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[OBF-401210-002-01]
Briefkorpus

Dienstag, am 10. Dezember 1940.

Herzallerliebster!! Du!! Mein [Roland]!! Mein lieber, lieber [Roland]!!

Der Führer hat gesprochen! Und auch ich saß, gleich Dir am Lautsprecher. Unten bei der Mutter [Laube]. Wir — Mutsch und ich — haben gleich mit unten gegessen. Wie einst, weißt Du noch? Ganz gebannt habe ich gelauscht, Du! Es geht uns ja so viel an, was er uns zu sagen hat. Und uns, Du! Uns beiden doch auch!

Wo und wann er auch zu uns spricht, immer wieder auf's Neue spüren wir im Innern so dankbar, daß den Deutschen dieser Mann gesandt wurde. Ich empfinde das wenigstens jedesmal wieder gewaltig und tief. Und Ihr und alle Deutschen gewiß auch. Du! Es ist doch herrlich, an unsere Zukunft zu glauben, so wie er! Und der Sieg wird unser sein — Gott wird uns beistehen.

 Mein [Roland]! Ich bin ganz froh wieder einmal.

Nach einer Reihe von Tagen, die hingingen in Bangen und Hoffen um unser Geschick; wo Gerede und Behauptungen and[e]rer Menschen uns den Sinn verwirren wollten, und wo bis heute doch noch nichts eintrat, draußen im Weltgeschehen, was uns auseinanderriß [sic], oder schaudern ließe, es zu Ende zu denken, Du! Da gibt uns das Wort, das der Führer an uns richtet auf einmal wieder mehr Vertrauen zum Leben. Er rollt uns Tatsachen auf, wie sie sind und wie wir ihnen zu begegnen gewillt sind. Und all das Politische, mit dem ich heute manchmal so schwer mich zurechtfinde, in das mir schwer wird, mich hineinzudenken als Frau, das bekommt bei seinen Worten ein ganz andres Gesicht, mit ganz klaren, einfachen Linien. Und es ist mir dann, als habe das wohl in meinem Unterbewußtsein wohl schon gelebt, aber keine Hand hat es ans Licht zu heben vermocht. Und wer wäre wohl heute noch gegen diesen Mann eingenommen? Die Gewißheit aber, daß diesen Mann eine höhere Macht dazu ausersehen hat, die Geschichte Deutschlands zu meistern, die allein läßt uns bedingungslos ihm und seiner Hand vertrauen.

Wäre dieses letzte Wissen nicht mit uns, Du! Ich wüßte nicht, ob ich so dann an ihn glauben könnte.

Ach, mein Lieb! Zu denken, daß wir diesen herrlichen Sieg, den Sieg dann im Volk selbst mit erleben dürfen, mit gestalten helfen dürfen!, ist das nicht ein Ansporn uns hindurchzubeißen, eisern, durch alles was jetzt noch trennend dazwischen steht?

Gebe der Herrgott seinen Segen zu allem guten Werk.

Du!! Und führe er alle, alle die draußen stehn, die Heimat zu schützen wieder heim; heim zu den Lieben, die mit gläubigen Herzen die Heimat offenhalten, bereiten, nur für sie.

Mein lieber [Roland]! Gestern nachmittag kam Dein eiliger Bote (nicht Eilbote!), sei recht bedankt dafür. Ich freu mich, daß Du mir wenigstens ein paar Worte schreibst, weiß ich doch, daß nichts geschehen ist, was zur Sorge Anlaß gäbe. Sondern, daß mein Hubo mal richtig Seemannsfeiertag hielt. Ich gönne Dir's von Herzen, Du! Also darum fand ich Sonnabend nachts keine Ruhe? Vor Dir, Du!! Etwa vor Deinem Gewissen?? Ach, welch lächerliche Sorge, Herzlieb! Ich weiß doch, wem mein Herz gehört. Und wenn Euer Kameradschaftsabend durch noch so viele schöne Frauen bereichert würde, ich bange nicht um Dich. Du würdest sie Dir wohl ansehen — aber, Dein Herz könntest Du nicht noch einmal verschenken. Mein [Roland]!! Mein lieber [Roland]!! Jetzt halte ich ihn in den Händen! Du! Deinen Sonntagsbrief! Herzlieb! Ich danke, danke Dir! Du!! Du!! Ein ganz klein wenig hab ich doch weinen müssen, Du — Du hast mich so lieb, Du! Wie ich das beglückend empfinde und aus Deinen Worten spüre. Mein [Roland]! Nachher und heut[’] abend, wenn ich Ruhe habe, Ruhe von allen Weihnachtsgeschäften und vor den Eltern, da werde ich ihn wieder lesen, wieder lesen, und viele Male noch, Du! Bis ich einschlafe, mit Deinen lieben, guten Worten, Herzlieb! Du! Ich küsse Dich, ganz innig und zart! Nimm es als Dank! Du. Mach Dir keine Sorge um den Meinungsaustausch mit Mutsch! Sie wollte mir's nur sagen, sie meint es doch bloß gut, Du! Und sie ist längst, längst versöhnt! Sie war doch garnicht richtig böse! Und „Frieder"! Ich will es besser machen!!

