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[OBF-410328-002-01]
Briefkorpus

Freitag, am 28. März 1941.

Mein geliebtes Herz! Du mein lieber, liebster [Roland]! Du!!

Eben habe ich noch ein paar Worte angefügt an den Brief, den Mutsch gestern abend an Vater richtete. Er hatte mich nach Chemnitz eingeladen, Mutsch will aber davon nichts wissen! So hat sie ihn nun am betreffenden Tage nach Oberfrohna eingeladen. Vielleicht passiert es, daß ich mit Vatern allein bin; es ist Palmsonntag und der Patenjunge meiner Eltern, Gerhard, von der Tante Anna E., der wird konfirmiert. Ich weiß noch nicht genau, wann der sogenannte Patenschmaus stattfinden soll. Und gestern abend in der Singstunde sagte mir der Herr Malermeister F., daß er noch vor Ostern bei uns malen will (Küche und den verschwiegenen Ort!)[.] Der Ofensetzer kann jetzt nicht zu uns kommen,  hat zu viel Arbeit. Da gibt es also vor Ostern noch ein ganz ordentliches Programm Arbeit für mich. Und darnach Wäsche; da wird mein Dickerle wohl mal bissel kurz wegkommen! Na, vielleicht wirds' doch nicht gar so schlimm, Du!!

Heute habe ich noch allerhand zu tun, am Freitag! Den Vormittag habe ich mir verdorben mit der Lauferei, erst zum Ofensetzer, zum Maler – beide nicht angetroffen – darf ich gegen abend noch mal wieder kommen; beim Fleischer, Bäcker, Krämer. Heute Mittag gabs' Krautwickel (Kohlrouladen) mit Kartoffeln und Apfelkompott. Die Sonne scheint heute, und da entdeckte ich, daß meine Küchenfenster unter aller Würde aussehen. Die habe ich denn sogleich in Angriff genommen. Nun ist Mittag vorbei, ich bin fertig mit aufwaschen (keiner trocknet mir ab!!) und nun kommt aber erst mal mein Herzlieb dran, ehe ich wieder zum Scheuertuch lange! Die Hausordnung ist noch zu scheuern. Gebadet wird gegen abend [sic], weil ich erst noch diese beiden Gänge zu den Handwerkern besorgen muß. Dann wollen Mutsch und ich noch die Wäsche einweichen, die wir morgen zu waschen gedenken.

Du! Nun kennst Du mein Programm. Und jetzt bekommst Du einen ganz lieben, langen Kuß! So!! Herzlieb, Du? Ob Du wohl jetzt Mittagsschläfchen hältst? Ach, wie Du jetzt wirst Deinen Tag einteilen und verbringen, das weiß ich nun garnicht. Kann mir auch gar kein Bild machen davon. Es wird bald höchste Zeit, daß ein Bote von Dir kommt! Du!! Sonst denke ich gar, Du bist schon wieder auf der Heimreise!! Am Sonntag sind die 14 Tage um, an denen Du mir nicht schreiben konntest – wie Du vorher annahmst – am Montag ist der 31., da wird vielleicht ein Brief kommen, Herzlieb! Ach Du!! Sag, sehnst Du Dich denn auch so sehr wie ich? Geliebter!! Du!!! Du!! Hast Du mich denn noch lieb?

Du hast mir so lange nicht mehr davon gesprochen! Du!! Ach, Herzlieb!! Wie dumm bin ich – wie närrisch! Du hast mich doch soo lieb! Wie kann ichs' nur vergessen!! Du schriebst es ja in jedem Deiner letzten Boten! Du!! Du!! Ich möchte es nur so gern wieder einmal sehen, wie lieb Du mich hast! Mein Dickerle!! Sehen – kanns nur schwarz auf weiß, geschrieben sehen – Du!! Oh – Du!!!!!

Ich liebe Dich! Gott behüte Dich mir! Geliebter!! Ich küsse Dich! Ich bin ganz Dein! In steter Liebe und Treue Deine [Hilde].

Viele herzliche Grüße von den Eltern!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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