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[OBF-420429-001-01]
Briefkorpus

Mittwoch, den 29. April 1942

Herzelein! Geliebte, Geliebte! Meine liebe, liebste [Hilde]!

Nun kann ich doch noch zu Dir kommen trotz Umzugsdrasch – ich bin nämlich Läufer heute – das ist mir gerade recht – [das] sind doch gleich für vier schöne Stunden – ganz allein für mein Schätzelein reserviert! Du!!!

Du! Du!!! Ach Herzelein! Geliebte! Geliebte! Du! Du!!! Du!!!!! Ich wollte Dich doch gleich so ganz fest an mein Herze drücken, ach Du! sooo lieb und innig, so tausendlieb, so herzenslieb! Du liebe, liebste, beste, feinste, mein Herz, Du! Du!!! Herzelein! Herzelein!! Weil Du so lieb zu mir gekommen bist heute! Weil Du mit mir eingezogen bist! Weil Du mich so tief von Herzen erfreut und beglückt hast mit Deinen lieben Boten! Geliebte! Du! Du! Du!!! Ich küsse Dich doch – Du! Du!!! Ach Du! Das ist doch viel zu wenig! Herzelein! Ich weiß doch gar nicht ein noch aus mit meinem Glücklichsein, Geliebte! Geliebte!

Oh Du! Du!!! So lieb kann niemand zu mir sein als Du allein! So lieb kann niemand mich verstehen als Du, Geliebte! So lieb kann niemand je mich in sein Herze schließen als Du, meine [Hilde], mein Weib! Mein liebes, liebes, einziges Weib! Du!!! Oh Herzelein! So nahe, mir am nächsten bist Du heute gewesen am Tage des Umzuges, und [Du] hast mich so froh und glücklich gemacht! Auf dem Tisch hat das Mannerli gesessen mitten im schönsten Durcheinander – und [es] hat erst einmal gar nicht gehört und gesehen als eben sein Feinslieb in seinem lieben, lieben Boten! Ach Herzelein! Daß sie gerade heute so lieb kamen, unter ihnen auch ein ganz, ganz lieber Nachzügler, der langersehnte – Deine wache, unendliche Liebe hat die Boten beflügelt, daß sie eben zurecht kamen. Oh Geliebte! Wie überglücklich fühlte ich Deine Nähe, die Geborgenheit Deiner Liebe! Oh Herzelein! Du! Du!!! Das liebste, treueste Weib habe ich gewonnen. Du! Du!!! Oh könnte es Dich ganz glücklich machen: Dein Mannerli birgt sich in Deine Liebe! Es ergibt sich ganz darein in die tiefe, köstliche, unendliche Liebe – oh Herzelein! Herzelein!!! Ich will immer, immer, immer nur in dieser Liebe bleiben, in dieser einzigen! Oh Du! Laß mich bei Dir bleiben! Laß mich so ruhen in Deiner Liebe! Geliebte! Meine [Hilde]!!!!! !!!!! !!! Oh Du! Sei ganz glücklich mit mir! Du! Du!!! Du!!!!! Geliebte! Ich liebe Dich! Ich liebe Dich über alles! über alle Maßen! Oh schütze Dich Gott! Oh bleibe mir! Geliebte, Du! Mein Leben! Mein Alles! Meines Herzens Sonnenschein! Du kannst mich doch sooo glücklich machen! Oh Herzelein! Neben mir liegen die Glücksboten. Und Du sagste es mir: Daß Du mein glückliches Weib bist! Voll Jubel und Seligk[ei]t! Oh Herzelein! Und aus Deinen Zeichen, Deinen Gedanken, Deinem Lieben wird mir Gewißheit, daß dem so ist! Du bist glücklich mit mir! Bist voll Hoffnung und Glauben! Und schöpfst Kraft aus uns[e]rer Liebe!

Oh Geliebte! Geliebte!!! So glücklich ist auch Dein Mannerli! Und in ihm ist heute besonders, tiefe, tiefe, dankbare Freude – ach Herzelein! Sie hat mir doch die Tränen in die Augen gedrängt. „Nimm meine Liebe! Nimm mich so ganz!“ Oh Herzelein! Geliebte! Seligen jubelnden Herzens, heißen, brünstigen Sehnens nehme ich Deine Liebe – oh Geliebte! tiefbewegten dankbaren Herzens – und so glücklich, so überglücklich, Dein Mannerli! Oh Du! Ganz gefangen gebe ich mich Deiner Liebe! Oh Du! Du!!! Liebste! Geliebte! Holde mein! Meine liebe, liebe [Hilde]!!! Möchte auch ich Dich allzeit so beglücken können, wie Du mich sooo reich beglückst, Geliebte!

