Dich!!! Mein Herzblümelein! Mein Seelchen! Du mein Sonnenschein! Oh komm zu mir, immer! Ich will Dich aufnehmen in meinem Herzen – ich will Dich einlassen – Du!!! Geliebter! Geliebter!! Ich muß die große Freude erst verebben lassen heute. Morgen kann ich auf vieles dann näher eingehen. Und ein liebes Päckchen kam auch noch an! Lauter liebe Andenken vom Herzlieb! Ach, ich habe mich sehr gefreut über alle lieben Dinge, die zum Vorschein kamen, Du! Ich hebe alle Andenken auf – im Schatzkästlein, unten auf dem Grunde! Du!! Und die Filme will ich fortbringen, daß ich Dir bald Bilder schicken kann. Ich bekomme auch sehr schwer welche – doch ich tue, was ich kann! Sei viellieb bedankt! Herzelein! Auch vom Vater herzlichsten Dank! Du!! Er freute sich sehr, daß Du ihn so reichlich bedacht hattest!

Du! Heute morgen habe ich's doch verschlafen! Bin erst ½ 9 aufgewacht! Weil's so finster war. Und nun bin ich mit allem ein bissel in's Hintertreffen geraten. Jetzt will ich Dir schnell noch eine umständliche Geschichte erzählen, weshalb ich heute nach M. ging und um 4 Uhr erst heimkam! Ich muß nun heute gegen Abend noch bissel reinemachen in der Küche, nicht zu viel!! Und diesen Boten gebe ich Vater mit auf den Weg, damit er heute noch fortkommt.

Also: da hat Mutsch in Chemnitz ein schönes Kübler-Kleid gefunden, es paßt ihr schön, sie probierte es an. Dunkelblau mit einem weißen Einsatz. Es sieht schön aus. Nun hatte sie keine Punkte. Aller Vierteljahre sind nur 20 fällig. Für meine 20 habe ich Barchent gekauft für Hemden, weil die alten Punkte nicht reichten. Und meine alte Punktkarte hat Fidi in D., weil sie mir Staubmantelstoff besorgen will. Wir bekamen nun die Verkäuferin so weit, daß sie das Kleid zurücklegt, bis ich die fehlenden Punkte geschickt bekam (42 bra[uc]hen wir ja!) dann wollen wir es gleich holen. Gut. Sie nahm es auf ihre Kappe. Eigentlich dürfen sie nichts zurückbehalten, auch nicht auf wenige Tage! Heute schickt mir Fidi meine Punktkarte, jedoch leer!! Sie hatte also den Stoff schon lange, aber teilte es mir nicht mit, aus Zeitmangel und ich bin in dem Wahn: wenn sie nicht schreibt, sind die Punkte auch noch dran. Nun war Mutter bitter enttäuscht! Und weil es mir so leid tat, bin ich heute mittag um 1 zu Oma gefahrn, um zu fragen, ob sie helfen kann! Und welche Freude!!! Ja!! Sie gab mir alle 42 Punkte von ihrer alten Karte für Mutters Kleid! Ich gebe sie ihr nun zurück, wie sie fällig sind. Ich freue mich nun so, daß es noch gut geht, was wird Mutsch für Augen machen, wenn sie nachher heimkommt! Ich möchte ihr gerne den Wunsch erfüllen helfen, daß sie das Kleid kriegt. Hoffentlich ist's auch noch da! Halt' den Daumen fest!!! Und nun muß morgen gleich eines reinfahren und das Kleid holen! Kleine Sorgen, doch auch große Sorgen! Nichtwahr? Mein Herzensschatz! Du!! Morgen, auf Wiederhören! Ich bin so voller Glück und Freude! Du hast mich soooo glücklich gemacht!

Ich bin ganz Deine [Hilde,] ganz Dein!!!

Du!! Du!! Gott behüte Dich mir! Geliebter!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946