Sonntag, den 28. Sept. 1941
Herzallerliebste!
Du meinst mich vielleicht schon wieder an Ort und Stelle, aber jetzt sitze ich erst im Zuge nach Saloniki – also hab[‘] ich die letzte Etappe vor mir. Es ist ein Kampf um jeden Platz, und hier bin ich wieder erst mit dem zweiten Zug zurechtgekommen – ich habe aber einen guten Platz.
Nun ist wieder Sonntag – der Sonntag, der mir vor 8 Tagen schon dunkel vorschwebte – so weit kann man in kurzer Zeit entführt werden – und so schnell kann ich Dir wieder nahesein – das ist die Kehrseite dieser Betrachtung. In 24 Stunden, so Gott will, bin ich wied[e]r am gewohnten Platz – dann kann mich der Zug nicht Stunde um Stunde weiter von Dir entfernen, sondern dann kann ich wieder damit beginnen, die Brücken zur Heimat und zu Dir zu schlagen, Geliebte. Darauf warte, ja brenne ich – darauf freue ich mich.
Diesen Brief will ich in Saloniki bei meiner Ankunft einwerfen.
Herzlieb, ich bin Dir verbunden auf Leben und Tod in Liebe und Treue! Ich halte Dich ganz fest und umfange Dich mit inniger Liebe! Ich habe Dich nur noch lieber gewonnen in unseren Tagen und das Bild uns[e]res gemeinsamen Lebens ist so lieb in mir aufgestanden. Gebe Gott, dass es sich bald verwirklicht. Er erhalte Dich froh und gesund.
Ich bin ganz Dein [Roland], Dein Mannerli!
Du! Mein liebes Weib!
Viel[e] liebe Grüße auch den Eltern.
Glücklich gelandet