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[OBF-400402-001-01]
Briefkorpus

Schmilka am 2. April 1940

Herzallerliebste! Meine liebe, liebe [Hilde]!

Die liebe Mutsch ist energisch geworden. Recht so. Aber diesmal war es ein Schlag ins Leere. Oder wird sie gar mir die Tür versperren? Ich will kommen!

Herzliebes Du! Freilich, so haben wir gesprochen, daß wir kommenden Sonntag in Kamenz sein wollten. Ich sprach auch zu Mutter noch einmal davon. Sie meinte, man werde Hellmuth seinen Erholungsaufenthalt nicht wählen lassen, werde ihn in ein Heim schicken. Ich habe von Hause weiter keine Nachricht. Aber der Sonderplan d ist gefallen, und der Normalplan tritt wieder in seine Rechte: daß wir uns aller 14 Tage besuchen in der Bräutigamszeit. Ist das nicht eiserne Logik, gegen die auch die liebe Mutsch schwerlich wird anrennen können? Es wird wohl Zeit, langsam an unseren Tag zu denken. Auf Euch Lieben liegt die ganze Last. Ich möchte Euch gern ein bissel abnehmen, und schon am Sonnabend/Sonntag wird Gelegenheit sein, manches zu bereden.

Liebste, Du! Gerade jetzt in der schönsten Zeit sollte ich die Reisekosten scheuen? Du sollst, Liebes, und ich mag nicht, daß du bei dieser Zeit so viel unterwegs bist. Aber ich will es möglich machen, daß wir uns oft sehen. Mit welchen Mienen werde ich nun empfangen werden? Um die Deine ist mir nicht bange, und in die Schelte der Alten teilen wir uns geschwisterlich, und der Gedanke an Deinen breiten Puckel [sic: siehe Ausschnitt aus dem Brief] macht mich ganz getrost.

Ich muß mir doch nun auch meinen Sommermantel holen. Für Deinen lieben Brief sei recht sehr bedankt. Meine liebe [Hilde], Du! Ich denke daran, daß wir beide darum bangten, wir möchten uns nicht ganz verstehen, daß ich noch vor einem Jahre zögerte, (v mir) mich Dir ganz zu verschreiben — heute ist mir, als gehörten wir schon immer zusammen. Das konnte nur sein, weil wir so gut zusammenpassen, weil wir ernst und gläubig und mit ganzen Vertrauen an unsere Liebe gingen. Und wenn wir sie so weiterhin hegen, dann muß sie uns bleiben. Ich habe dich nicht gekannt, Herzallerliebste, ich hätte Dich auch verkannt. Und ich hätte dich so wohl nie kennengelernt, wenn ich nicht hätte ziehen müssen. Nun mag ich ohne Dich gar nicht mehr sein, Du. Und wir fühlen es beide, daß wir zusammengehören, daß wir einander gar nicht besser verstehen könnten, daß zwei sich gar nicht lieber habe[n] können als Du und ich. Das ist unser großes Glück, Herzliebes. Ob ich Dir fern bin oder nah, es erfüllt mich. Aber ganz glücklich bin ich doch erst, wenn ich bei Dir bin, Du! Wenn wir ganz allein sind und uns das Glück aus den Augen lesen, Du! Worauf ich mich freue? Herzliebes, Du!

Behüt Dich Gott! Bleibe froh und gesund.

Bitte grüße die lieben Eltern und ich lade mich hierdurch herzlich ein!

Und am Sonnabend, Du! Ganz geschwind will ich mache[n]. Und dann gilt noch einmal die Winterzeit, Du!

Wenn Du mich wieder Dickerchen schimpfst! Du Schäfel!

Ich liebe Dich von ganzem Herzen, Du meine Liebe [Hilde]!

Ich herze Dich! Ich küsse Dich und bin ganz

Dein [Roland].

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Ausschnitt aus dem Brief.

Ba-OBF K02.Pf1.400402-001-01b.jpg. Ausschnitt aus dem Brief.

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946