Dienstag am 18. März 1941.
Mein geliebtes Herz! Mein lieber, liebster [Roland]! Herzallerliebster!
Die Tage ziehen ins Land, ehe man sich versieht reihen sie sich zu Wochen – unhaltbar dreht sich das Rad der Zeit. 18 Tage sind vergangen, seitdem Du mich daheim besuchtest – mich dünkt diese kurze Spanne Zeit eine Ewigkeit lang. Weil ein neues Ereignis das andere ablöste, man fand garnicht [sic] Zeit, zu verweilen.
Und mit jedem neuen Tag, der anbricht, rückst Du mir ferner: Ach Liebster! Das ist es, was mich unablässig beschäftigt jetzt. Wo wirst Du sein? Wo wirst Du endlich Fuß fassen für eine Zeit?
So ist noch kein Bote von Dir gekommen. Herzlieb! Ich bins‘ [sic] auch zufrieden, ich sorge mich nicht, Du hast mirs‘ [sic: mir es] ja vorher geschrieben, daß eine lange Weile hingehen kann, ehe ich wieder etwas von Dir hören werde. Aber warten muß ich jeden Tag, auf ein Zeichen – ich finde nicht eher Ruhe, als bis ich mich mit eig[e]nen Augen davon überzeugt habe, daß der Briefträger vorbeigeht.
Herzallerliebster! Heute früh, als ich vom Wochenmarkte zurückkam, war ein Paket von Dir da. Die Briefe, die übrige Wäsche. Sag, Du hast auch noch solch neues Nachthemd mit bei Dir gehabt, hast Du das jetzt noch bei Dir? Es ist nirgends dabei in der zurückgesandten Wäsche. Ich will alles gut aufheben, bis Du wiederkommst, mein Lieb!! Seit gestern habe ich eine liebe Beschäftigung aufgenommen, alle Deine lieben Briefe hefte ich ein in solche Ablegemappe von Leitz. Ich begann mit denen aus der Militärzeit. Und es sind ihrer bereits 140 Briefe, ein stattliches Pack! Es kann sich sehen lassen!! Ich muß mir nun noch eine Ablegemappe kaufen für die Briefe aus uns[e]rer Brautzeit und davor, Herzlieb! Du glaubst nicht, wieviel Freude mir das macht! Ich bin ordentlich stolz auf mein schreibfleißiges Mannerli! Und wie schön, wenn alle Briefe fein säuberlich geordnet an einem Platze aufbewahrt liegen. Du!! Ein schöner Roman ist es, wenn ich fertig bin mit allem! Und wenn Du wieder bei mir bist, dann wollen wir in einer stillen Stunde miteinander darin blättern, ja? Mein Herzlieb!! So unzählige Beweise Deiner Liebe und Treue habe ich bei mir!! Ich bin soo [sic] reich! Geliebter!!
Ach Du!! Keinen Augenblick will ich auch nur dem Gedanken an Untreue zwischen uns Raum geben – davon brauchen wir gar nie zu sprechen! Du!! Wir gehören einander sooo [sic] fest!!! Gebe der Herrgott, daß ich Dich einst gesund und froh wieder in meine Arme schließen darf! Du bist all mein Glück!!!
Herzlieb, ich glaube, ich hab ein wenig die Grippe, es ist mir garnicht [sic] gut. Ein Stockschnupfen hat mich gepackt, sodaß mein Kopf zum Bersten schmerzt. Ich muß nachher noch ein wenig ruhen, nur wenn ich ganz still liege[,] fühle ich mich frei, ohne Kopfschmerzen. Ich tue schon alles Mögliche für die Besserung, Tee – Wärme. Es wird schon wieder besser werden. Bei diesem dauernden Witterungswechsel ists‘ [sic: ist es] kein Wunder, wenn man sich erkältet.
Mein Herzlieb! Mein Sonnenschein! All meine Gedanken sind bei Dir!! Ich bin bei Dir mit meiner ganzen, großen, innigen Liebe! Du!!!!! Gott schütze und behüte Dich mir! Kehre bald gesund zurück! Ich küsse Dich! Ich grüße Dich aus der Heimat mit tausend guten Wünschen in ewiger Liebe und Treue