
Freitag, den 15. November 1940
Mein liebes, teures Herz! Herzallerliebste! Geliebte! Holde mein!
Du! Wie schön eine Vollmondnacht ist im November, dazu hatte ich vergangene Nacht Gelegenheit, es zu bewundern. Mußt wissen, auf den Winter zu und den Winter über steht der Mond bedeutend höher am Himmel als im Sommer, gerade umgekehrt, wie sich die Sonne verhält. Man kann dann nachts einen [sic] richtig ins nächtlich mondlich übersetzten Sommertag erleben. Von Zeit zu Zeit überzog sich der Himmel, der Sturm blies, wenn auch schon etwas schwächer, und im Norden wetterleuchtete es aus dicken Wolkenballen. So aller 2 Stunden weckte uns die Alarmklingel – bis auf ein Mal waren die Leute vergeblich an ihren Geschützen. Die Engländer hatten es auf Berlin abgesehen und flogen über uns hinweg nur an. Heute brauchten wir erst um 9 Uhr uns zu erheben, da warst schon längst aus den Federn.
Kalt ist es hier in S[ch]leswig Holstein nicht so sehr, aber es geht viel Wind. Weißt, wenn er es gar arg treibt, dann bleiben wir eben to hus [Plattdeutsch: zu Hause], da ist[’]s auch schön, Du! Dann drücken wir zusammen die Scheibe[^]Nasen an die Scheibe und lassen ihn sich austoben.
[Moonlight Sonata: Personal Recollections of the Coventry Blitz, a Nuneaton Moviemakers/Herbert Media production, affiliated with the Institute of Amateur Cinematographers, 06.12.1940.]