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[OBF-401228-001-01]
Briefkorpus

Sonnabend, den 28.12.1940.

Mein liebes, teures Herz! Meine liebe, liebste [Hilde], Du!!

Es ist wohl schon 12 Uhr vorbei: Alles schläft. Bei Kerzenschein und einem leisen Singen im Ofen sitze ich über dem Schreiben. Du, beinah kannst Du gar nichts kriegen heute von mir! Mußt fleißig bei den Eltern mitlesen, die waren heut wieder mal zuerst dran. Um 8 Uhr schickte ich mich eben an zum Schreiben. ½ 9 Uhr kam Alarm. Ich habe jetzt bei Alarm einen neuen Posten, weil der Kamerad Sch. auf Urlaub fährt morgen. Ich muß mit hoch in den Bunker, Gefechtsbericht schreiben. Das ist insofern ungünstig, als ich dann für die ganze Dauer des Alarms eingespannt bin, während ich vordem nur meine Stunde Wache schob und mich dann zurückziehen konnte. Also um ½ 11 Uhr kamen wir wieder herunter vom Alarm (der Tommy wurde kräftig beschossen), und kaum habe ich wieder zum Schreiben angesetzt, geht das Licht aus, eine komplizierte Störung, die unter 3 Stunden nicht zu beheben ist. Ja, das kann alles mal eintreten, und nun ist es ein glückliche [sic] Umstand, daß ich Deine Adventskerzen noch habe. Die leuchten mir nun, dabei, die Gedanken um mein Herzlieb kreisen zu lassen. Ach, darum kreisen sie ja den ganzen Tag in jeder freien Minute. Wo steckt es denn jetzt, mein Lieb? Mal Ausschau halten. Liegt es schon brav im Bettchen? Schläft er schon, mein 'Bub'? Wer kneift er [sic] bloß die Äugel zu. Träumt er schon schön? Mein Herzlieb? Liegt er denn auch richtig drin, schön zugedeckt, Bäuchel nach unten oder oben? Ach Du, wenn ich könnte!, Ganz leis wollt ich mal an Dein Bettlein treten und mal schauen und lauschen. Ich tu's auch noch mal. Ich tat's auch schon mal. So eigen ist mir das Bild in Erinnerung. Ich habe Dich sonst ja noch nie anders gesehen, als mich anschauend, anstrahlend, alle Sinne auf mich gerichtet. Und damals, als Du schliefst, selbstvergessen, für Dich, Du selbst, wie ein Kindlein, ein unschuldiges. Du! Herzlieb!! Wie viel Freude werden wir beide daran haben, uns so noch recht kennen zu lernen. Ich freue mich ganz sehr darauf. Ach, Herzlieb! Viel kann ich Dir heut abend nicht mehr sagen. Du!! Du!!! Du!!!! Ich habe Dich ganz sehr lieb! Meine Gedanken, mein Sehnen, meine Wünsche, alle, alle, sie gehen zu Dir!! Alle Freude, alles Glück, es hängt an Deiner Person, an meiner liebe [Hilde]!! Du! Daß ich Dir es nur sagen kann!!

Bist froh mit mir, Du?! Hast mich lieb?! Ach Du!! Ich weiß, ganz sehr!! Du! Meine liebe liebe [Hilde]! Herzallerliebste! Behüt Dich Gott! Schaf süß! Erwache froh und glücklich! Ich bin Dein [Roland]. Ich gehöre zu Dir! Ich gehöre Dir ganz! Du! Ich hänge an Dir mit meiner ganzen Liebe in Treue! Ich halte Dich ganz fest!! Du!!! Ganz fest! Du!! Tut es weh? Ach nein. Ich bin dir ganz nahe, Geliebte, Du! So lieb, so süß!!!

Du! Mein Herzlieb!! Gut Nacht! Gut Nacht!

Ich liebe Dich! Du!! Ich küsse Dich! Herzlieb!!

Ich bin Dein [Roland]! Du! Meine liebe, liebste [Hilde]!!!!!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946