Ach Herzelein! Von meinem Glück möchte ich Dir sagen noch – es fehlen mir doch die Worte! Und es bewegt mich doch viel zu sehr, als daß ich es in Gedanken zwingen könnte! Oh Herzelein! Freu[‘] Dich mit mir! Du Liebste, Beste! Schätzelein, Herzelein! Ach Du! Wenn ich doch etwas ganz ganz Liebes Dir schenken könnte – wenn Du einen ganz großen Herzenswunsch tun könntest, daß ich ihn Dir erfüllte – oh Herzelein! So arm dünke ich mich! Aber voller Freude bin ich – uns[e]rer Liebe! Uns[e]res Glückes!!!

Nun willst doch aber auch etwas von unserem Umzug hören. Es ging eigentlich alles ganz rasch und schmerzlos vor sich. Gestern abend packten wir uns[e]re Seesäcke. Heute früh legten wir unser Bettzeug dazu – nahmen die Lampe, die Kleiderrechen ab, stellten die Schüsseln und Eimer, Schaufeln und Besen zurecht, unser Geschirr – alles wurde mitgenommen. Zur Dienstzeit fuhren K. und H. zum Hafen. Kamerad H. kam bald wieder zum Helfen. Am Nachmittag hat Kamerad K. sich freigemacht. Wir verpackten und räumten nun die ganze Schreibstube. Das ging ziemlich schnell. Die schweren Kisten und Schränke wurden von den dazu abgeteilten Soldaten zum Lastauto gebracht. Und eh wir’s uns versahen, war alles verladen, nach ‚unten‘ gebracht (zum Hafen) und wieder ausgepackt. Es ging wirklich sehr schnell. Nun haben wir erst miteinander beraten, wie wir uns[e]re neue Schreibstube, zwei kleinere Zimmer, einteilen wollen, [wir] haben die Schränke und Tische gestellt, den Lichteinfall bedacht, die Wände abgeschätzt – und das Mannerli hat doch ganz lieb daran denken müssen, wie es sein wird, wenn ich mit Dir so unser Heim beziehen und möblieren kann! Oh Herzelein! Du! Du!!!

Nun muß ich Dir aber erst einmal erklären, wo uns[e]re neue Unterkunft liegt. Wir sind doch täglich zum Hafen gekommen, meist mit der Straßenbahn gefahren. Keine 200 m vom Hafengelände liegt unser Gebäude an einem großen Platz. Ich will es Dir an einer Karte klarmachen.

Hier wird sich mein Herzelein ganz fein reinfinden, ich weiß schon. Die Lage uns[e]res Hauses an dem großen Platz. Unser Wohnzimmer, ein geräumiges Eckzimmer, mit dem Blick zum Platz und auch nach einem Eckchen See. Unten links unsere Stube, geräumiger als uns[e]re frühere, hoch, hell, luftig – mit dem Bettelein vom Mannerli. Ich hab[‘] mir doch schnell die Ecke genommen, damit ich neben meinem Herzensschätzelein liegen kann – ach Du, ich denk[‘] doch immer, immer bloß an Dich! –

die Füßeln [sic] vom Mannerli zeigen nach SSW [siehe Ausschnitt aus dem Brief], die von meinem Herzelein nach SW, also fast genauso. Und das Mannerli braucht bloß sein Köpfchen auf die rechte Seite zu neigen nach der Wand zu – da hab[‘] ich gleich das liebe, süße Kußmündl von meinem Herzelein! [Ich] Will’s nachher gleich einmal probieren!

