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[OBF-410319-002-01]
Briefkorpus

Mittwoch, am 19. März 1941.

Geliebtes Herz! Mein lieber, liebster [Roland]! Herzallerliebster!!

Du! Heute nacht träumte ich von Dir! Oh Du! So süß!! Herzlieb!! Du warst ganz nahe bei mir!

Ich weiß aber den Ort nicht mehr – ich habe ihn auch in Wirklichkeit noch nie gesehen. So wundersam war alles, Du!! Viele, viele dunkle Bäume standen rings um uns her, Nadelbäume mit seltenen, langen Nadeln, Du lagst bei mir – im Grase; so weich war es, wie in unserm Bettlein, Du!! Und Du hast mich sooo sehr lieb gehabt! Du!!! Ich habe Dich so ganz deutlich gespürt, Geliebter!! So süß, so wunderschön war es! Nein – ich will dem nicht nachhängen – das müssen wir jetzt weit, weit zurückstellen – erst noch den Sommer vorbeilassen, auch den Frühling – dann, wenn der Herbst kommt, vielleicht, Du!! Vielleicht, Herzlieb, daß Du dann einmal zu mir kommen darfst. Oh, ich will ganz geduldig warten! Herzlieb!! Ich warte doch nicht alleine! Du wartest doch mit mir! Ach, ich weiß, Dich wird auch ein manches Mal die Sehnsucht bedrängen! Geliebter!! Du!! Du!!! Oh – nicht verzagen! Tapfer aushalten!

Nur eines ersehne ich mit aller Inbrunst meines Bittens: daß Du mir wiederkehrst!! Geliebter!!

Alles andere, ich kann es verwinden – nur das eine nicht. Du!! Du!!! Bete mit mir, Herzlieb! Ohne Unterlaß! Du!!! Ich will nicht kleinmütig werden, nicht zag – unser Herrgott sieht auf uns herab, er wird uns gnädig und barmherzig sein. Wir wollen ihn nur recht lieben und verstehen lernen, wollen nicht müde werden um seine Gnade und Güte zu bitten. Herzlieb Du!, ganz lieb und fest möchte ich Dich jetzt umfangen; möchte spüren, wie lieb Du mich hast, möchte fühlen, wie unser Herzschlag sich vereint, ach, Du!! Ich muß Dich ja soo sehr lieben! Du mein Sonnenstrahl! Du mein ganzes Glück!! Herzallerliebster mein!!

Du!! Und so weit voneinander getrennt müssen wir sein. Herzlieb! Ich will die Schatten nicht dunkler sehen als sie sind. Viele müssen so wie wir warten und sich sehnen. Elfriede und Hellmuth – sie sind auch so glücklich miteinander – und sind getrennt. Und so wie wir sind es noch viele Tausend [sic] Paare und unter ihnen sind wir, Du und ich. Du!! Du!!!

Wir wollen vertrauen und glauben[,] Herzlieb, daß Gott uns gnädig ist. Herzlieb! Mein liebes, gutes, treues Mannerli!! Ich habe Dich so sehr lieb! Mit meinem ganzen Herzblut hänge ich an Dir! Und so innig verbunden bin ich Dir – Du mußt ja zurückkehren zu mir – über alle Ferne, du[rch] alle Gefahr – ich ziehe Dich mit meiner ganzen, großen Liebe heim zu mir! Geliebter Du!! Ich bleibe Dir ganz treu!! Und ich weiß, auch Du hast keinen anderen Gedanken, als unser Glück, unser trautes Einssein! Geliebter!! Nichts auf dieser Erde kann uns dieses große, schöne Glück ersetzen. So himmelhoch steht unsre Liebe über allem Schmutz der Versuchung! Ich müßte mir das Herz herausreißen, sollte ich Dir untreu sein. Du!!!!! Ich liebe Dich so treu und wahr, wie Du mich auch liebst. Mein [Roland]! Heute Nacht vor 8 Tagen begann Deine Fahrt. Ist es möglich?, schon so lange bist Du unterwegs! Wo wirst Du heute sein? Jetzt um diese Stunde? Der Briefträger ging wieder vorbei.

Ob ich am Sonntag etwas von Dir höre? Herzlieb!

Ach Du! Ich will schon langsam ungeduldig werden, weil kein Bote von Dir kommt. Und Dir wird es ja ebenso gehen! Wir sind halt schon zu sehr verwöhnt, ja? Du!! Bist Du wohl noch ganz gesund und wohlauf?

Manche Stunden sorge ich mich doch recht sehr um Dich. Verträgst Du wohl das Klima, die Kost? Die lange Bahnfahrt? Ach – nur noch ein wenig Geduld, alle diese Fragen wirst Du mir später beantworten. Du!!

Ich bin heute wohler als gestern. Der Schnupfen löst sich, und mir wird freier im Kopf. So schnell kippe ich schon nicht um! Nachher will ich mit Mutsch nach Mittelfrohna gehn, wir wollen 2 l Milch holen auf dem Rittergut. Und so verbinden wir diesen Weg gleich mit einem Spaziergang, es wird uns gut sein, an die Luft zu kommen mit dem Schnupfen (Mutsch hat es auch gepackt!)[.] Ich soll Dir auch recht herzliche Grüße sagen, und sie will Dir nun schreiben, wenn Du eine neue Anschrift hast. Alle guten Wünsche für Dich! Auch vom Vater!

Heute weiß ich nichts Besonderes mehr, Herzlieb! Nur noch etwas ganz Besonderes: Einen ganz lieben, heißen Kuß!! Du!! Weil ich Dich sooooo lieb habe, Du mein Herzlieb!!

Der Herrgott schütze und behüte Dich mir! Du! Herzallerliebster[!] Ich liebe Dich immerdar! Ich bin und bleibe in unwandelbarer Treue ganz

Deine [Hilde]. Dein!!!!!

Und Du bist mein!!!!! Mein!!!!!!!!!!!!!

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Autor Hilde Nordhoff
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946