Bitte warten...

[OBF-401001-002-01]
Briefkorpus

Dienstag, am 1. Oktober 1940.

Herzallerliebster! Du, mein geliebter [Roland]!

Ich halte noch Deiner lieben Brief in meiner Hand, Du! Er erreichte mich eben, heute nachmittag. Herzlieb, Du! Wie soll ich Dir dafür danken? Du hast mich so sehr beglückt, Du! Ich hab mich überfreut — weinen muß ich. Ach, mein [Roland]! Daß ich Dein bin! Ich danke es Gott.

Ich habe Dich lieb. Immer und immer wieder möchte ich es Dir sagen; es umschließt alles, was ich für Dich, mein Leben empfinde. Und wie ich auch schon überlegte und suchte, nach anderen Worten, die Dir noch besser, deutlicher meine grenzlose Hingabe und Zugehörigkeit zu Dir ausdrücken könnten. Ich finde nichts besseres, als diesen schichten, uralten Schatz an Worten,: Ich liebe Dich, Du! Du weißt es, Liebster! So wie ich fühle, wie Du mich liebst. Ach, so endlos glücklich bin ich darüber. Ich muß manchmal ganz energisch und resolut mit mir reden im Innern, daß ich meine übergroße Sehnsucht nach Dir meistern kann.

Wenn nur erst Weihnachten wäre! Wie ein ungeduldiges Kind denke ich jeden Abend vorm Einschlafen daran und der Text für meiner Wunschzettel an das liebe Christkind steht schon lange, lange vor meinem geistigen Auge, Du! Ich will ihn schon am 1. Advent abschicken, meinen Wunschzettel, Du!! Damit er rechtzeitig ankommt. Per Feldpost wird er länger brauchen.

Ach, mein Lieb! Für alles Liebe, was Du mir heute getan, ich kann Dich mir mit einem belohnen. Und das muß ich Dir aufheben, Du! Liebster Du! 

Möchte ich Dich ein wenig erfreuen, möchte ich Dir ein Teil meines Dankes sagen, daß ich Dir nun mein Geheimnis sagte. Von den zwei Sternen schreibst Du am Donnerstag. Liebster! Und just am gleichen Tage dachte ich, aus der Singstunde kommend: So schön, so licht und ruhig stehen sie da oben, ob sie wohl mein [Roland] auch betrachtet? Du hast gewiß gefühlt, wie lieb und innig ich Deiner dachte.

Es wird wohl so sein, daß jeder von uns beiden den großen, strahlenden betrachtet als das Liebste, so Ferne. Denn so wie wir uns lieben, verkörpert sich uns nur das Beste, Schönste und Edelste vom andern. Und so ist es auch gut und richtig — es muß so sein, wenn man wahrhaft liebt. Und so kommt ja auch keines von uns zu kurz, nicht wahr? Du!

Herzliebes! Jetzt ist Dein Kirmespäckcheninhalt beinahe versandbereit. Du! Ob Du Dich freuen wirst? Jetzt macht sie Dich nun wahrhaftig wieder neugierig, was? Aber ich bin ja schon stille! Die Zahnpasta will ich jetzt noch kaufen gehn. Die Socken trocknen. Sag, was hast Du für Zeug in Deinen Stiefeln? ,ich kriege das Braune garnicht raus. Darfst nicht denken, daß ich liederlich gewaschen hab, [D]u! Müßtest eher die Schlüpfer drüber ziehen, die Socken müßt Ihr doch wieder abgeben? Wir wollen am Sonnabend früh nach Kamenz also, mein Dickerle! Die Post!

Wo hast Du denn die versprochene Zahlkarte?? Am 1. soll das Geld abgeschickt sein. Du! Eine Ehrenrunde!

Herrn H. will ich auch noch schreiben.

Mein lieber, herzlieber [Roland]! Für heut, auf Wiedersehn! Behüte Dich Gott, erhalte er Dich gesund und froh 

Ich liebe Dich! Du, ich bin ganz Dein, in unwandelbarer Treue, ich küsse Dich recht innig!

Deine [Hilde].

Karte
Kommentare
Einordnung
Gesendet am
Gesendet aus
Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
Gesendet nach
Erwähnte Orte
Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946