Ach Herzelein! Es war ja nun doch nicht mehr zu ändern – es war nun eben beschlossen. So lieb war uns unser Haus am Meer, und unser Zimmer zumal. Aber darüber sollst Du Dich ganz beruhigen: wir sind gut untergebracht wieder. Wenn wird alles fertig sein [sic], wird es ein schönes, sauberes Haus. Die Zimmer wurden alle neu gestrichen. Wir haben eines der schönsten und geräumigen Zimmer. Wir sollen es mit 6 Mann beziehen. Vorerst sind wir mal 4 Mann. Zu uns dreien St., der Ostpreuße, der sonnige, von dem ich Dir schon erzählte, ein ruhiger, sauberer Mensch. Die beiden anderen, ältere Kameraden, sind in Urlaub. Der eine davon ist ein sehr anständiger Mensch, dem wir es schon angeboten haben, mit zu uns zu ziehen, falls – –. Und mit dem anderen werden wir auch verkommen [sic], wenn sie überhaupt auf unser Zimmer gelegt werden. Also, Herzelein! mach Dir gar keine Sorge. Und vonwegen Tabaksqualm: das Zimmer ist sehr hoch und läßt sich sehr gut lüften. Wir haben uns dreingeschickt und gewinnen der neuen Lage die guten Seiten ab. Zum Mittagessen und zurück 4 Minuten jetzt – früher ¾ Stunde. Wir wohnen jetzt am Zentrum der Stadt, haben es auch nahe zu unserem Bad. Unser ganzer Geschäftsverkehr mit dem Hafen läßt sich nun leichter abwickeln. Das Mannerli wird vielleicht ein wenig Zeit dabei gewinnen – für mein Herzelein! Du!!!

Ach Geliebte! Und wenn alles viel weniger günstig gewesen wäre – Du ziehst ja mit mir – Du bist immer bei mir, Du! Du!!! – mit Deinen lieben Boten – mit Deiner unendlichen Liebe! – und in meinem Herzen! in meinem Herzen! immer bei mir! Oh Du!!!

Ach Herzelein! Wenn Du Dich jetzt verändern mußt – wenn es doch auch so glücklich wäre – vielleicht kann alles so bleiben! – die liebe Mutsch kann weiterarbeiten vielleicht! – Das wäre fein! Ich bin doch so gespannt. Und auch besorgt um Dich!

Ach Du! Geliebtes Herz! Vor mir steht doch das Bild aus dem gestrigen Boten, das uns so glücklich geeint sieht – sooo glücklich vereint, ich muß doch immer daraufschauen, Du! – Seit[‘] an Seite! So natürlich und wie selbstverständlich – wie Brüderlein und Schwesterlein – ach Du! mein, mein! Wie ein ganz ganz glücklich[es] junges Paar: Weiberli und Mannerli – oh Du! Du!!! – unzertrennlich! unlösbar verbunden! In innigster Liebe aneinandergegeben dieses Leben! eins, eins, ganz eins! Du! Du!!!!! !!!!! !!! Du! Du!!! Ich bin Dein Mannerli! Dein Mannerli! Und Du bist mein liebes, geliebtes Weib! Oh Du Liebste, Beste, Feinste – oh Du! Du!!! – – – – – – – ich küsse, küsse Dich, Du – – – – ach Du! Du!!! Ich habe Dich sooo lieb, sooooooooooooo lieb!!!

Herzelein! Herzelein!!! Oh könnte ich doch bei Dir sein! Es ist zu viel Freude! Zu viel Glück! Zu viel Glück!!!

Oh Gott im Himmel! Sieh Du uns stehen! Bleibe bei uns! Bleibe bei uns mit Deiner Gnade, Deinem Segen! Segne uns[e]re Liebe! Halte uns demütig im Glücke! Oh, führe uns recht bald zusammen zu gemeinsamem Leben in Deinem Namen! Behüte mir meine [Hilde]! Amen!

Herzelein! Bald werde ich abgelöst. Meine Kerze brennt langsam nieder. Ich lese noch einmal Deine lieben, lieben Boten – und betrachte das glückliche Paar – und denke Dein in unendlicher, dankbarer, heißer Liebe!

Du! Meine liebe [Hilde]! Ich küsse Dich! Ich verehre und liebe Dich. Oh Du! Du!!! Du!!!!! Mein Leben!!!

Ich bleibe ewig, ewig Dein!

So ganz Dein! Dein [Roland]! Dein!

[An den linken äußeren Rand geschrieben:] Denk Herzelein! Der säumige Bote 58 ist erst zu einer falschen Nummer gelaufen, weil Du bei der [...] ein wenig übergeschöppert [sic] hast mit der Null! [siehe Ausschnitt aus dem Brief]

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946