Donnerstag, am 6. Februar 41.
Herzallerliebster!! Mein [Roland]! Mein lieber, liebster [Roland]! Geliebter!! Du!!
Noch 6 Bogen Briefpapier sind auf meinem Block! Du!!! Einen neuen will ich nicht anreißen, vor Deiner Heimkehr!! Nein! Ich will nicht! Du mußt nun kommen, Herzlieb!! Kommen mußt Du!!!!! Daß ich Dir sagen kann, wie lieb, wie sooooo lieb ich Dich habe!! Ach Herzlieb, Du!!! Ich kann’s nun aber kaum noch erwarten Du!! Du!!! Du!!!!! Heute schreibe ich Dir den 64.! Brief, seit ich bei Dir auf Besuch war, Du!! Und ich überlege mir nun, wenn jetzt die Post so lange geht, über 2 Tage, da schreibe ich Dir am Sonntag den letzten Brief!! Sonst kommt er ja garnicht [sic] mehr in Deine Hände! Du!! Und einem ander[e]n darf mein Brief um keinen Preis in die Hände fallen, Du!! Du!!! Gerade jetzt, vor Deiner Heimkehr, wo er überfließt vor Zärtlichkeit und voll ist von Heimlichkeit! Du!! Du!! Wann wirst Du mir sagen können, daß Du kommst? Ich warte sooo sehr auf Deine endgültige Nachricht, Herzlieb!! Sag? Soll ich Dir am Sonntag das letzte Mal schreiben? Der Brief wäre am 11.II, am Dienstag bei Dir, Du!! Und am Mittwoch oder Donnerstag, da sollst Du ja schon bei mir sein. Herzlieb Du!!! Gib mir Antwort, Du! Gleich — Herzlieb!!
Ach Du!!! Mir hattest Du nun vor[‘]m Jahre, mein voriges Jahr, als ich zu Dir kommen wollte, so lieb und so schön alles ab[ge]tippt für die Reise! Den Weg, den Fahrplan! Alles hattest Du für mich mit soviel Liebe und Sorgfalt vorbereitet damit mir nichts, garnichts [sic] geschehen konnte, Du!! Geliebter!! Du!!! Und ich?
Du!! Ich kann Dir nun gar keinen guten, nützlichen Rat geben! [Du] Bist mein kluges, selbständiges Mannerli! Du!! Bringst [Du] doch alles ohne Weibel fertig, Du!! Sag? Alles? Oh — ich glaube — doch nicht alles, Du!!! Ja??? Aber sagen darf ich Dir, daß Du ganz vorsichtig sein sollst, Herzlieb!!! Damit Du mir heil und munter hier ankommst!! Du!! Versprich mir das!!!
Die Eisenbahn ist ja Dein Element, brauchte ja garn[ich]t bang zu sein um Dich! Aber, Du bist gewiß mit all Deinen Gedanken schon weit voraus, ich sehe Dich ja schon vor mir, meinen goldigen Lausbuben!! Du!!! [Er] Hat nicht mehr alle Gedanken beisammen, wenn er zu seiner [Hilde] fährt, ich kenne ihn ja nun!!
Und darum:
Gib fein acht, lasse nichts liegen!
Steige richtig um! Paß gut auf Dich auf!
Und die Äugel? Die machst Du ganz fest zu [doppelt unterstrichen] - hörst [Du]?

wenn ein schönes Mädel kommt!!! Sonst ist Deine [Hilde] eifersüchtig[.] Und nimm Dir genug zu essen mit auf die Fahrt!
Ich glaube, ich hätte Dir mehr nicht zu sagen. Du bist ja schon groß! [Du] Bist ja ein Vielgereister! Und [Du] wirst mich im Stillen auslachen, mit meinen wohlgemeinten Ratschlägen! Ja? Du!! Aber was ich anführte, oben, Du!! Das sind gerade Dinge, die man nicht oft genug wiederholen kann, auch bei Vielgereisten! Stimmt[‘]s?
