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[OBF-410208-001-01]
Briefkorpus

Sonnabend, den 8. Februar 1941.

Meine liebe, liebste [Hilde]! Mein liebes, teures Herz! Geliebte mein!

Herzlieb! Herzlieb! Ganz leise heute Du!! Du!!! Ganz leise!! Geliebte! Sonst muß ich träumen – süß – und das will ich nicht – ich will nicht träumen – ich will bei Dir sein! Herzlieb, Deine überströmende Freude, sie will mich verschlingen, Du!! Du!!! Fein still!!! Ich danke Dir für Deine lieben Boten – zwei kamen heute. Herzlieb! Ich darf sie gar nimmer lesen, sonst ist es um mich geschehen. Ich bin heute gleich mal nach Eckernförde gegangen um 5 Uhr – ich mußte meine Freude auslaufen, mußte mich müde laufen – ach Du!! ein paar mal mußte ich einhalten und stehenbleiben – es schmerzte zu sehr – Du!!! Du!!!!! – Beim Verschönerungsrat bin ich eingekehrt und ein paar Überraschungen für uns beide habe ich besorgt – Du – ich mußte heute meiner Freude einen Lauf lassen, sonst war sie zu groß!!! Herzlieb!! Du!!! Bist eifersüchtig auf die „innig frohen Briefe“ – Du, Du!!! Das ist der alte Streit – kannst doch nicht alles haben, was Dein Mannerli hat, bist doch gar kein richtiger Bub! Das Mannerli muß dem Herzlieb dienen – muß um seine Liebe werben – muß es bedrängen mit seiner Liebe – und erfüllen – Du!! Du!!!!! Und Deine Antwort darauf? Das ist, die Du so schön, so lieb, so froh, so selig, so glücklich gegeben hast – Du Dummerle! Herzlieb! [Hilde]lieb! Herzlieb!!!

Du!! Du!!! Das Mannerli muß drängen – und das Weiberl muß fein still halten – und wenn es sich wehrt – dann drängt das Mannerli nur noch mehr. Du!!! Du!!!!!

Ach Herzlieb! Jetzt vergesse ich es ja schon wieder: fein still! fein still!

Erzählst mir von Deiner Reise. Wer hat dazu aufgefordert? Tut mir so leid, daß sie soll voll Beschwerden war, und hast das Kindlein nicht mal gesehen. Pate bist Du? Ich glaube schon das zweitemal [sic]. Ich bin einmal Pate – weißt, bei B.s Buben. Wirst bald noch mal hinmüssen. Hätte es gleich kommen können, Daß [sic] die beiden Kinder zu Gaste gewesen wären. Du! Glück gehabt! Der Kamenzer Peter muß ja auch zur Schule – kann uns nicht immer stören – und im Bettlein, im himmelblauen, nun schon gar nicht! Du!!!!! Die freien Stunden morgen muß Dein Hubo nutzen. Eben habe ich an meinen Koffern gepackt – heute ist Waschbatterie – und ich konnte mich schön breitmachen. Obwohl es heute so schön ruhig ist, will ich schon ganz pünktlich mich schlafen legen. – damit ich mich nicht überreize. Ich habe jetze [sic] 2 Nächte nur ganz kurz geschlafen, habe zweimal von 4 – 7 Uhr wachgelegen. Herzlieb! Morgen noch ein Gipfel, von dem wir froh Ausschau halten – und dann verrinnen die Stunden unaufhaltsam über Dienst und Essen und Schlafen und Vorbereiten, treiben unaufhaltsam unserem Wiedersehen entgegen – ohne [unklar]sinnen – bis der Hubo am Mittwochmittag (so rechnet er) in Barkelsby den Zug besteigt – in Barkelsby, weil er ganz schön zu tragen hat an den Koffern. Morgen soll der Hauptfeldwebel wiederkommen – und wenn er eingelaufen ist, steht Hubos Signal auf Freie Fahrt. Mittwoch ist wieder Kino – wird der Hubo wieder Kauz sein – wird nicht schreiben diesmal – ich mein, wird mit Sack und Pack und jubelndem Herzen zum Tore hinausmarschieren, dem Bähnle zu, das so oft pfeift und bimmelt und zur Fahrt ruft in die weite Welt – immer für andere – und diesmal dann für den Hubo! und für meine Hilde!!

Gott walte es! Er sei uns gnädig und unserem Glück.

Behüte Dich Gott! Mein liebes, teures Herz! Dein [Roland] ist bei Dir, immer – und jetzt, in den bösen Tagen ganz leis und zärtlich um Dich – ach Geliebte!!

Gebe Gott, daß wir bald immer umeinander sein und miteinander gehen können! Warm ist es heute, und jetzt regnet es, so herzlich [sic] regnet alle Schienen blank, daß Dein Hubo ganz schnell kommen kann dann! Ich danke Dir ganz sehr für Deine lieben Wünsche und Ratschläge! Ach Herzlieb! Ich lache Dich nicht aus, nie!! Bloß Spaß und Tollen! Du! Du!! Herzlieb! Wie könnte ich! Ich liebe Dich doch so sehr – weil Du mich so sehr liebst – Du – ich! Fein Still! Fein Still!! Heute noch geizt er, Dein [Roland] – er will doch alles aufheben für sein Herzlieb! Du! Du!! Ich bin bei Dir – lieb und lind und leise – meine liebe, liebe [Hilde], Du!! Mein liebes, liebes Weib! Du!! Du!!!!! Gott behüte Dich und lindere Deine Schmerzen! Er schenke uns ein frohes Wiedersehen! Er segne unsere Liebe!

Du!! Ich bin Dein Hubo! Dein Dickerle! Dein Mannerli! Und Du bist meine [Hilde]!!!!!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946