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[OBF-400830-001-01]
Briefkorpus

Freitag, den 30. August 1940

Herzallerliebste!

Nun zunächst meine Feldpostnummer, damit unsre Verbindung in Gang kommt, damit wir uns die Hände reichen können und miteinandersprechen, als wären wir umeinander. Also

Mar. Art. [Roland Nordhoff]
Feldpostnummer 25381
Kiel-Friedrichsort.

Ja Herzliebes! Gestern abend um 6 Uhr traten wir unsre lange Reise an: Stralsund — Rostock — Lübek [sic] — Bad Oldesloe — Neumünster — Kiel. Gegen Mitternacht waren wir in Lübeck, gegen 1 Uhr nachts in Bad Oldesloe. Hier ließ man unseren Zug im Bahnhof stehen bis morgens ½ 6 Uhr. Wir spürten unser Hinterviertel und konnten kaum noch sitzen. 1/2 8 Uhr langte unser Transportzug in Kiel an. Hier haben wir bis ½ 12 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz gestanden und auf unsre Einteilung gewartet. Wir haben uns am Bahnhof ein wenig umgesehen. Die Germaniawerft liegt dicht dabei. Gegen 2 Uhr wurden wir im Lastauto zu dem Ort gebracht, in dem wir vermutlich eine 4 wöchige Grundausbildung erfahren sollen. Um einen Hof liegen 3 Gebäude, einstöckig im Stil der Häuser hier. Augenblicklich gibt es hier kein Wasser. Etwa 1 km davon liegt die Ostsee.

Herzliebes, das mag für heute genügen.

Ich denke immer Dein in großer Liebe, Du!

Ich bleibe immer Dein [Roland].

Behüte Dich Gott! Grüße die lieben Eltern.

Wenn Du mir einmal schickst, packe bitte eine Rolle Klopapier und Butterbrotpapier ein.

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946