Finnischer Ministerpräsident Risto Ryti überzeugte die andere Ministerin davon, dass sie sich für Frieden mit den Sowjets entscheiden sollen. Bild: 1939, Risto Ryti, gemeinfrei über Wikimedia Commons, 03.2015. [400305–1‑1]
Aus einem Deiner letzten Briefe leuchtete mir Deine ganze mädchenhafte Herzlichkeit, nach der ich mich früher so oft sehnte, von der ich, wenn ich sie bei anderen sah, hoffte, daβ sie mir einmal gelten möge. Und von Dir beglückt sie mich doppelt, weil ich weiβ, daβ sie ein Geschenk ist, das Du eigens für mich aufgehoben hast, das Du nur einem bringen kannst, den Du ganz lieb hast und dem Du ganz vertraust.
Heute nun hast Du in mir so groβe Freude angezündet, Herzallerliebste Du! Du! Ich muβ achtgeben, daβ sie nicht überschäumt. Liebste, es ist nicht nur die Freude auf unser Wiedersehen überhaupt, es ist die Freude auf unsere Stunden, Du! Nun will ich kommen und diese Freude mit Dir teilen. Herzliebes! Ich mag sie nur mit Dir teilen. Nur Du sollst sie sehen. Ich würde mich scheuen, sie anderen zu zeigen. Es ist unsere Freude, und so selten und groβ ist sie doch auch nur, weil sie unser Geheimnis ist. Wenn ich andere von der Ehe reden höre so alltäglich, gewöhnlich, geschäftlich, denke ich, ob sie denn nie etwas von dem Glück des Zweiseins erfahren haben, von dem Glück, das die alltäglichen, geschäftlichen Seiten so mächtig überstrahlt und in den Schatten stellt. Sie sahen und fanden es wohl nicht. Wir aber, Herzallerliebste, Du, wollen es hüten, es nähren und seine Quellen sauber halten, und wollen im Überschwange nicht vergessen, wer es uns schenkte.
Du, ich liebe Dich so sehr, Du, mein ganzes Glück! Träum süβ, Herzlieb,
von Deinem [Roland].
Apothekergefäß mit der Aufschrift „MUMIÆ“ von der Apothekensammlung des Museums für Hamburgische Geschichte. Sie wurde für Heilmittel verwandt. Bild: gemeinfrei über Wikimedia Commons, 03.2015.Herzallerliebste! Was soll ich Dir noch schreiben? Es scheint mir alles so wenig schreibenswert heute. Sonnabend, Sonntag, Montag fühlte ich mich sehr unwohl und fürchtete, ich müβte zwecks Radikalkur einmal den elterlichen Hafen anlaufen. Mein Schnupfen ist im Kopf halb steckengeblieben. Und nun zwickte und brummte es einmal hier, einmal da, dazu ein hartnäckiger Halsschmerz, der sich auch durch fleiβiges Gurgeln nicht vertreiben lieβ. Ich beschloβ, mein Nachtlager in meiner Wohnstube aufzuschlagen. Seitdem ist es besser. Die Halsschmerzen sind verschwunden, ich fühle mich wieder wohl. Als ich in meinen Sachen nach meinem seiden Schal wühlte, fiel Deiner mit heraus. Wie ich mich da gefreut habe! Weiβ nicht, er erinnert so an die L.er Zeit, als wir uns doch schon liebhatten und doch Sie zueinander sagten. Wieviel heimliches Glück bedrängte mich damals schon, Du, o Du, solch stattliches Mädchen zu herbergen! Und nun bist Du mein geworden, Herzallerliebste! Ich weiβ nicht, ob Ihr Frauen auch so die Freude am eigensten Besitz kennt wie wir. Du glaubst ja nicht, wieviel Glück und Freude diese Worte umschlieβen: Du bist mein! Liebste, einmal habe ich nun auch gelacht, als ich Deinen Brief las: über den Sonnabendspuk dieser Person ‚Schäfel‘. Schön ‚gemacht‘ hattest Du Dich für mich? Da muβ ich doch mal genauer zusehen, bisher nahm ich an, es sei alles gewachsen an Dir. Wer den Schaden hat… Bist mir böse Schäfel? Auch dann noch, wenn ich der Schäfer sein will zu dem Schäfel? – So, öfter mag ich mich dieses Pseudonyms nicht bedienen, weiβ ja nicht, wieviel Kuβhände Strafe daraufstehen.
Nun soll ich bald alles wiederfinden, Euch Lieben alle, die vertrauten Räume, Dein Kämmerlein, Herzliebes, Dein Bettlein, Du, und Dich!, mein Lieb, soll mir Dein Herze [sic] wieder schenken lassen? O Du! Behüt Dich Gott!
Mein Herz ist voll Freude: Du bist mein!
Ich bin ganz Dein! Herzallerliebste! Ich liebe Dich so sehr!