
Dienstag, am 17. September 1940.
Herzallerliebster! Mein lieber, guter [Roland]!
Nun ist Deine Umhüllung wieder in Ordnung. Unverschämtes Glück hatte ich mit dem Wetter, es ist alles im Sonnenschein, im Wind getrocknet. Hoffentlich kommt alles recht bald wohlbehalten in Deine Hände. Heute tra[t]scht [sic: regnen, wohl von klatschen] es, was nur vom Himmel herunter kann. Ich war früh um 7 Uhr schon auf den Beinen, nach dem Markt, in L..
Weil wenig Leute kamen, war es ein schönes Kaufen und ich bekam von allem etwas. Tomaten, kleine Gurken zum Einwecken. Blumenkohl, Junggemüse zum gleich Essen. Von Tante K. das Übliche. ¼ nach 8 war ich wieder zu Haus. Brr, naß bis auf die Haut. Mit meinen braunen Schuhen laufe ich nämlich auf deutschem Boden. Heute werden erst die anderen, blauen fertig beim Schuster. Post kam heute nicht vom Hubo. Aber morgen sicherlich! Ich freu[e] mich schon darauf, Du. Heute nachmittag muß ich mir einen Rock umändern, habe nichts mehr anzuziehen fürs [sic: für’s] Haus, die ander[e]n Sachen will ich mir schonen. Eine schriftliche Einlandung kam heute mit der Post an Frau [Nordhoff], u.[nd] eine Bitte zur Singestunde [sic] zu kommen, in Anbetracht der Feste: Kirchweih, Erntedank, Reformation. [Ich] Will nur am Donnerstag mal gehen, wenn mir’s nicht gefällt, dann bleibe ich weg. Diesmal ist es besonderer Umstände halber in der ‘Germania’.

Heute weiß ich Dir nichts Neues und Wichtiges mehr zu sagen, mein Lieb. Doch, seit Sonnabend träumte ich jede Nacht von Dir. Wie mag das kommen? Einmal ging ich Hand in Hand mit Dir durch einen endlosen grünen Wald. Einmal war Tante Liesl aus Amerika da u.[nd] hielt in der Schulturnhalle eine Rede von uns beiden u.[nd] Du hingst ganz selbstvergessen an ihrem Munde, mir dann und wann einmal wie bestätigend zunickend, ganz frohe Augen hattest Du. Und ich wußte mich vor Scham kaum zu lassen, daß sie unser Glück so vor allen Leuten kund taten [sic].

Und heute Nacht waren wir wieder Brautleute, festlich angetan, liefen in dem schönen Garten der großen Villa G. unten an der H.straße umher, Du warst so verliebt und ich mußte Dir [sic] immer wehren damit keiner unser Kosen sah.
Wir brachen einander Rosen von den Bäumchen und es war ein so herrlicher Tag. — Ach, schön war der Traum, Du!
Ich habe Dich von ganzem Herzen lieb, Du!
Behüte Dich Gott! Bleibe froh und gesund!
In Treue immer