Ich freue mich, daß es Dir gefallen hat zum Fest. So war das? Und ich meinte, Eure ganze Batterie habe daran Teil! Welche Ehre, [Nordhoff]! Ja, Du! Von dem Fest der Schutzheiligen sprach auch Herr S. im Lichtlabend, als er vom Brauchtum erzählte. Hast wohl nun auch den schönen Brief bekommen, von ihm gemalt? Von allen Mitgliedern der Kantorei unterzeichnet! Sieh Dir nur mal all die Dinge an, die am Zweige hängen! So ein Frechdax.

Und wie Du mir nun von Deinem Weg nach P.s Häuschen erzählst, Herzlieb, ich kann Dir nachfühlen, was Dich bewegte im Inneren. Du! Es war so schön, so unsagbar schön, wenn Du heimkamst zu mir! Ich will Dich immer so heimkommen sehen, so voll Freude, so voll Unruhe, endlich daheim zu sein — Du weißt ja nicht wie das beglückt, das Glück des Heimkehrens und die Freude darüber, aus Deinen Augen zu lesen, in Deinem Kuß zu spüren, Herzallerliebster! Du!

Und die drollige Szene vorm Fenster! Du! Ich hätte mögen Zuschauer sein! Deine Wünsche, in bezug auf Bilder u. Briefchen sind bereits schon erfüllt. Heute früh, es war noch zu finster, um an meine häuslichen Pflichten zu gehen, habe ich gleich einmal heim nach Kamenz geschrieben und alle Heimgekehrten bzw. Heimkehrenden herzlich begrüßt; habe ihnen gesagt, daß ich dies Jahr daheim alle Feste mit den Eltern verlebe, und ihnen Bilder von Barkelsby und andere beigelegt; alle anderen von der Serie, die ich nicht nach P.’s schickte. Sie sollen sich recht frohe, ungetrübte Tage des Beisammenseins machen usw. Du weißt schon, wie man es so schreibt.

Mein geliebter [Roland]!! Es ist heute der zehnte, er ist noch nicht zu Ende. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen. Du!! Ich bin ganz ruhig und getrost im Herzen — wie Gott es mit mir vorhat, so will ich mich darin fügen. Du bist bei mir. Allezeit — Du stehst an meiner Seite treu und stark. Mein [Roland]!! Mein lieber, geliebter [Roland]!! Du!!!

Laß mich jetzt schließen Herzlieb! Morgen komme ich wieder zu D[ir]! Mein Geliebter!! Behüt Dich mir Gott! Erhalte er Dich froh und gesund! Ich bin in Gedanken immer um Dich, mein Herz!! Ich liebe Dich! So innig liebe ich Dich, mein [Roland]!! Ich gehöre Dir, nur Dir, in unverbrüchlicher Treue!!

Behalte ganz lieb

Deine Holde. Du!!!

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Kommentare

Christian Römmer

Do., 06.06.2019 - 15:03

Ein sehr plastisches Beispiel für die damalige Führerverehrung. Und das zu einem Zeitpunkt, als der Krieg schon seit mehr als einem Jahr lief. Aber den Ehemann verehrt sie ja wohl noch mehr...

Immer wieder erstaunlich ist die unreflektierte Hochachtung vor dem Führer; die Überzeugung, dass seine Stellung von Gott gegeben ist und sein Worte und Entscheidungen nicht hinterfragt zu werden brauchen.

Einordnung
Hilde Nordhoff auf einer Wiese, warm gekleidet mit Handschuhen und Hut.

Ba-OBF K01.Ff2_.A16, Hilde Nordhoff, 1940, Barkelsby, Fotograf wohl Roland Nordhoff, Büttenrand weggeschnitten.

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946