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[OBF-410308-001-02]
Briefkorpus

Sonnabend, den 8. März 1941.

Mein liebes, teures Herz! Meine liebe, liebste Hilde!

Ein bewegter Tag ist das heute!

Um 4 Uhr morgens bin ich aufgestanden: Bin mit meinem Huckepack nach Eckernförde marschiert: Tornister, Gasmaske, Brotbeutel und Feldflasche, Stahlhelm, 2 Koffer und am Tornister noch ein Paket. Erst wollte es mir die Luft nehmen, aber dann richtete es sich ein. Zum Glück fächelte mir eine [f]rische Brise Kühlung zu. Die Nacht war nicht ganz schwarz – und als ich ging, leuchteten die Sterne. Ich hatte mir bis zur Abfahrt des Zuges 1 Stunde Zeit gelassen. So kam ich in Ruhe auf dem Bahnhof an.  524 [Uhr] rollte ich ab nach Kiel. 703 [Uhr] fuhr der Zug weiter nach Lübeck. 934 [Uhr] war ich dort.

Ich erfragte nun den Weg nach der neuen Dienststelle: 15 Min. Autobusfahrt und 20 Minuten Weg. Daraus wurde aber beinahe [eine] ¾ Stunde. Etwas müde und abgespannt langte ich hier an.
Herzlieb! Ein buntes Treiben ist hier. Alles läuft in Blau [sic: Marine] herum. Und mich will man auch blau einkleiden – Wir befinden uns hier in einem Sammellager, einem Durchgangslager, wahrscheinlich, wahrscheinlich geht es fort. Wohin, ist ganz unbekannt. Mach dir darum noch keine unnützen Sorgen, Herzlieb! [Siehe Ausschnitt aus dem Brief.]

Ich schreibe dir in der Zeit mehr darüber. Erst hieß es, es ginge gleich ab – heute wieder, dass mir noch eine Weile dableiben.  Bist recht erschrocken üb[e]r das Telegramm? Wollte doch recht schnell Bescheid sagen, damit deine lieben Boten mich recht bald erreichen, Geliebte! Du!! Ganz fest wollen wir unsre Herzen jetzt in die Hand nehmen, einander recht fest umschließen, und hoffen in Gedanken und recht innig ins Gebet vertieft! Herzlieb! Wir dürfen nicht daran zerbrechen. Du! Herzlieb!

[Du] Musst ganz tapfer sein mit mir.

Geliebte! Ich bin ganz müde heute.

Ich muss mich jetzt niederlegen.

Herzlieb! Ich bin bei Dir. Ich gehöre Dir. Gott wird uns nicht verlassen – er wird mit uns sein.

Behüte Dich Gott!!

Ich liebe Dich, Du!! Ich halte Dich ganz fest!!

Bitte, grüße die lieben Eltern.

Du mein Licht! Mein Sonnenschein!!

Dein [Roland]!!

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Ausschnitt aus dem Brief.

Ba-OBF K02.Pf1.410308-001-01a.jpg. Ausschnitt aus dem Brief.

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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