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[OBF-420318-002-01]
Briefkorpus

[420318-2-1]

40.

Mittwoch, am 18. III. 1942.

Herzensschätzelein! Mein geliebter [Roland]!

Ehe mein Dienst beginnt, will ich zu Dir kommen. Es ist ½ 11 [Uhr] am Vormittag und ich kann eben mal ein wenig verschnaufen, das Essen steht auf dem Feuer.

Draußen herrscht heute Regenwetter, das ist so das Erfreulichste, was man sich wünschen kann für geputzte Fenster! Ich bin aber schon stille – Regen wird gebraucht, auch ein tüchtiger Wind – und wenn ich meine Arbeit umsonst tat. Der Frühling geht vor. Was magst Du wohl treiben jetzt? Bist noch fleißig, gelt? Heute ist kein Brief gekommen. Und ich will gleich einmal auf Deine vorangegangenen Boten eingehen.

Du! Ein paar altbackene Antworten bekomme ich doch auch in Deinem lieben Dienstagbrief. Du hast endlich die Wienbriefe. Und jetzt erst weißt Du, woran eigentlich die Stockung lag damals, und Ihr so lang fest saßt.

Schneeverwehungen bei Belgrad – Nisch. Wir dachten das schon. Na, nun hat aber auch hier bei uns dar Winter endgültig ausgespielt!

Herzelein! Du siehst nun, wie ich mich in den Tagen sehnte, zu Dir [z]u kommen – und als die Sehnsucht am größten war, da rolltest Du schon auf Saloniki zu. Es war schon gut so wie es kam. Nichts Fremdes kann uns nun die Erinnerung an unseren Abschied daheim trüben. Es war gut so, Liebster! Wir können beide froher zurückdenken. –

Auch von den Fliegerangriffen auf Griechenland hast gelesen - es war nicht in Eurer Nähe. Und heute um 9 [Uhr] meldeten die Nachrichten, daß englische Bomber auf eine türkische Stadt einen heimtückischen, nächtlichen Fliegerangriff unternahmen. Es wird immer geschürt, bis sie eine deutliche Haltung bezeugen, die Türken. Man ist gespannt, wie alles noch ausgeht. –

Auch zu meinen Fragen in Sachen der Lebensversicherung gibst mir Antwort. Das ist mir eine Beruhigung, daß die überwiesenen Zahlkarten nichts Böses auf sich haben. Heute will ich auch das Geld an H. überweisen u. etwas für Dich.

Zu den Sorgen, die uns Oma machte, äußerst Dich auch. Es erging Deiner Oma auch öfter so! Ich glaub schon, es ist eine ganz natürliche Alterserscheinung und das Nasenbluten ist die Selbsthilfe der Natur. Sie ist halt auch zu dick. –

Herzelein! Ich habe Deinen Sonntagsbrief noch einmal vor mir liegen. Der böse Spieß hatte Euch den Sonntag verdorben! Na, [d]as habt Ihr nun Euren liederlichen Kameraden zu danken, ja?

Herzlieb! Du hast wenigstens eine annehmbare Arbeit zugewiesen bekommen! Und was nützt es, wenn man sich ärgert – davon wird‘s nicht besser. Es geht alles vorbei – auch die bösesten Stunden. Und unser Glücklichsein im Ganzen kann so ein Ärgerniß [sic] noch lange nicht erschüttern, Du!! Man nimmt Euch, finde ich, überhaupt in letzter Zeit recht aktiv heran! Wohl eine Vormaßnahme wegen dem Kursus? Siehst Du! Herzelein! Da müßt Ihr dem Spieß auch noch dankbar sein, wenn er Euch einen mäßigen Übergang verschafft zum strammen Dienst.

Der alte Läuferdienst ist nicht schön, die Nacht wird gestört; die paar Stunden bis zum Morgen wirst Du auch nicht tief schlafen können.

Und da müßt Ihr immer noch dankbar sein, wenn man bedenkt, was so die Soldaten im Osten leisten mü[ss]en! Das Letzte holt man aus ihm heraus. Und doch müssen sie durchhalten. Man glaubt nicht, was ein Mensch leisten kann. Es ist doch so: mit der Größe der gestellten Aufgaben wächst einem auch der Mut und die Kraft dazu.

Oh mein Herzelein! Ich habe keine heißere Bitte als die: daß Du mir gesund wiederkehrst!

Mein Herzensschätzelein! Möge Dich der Herrgott immer behüten! Du! Du!!! meine treue, heiße Liebe, die hält Dich sooo fest – Du wirst mir bleiben. Ach Herzelein! Mein geliebtes Mannerli! Du! Wir sind einander so lieb verbunden. Und Ferne und Gefahr lassen diese Liebe nur fester, stärker, inniger werden! Du!!! Wir wissen: wenn uns Jahre und Meere trennten: wir bleiben einander, bleiben dieselben! Erst recht, Geliebter!

Bei Dir ist mein Herz! Bei Dir ist meine Geborgenheit, meine Heimat. Ich bin Dein! Und ich weiß es zutiefst beglückt: Du bist mein! Und so bleibt es immer! Oh Geliebter! Schicksal sind wir einander, unlösbar verbunden bis in den Tod. Liebe, Liebe hält uns, bindet uns!

Mein Herzelein! Morgen werde ich nun mal nach Glauchau fahren. Morgens ¾ 8 [Uhr] mit dem Bus bis Penig, dann weiter mit dem Zuge. Am Sonnabend früh will ich zurück. Weil nachmittags unsre Übe[r]weisungsfeier ist. Und die Hauptsache: Papas Geburtstag!!

Ich werde Dir schon mal schreiben von G., Du!! Deine Boten muß mir Mutsch alle aufheben. Ich freue mich schon heute drauf! Ob ich‘s denn 3 Tage aushalte ohne Dich? Du! Ich muß ein Bild mitnehmen von Dir – Du!!!

Ach Herzelein! Ich muß Dich doch sooo sooooo liebhaben! Ich bin Dir ganz sehr gut! Du! Mein Herzensmannerli! Ich küsse Dich herzinnig und bleibe in Liebe und Treue immerdar ganz Deine [Hilde]. Dein!!!

Gott behüte Dich!

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Ausschnitt aus dem Brief.

Ba-OBF K02.Pf1.420318-002-01a.jpg. Ausschnitt aus dem Brief.

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946