Du!! Ich denke mit gelindem Schrecken noch daran, als Dein schöner, neuer Sommerhut weiterfahren wollte ins Preußische ohne seinen Herrn! Der in H. ausstieg!! Und da hatte er auch noch sein Weibel mit! Aber die!! Ach Die [sic]!! Wenn die bei ihm ist, da sieht “sie” wie “er” vor Liebe nicht, was um sie her geschieht!! Und das soll in Zukunft nicht mehr so sein! Einverstanden? Ich meine: an der Liebe ändert diese Umstellung garnichts [sic]!! Du!!! Du!!!!!
Und den Weg zu mir? Du? Soll ich Dir den beschreiben? Ach Du!! Du!!! Wer sooovieiel Ortsinn hat wie Du!!! Auf jedem Gebiet!! Der kann ohne Beschreibung auf sein Ziel losgehen, ja? Du!! Du!!! Du findest Dich bei Nacht, bei Nebel, Du findest Dich bei Mondenschein zu mir! Du!!!!! Und wenn die liebe Sonne scheint, wie heute, dann erst recht, Du!!! Und darum kann ich Dir nur sagen: Komm, oh komm!! Ich hab[‘] soooviel Sehnsucht nach Dir, mein Herzlieb!!! Du weißt den Weg! Du findest zu mir! Du!! Du!!! Du!!!!! Ach — über alle Ferne! Du kommst!, kommst heim!!! Wie ich mich freue! Mein [Roland]! Du ahnst es nicht! Du! Geliebter!! Herzallerliebster!! Oh — Du!! Du!!! Sooviel Glück!! Daß Du mich soo lieb hast! Du!! Eben kamen 2 liebe, liebe Boten von Dir, vom Montag und vom Dienstag. Ach, Herzlieb!! Mein [Roland]!! Ich bin so sehr erfüllt vom Glück!! Du!! Ach Du!! Ich habe mich überfreut, Liebster!! Du schenkst mir so unendlich viel Liebes mit Deinen Worten, ach Du!! Du!!! Wie glücklich Du mich machst!! Wie kann ich Dir denn danken, Geliebter!!!?
Nur mit meiner ganzen großen endlosen Liebe, die Dir allein gehört! Du!! Mit meiner Treue. Ach Herzlieb!! Sie sind mir ja alle viel zu matt und glanzlos, die Worte, die Dir meinen Herzensjubel künden sollen! Du!! Du!! Wenn Du jetzt nur einen einzigen Blick tun könntest in meine Augen, dann — ach Du — dann müßtest Du all meine Glückseligkeit daraus leuchten sehen, Geliebter!! Wie sehr ich erfüllt bin von Dir!! Von meinem allerallerliebsten [Roland]!! Meinem über alles geliebten, guten Lebenskameraden!! Ach Du!! Du!! Unsere Liebe!! Unsere große, schöne Liebe!! Sie vergoldet uns die ganze Welt!! Geliebter!! Du!! Du!!! Sag?
Waren wir je sooo glücklich miteinander zuvor im Leben? Nein — ich kenne keinen Tag, keine Stunde, die an Reichtum und Fülle des Glückes unseren Stunden höchsten Verstehens und Einsseins gleichkommen. Geliebter!! Mein Herzlieb!! Du!! Ach, ich fühle so beseligt das Wundersame unserer tiefen Liebe! Du bist mir so ganz vertraut! So lieb! So wert! Du bist mir alles — Erfüllung! Und ich? Du!! Du!! Daß ich Dir trotz meiner Jugend Erfüllung sein kann, alles, was Du Dir vom Weib, von Deinem lieben Weib einmal ersehntest, erträumtest!! Oh Du!! Du!!! Herzallerliebster!! Kannst Du das übergroße Glücksgefühl ermessen, daß mich durchwogt, wenn ich nun die Gewißheit wieder einmal mehr von Deiner lieben Hand aufgezeichnet spüre? Du!! Du!!! Tiefe Dankbarkeit und endlose Liebe drägen voll Sehnsucht und Ungestüm zu Dir! Geliebter!! Dich zu beschenken!! Dich zu beglücken!! Du [.] Mit allem, was ich Dir, Dir allein weihe!! Du!! Du!! Das ist mein heißer, inbrünstiger Wunsch, Du!!
