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[OBF-401008-002-01]
Briefkorpus

Dienstag, am 8. Oktober 1940, in Kamenz.

Herzallerliebster! Du mein geliebter [Roland]!

Herrlicher Sonnenschein ist heute draußen. Wir wollen gleich nach dem Essen spazieren gehn. Weil es heute Mutters letzter Tag hier ist. Morgen früh 600 fährt sie wieder heim. Das ist der beste Zug. Heute Vormittag hab ich Deine Wäsche abtransportiert, keine Zeile liegt bei, Liebster, sei nicht bös darum; ich wollte gerne, daß die Päckchen noch vor Mittag weg kommen und es war wenig Zeit. Sie trocknete recht schlecht. Geschlafen habe ich gut, geträumt hat mir auch von Dir, Du! Einen großen Karton schicktest Du mir und wie ich aufmache, waren da lauter Babysachen drin. Ich habe nicht wenig gestaunt, Herzlieb!

Heute blieb Dein lieber Bote noch aus. Ich warte auf ihn. Herzallerliebster, jetzt ist es ¼ 100 [Uhr], Vater wird bald erscheinen, ich muß noch den Tisch decken.

Ach, wenn Du doch auch mitessen könntest!

Es gibt Kartoffelmus, Rotkraut und gebratenes Hähnchen. Sag, wir sprachen heute über die Krankenkassenbeiträge, die muß Elfriede selbst bezahlen für sich, Hellmuths laufen weiter während er beim Militär ist. Wie verhält sich denn das bei uns? Mutter sagte, die würden dann seine Rechnungen bezahlen, wenn mal was ist. Bitte, erkläre Dich darüber, damit wir keine dummen Geschichten machen, ja?

Du! Heut will ich gleich mal dem Siegfried mit schreiben, weil Mutter ihm auch schreiben muß.

Jetzt mein Lieb, Auf Wiedersehen! Behüt Dich Gott!

Ich liebe Dich, Du! Von ganzem Herzen liebe ich Dich, mein [Roland]!

In Treue

ganz Deine [Hilde].

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946