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[OBF-390929-001-01]
Briefkorpus

Schmilka am 29. September 1939.

Herzallerliebste, meine liebe, liebe [Hilde]!

Deinen lieben Brief habe ich heute schon viermal gelesen. Er ist umwittert von unserm süßen Geheimnis. Du! Ich bin so glücklich darüber, wie Du empfindest.

Aber ich kann heute dabei nicht verweilen. Heute muß ich mich durch den letzten Berg Arbeit fressen. Und dann darf ich in die Ferien zu Dir, Liebste, zu Dir! Das kann ich so frei und freudig zum erstenmal sagen. Du! Du!

Aber Du mußt Dich mit Deinem Empfang bis Sonntagabend gedulden. Am Sonntagmittag muß ich noch eine Mütterehrung ausgestalten helfen. Ich kann erst 3/4 2 Uhr hier weg [u]nd werde gegen 7 [Uhr] in Oberfrohna sein können. So leid es mir ist um den verlorenen Sonntag, so kommt mir doch die hinausgeschobene Abreise zustatten, meine Geschäfte mit größerer Umsicht und Ruhe abzuwickeln. Ich kann dann ruhigeren Gewissens in die Ferien fahren. Ja Du, ein Gewissen hat Dein großer Teufel. Wenn Du ihm das austreiben könntest, wäre er Teufel vom Scheitel bis zur Sohle.

Bitte grüße Deine lieben Eltern, sage Ihnen Dank für Ihre Bereitschaft, mich wieder 8 Tage zu herbergen. Dich aber möge Gott behüten.

Bald, Liebste, Herzallerliebste, Ferien bei Dir! Du! o Du! Ich küsse Dich! Ich liebe Dich, Du!

Dein [Roland].

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946