Ach, mein Herzlieb!! Ich muß die Wogen des Glückes und der Wonne und der großen Freude erst über mich ergehen lassen — heute abend — in meinem Bettlein Du!! Du!!! Daß ich ein paar Worte finde die Dir Antwort geben können, auf alle Deine vielen, innigen Zeichen Deiner Liebe. Du!! Du!!! Ach Du!! Du!! Was können Dir arme Worte erwidern, was können sie Dir künden? Doch nicht ganz die wirkliche Seligkeit meines Herzens, oh Geliebter!! Du!!! Komm!! Komm bald zu mir!!
Ich muß doch vergehen vor Sehnsucht nach Dir!! Ich muß Dich sehen! Ich muß Dich fühlen! Du!! Ich muß Dich küssen! Mich muß Dich ganz sehr lieben! Dann erst kannst Du verstehen, wie mein ganzes Innere bebt vor Verlangen nach Dir!! Dann erst wird Dir verständlich, was Dir die Feder verschweigt! Ach Du!! Du!!!!! Geliebter!!!
Bist Du trauig? Du?!! Wenn ich Dir nicht solch liebe, innig frohe Briefe schicke, wie Du mir? Du!! Du!!! Bitte verstehe mich!! Herzlieb!!
Ich muß bei Dir sein!! Bei Dir sein!! Dann ist alles, alles gut!! Du!!! Du!!!!! Du mußt mich ganz fest, ganz lieb an Dich drücken. Du!! Dann wird mein Herzlein zu Deinem sprechen! Und mein Mund wird stummer vor Jubel und Glück von Deinem Lippenpaar verschlossen sein! Und das ist die beredte Sprache, Geliebter!! Die all das ausdrückt, was Worte nicht formen können!
Wie ich mich sehne nach diesem Augenblick! Wie ich mich freue auf diesen Augenblick! Da uns — Dir und mir Erfüllung wird!!!
Herzlieb!! Ich treffe die letzten Vorbereitungen zu unserem Liebesfest!! Beim Bäcker habe ich heute Stollen gebacken. Und es ist jetzt gleich 5 Uhr, da muß ich ihn holen.
Geliebter!! Ich freue mich so ganz sehr, auf Dich!!! Du!! Du hast mit Deinen lieben, lieben Boten meine Freude nur noch heller und heißer lodern gemacht!! Wenn ich nur nicht verbrenne, Du!! Du mußt bald, ganz bald kommen! Ich freue mich 1000 mal mehr, als auf irgend ein Fest oder sonst etwas! Nur auf Dich kann ich mich sooo freuen!!
Ach Du!! Wenn Du nun nicht bald kommst, dann werde ich noch ernstlich närrisch vor Freude!!! Ich will und muß mich ganz sehr zusammen nehmen, daß ich nichts verkehrt mache, bei den Aufträgen, die mir Mutter zu erfüllen aufträgt. Ja Du!! Da tät[‘] ich mich doch ganz fürchterlich schämen, wenn ich so sehr döse! Daß sie merkt, wo — wo bloß noch meine 5 Sinne sind! Ich muß mich nun auf das Ende der Wartezeit hin ganz sehr zusammennehmen, ich mag nämlich nicht ausgelacht werden und gefopp[t], wegen meiner rettungslosen Verliebtheit!! Du!!!!!
Dann muß ich noch zur Stadt. Und heute Abend will ich noch einmal zur Singstunde geh[e]n — das letzte Mal vorlaufig, mal sehen, was die Leutchen vorhaben nun.
Mein geliebtes, liebstes Herz!! Mein herziger Lausbub!! Du!!! Gott schütze Dich! Er erhalte Dich mir froh und gesund. Ich denke Dein in inniger Liebe, in unvergänglicher Treue! Ich gehöre Dir! Nur Dir! Du!!! Mit allem, was ich habe! Ich liebe Dich!!! Ich liebe Dich sooooo sehr!!!
Mein Herzallerliebster!! Du!! Mein!!