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[OBF-410113-001-01]
Briefkorpus

Montag, den 13. Januar 1941.

Mein liebes, teures Herz! Meine liebe, liebste [Hilde], Du!!

Du! Heute bin ich mal müde! ½ 4 Uhr bin ich erst eingeschlafen letzte Nacht. Gegen 3 Uhr kamen die letzten herein, schön einer nach dem andern - Licht gemacht - gepoltert - gequasselt - ich konnte meinen Zorn kaum bezähmen. Und heute nachmittag hatten wir Ausmarsch, die ganze Kompanie, was nur eben laufen konnte, auch denen es schwerfiel nach dem Fest. Weil ich nun übernächtig war, fiel auch mir es nicht ganz leicht, etwa 15 km, die linke Ferse habe ich mir ein wenig aufgerieben. Gegen 7 Uhr kehrten wir zurück. Die ganze Lagerordnung wurde umgestoßen dadurch. Es ist keine Post geholt worden, so bin ich ohne Boten von Dir. Weißt, ich bin froh, daß der richtige Chef bald wiederkommt, und mit ihm der richtige Schmiß und Respekt. Du, ich wagte das vorhin eben mal laut zu äußern mit einem Hieb auch auf das zweifelhafte Vergnügen von gestern abend. „ Du bist wohl nie jung gewesen!“ „Was hat man denn sonst vom Leben“ usw., also Widerspruch auf der ganzen Linie, was ich nicht anders erwartet hatte. Also Herzlieb: [Nordhoff], linksum kehrt! raus aus unserm Club! Du sollst an unserm Vergnügen nicht mehr teilhaben! Du!! Und Dein Hubo? Geknickt und zerknirscht - - Du!! Du!!!!! Bis zum Lagertor. Aber dann? Auf einem Bein tät er bis zum Bahnhof Eckernförde hopsen vor Freude über diese Strafe - - Herzlieb, Du nimmst ihn doch auf, den Nörgler und Miesmacher und Ewiggestrigen? - Du!! Du!!!!!

Nein! Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Als ich mich nach 11 Uhr gestern abend zurückzog, war ich angewidert von dem Betrieb, der dem eines zweifelhaften Lokales glich – mag sein, daß ich hier etwas empfindlicher urteile – also, ich mag mich auf ein Verhandeln nicht einlassen – ich mag das nicht! Mit einem Kameraden habe ich mich darüber unterhalten, der mich verstand, so wie Du mich darin verstehst. Ob ich noch jung bin – das lasse ich getrost mein liebes Frauchen entscheiden – nur bei ihm will ich gelten, nur vor ihm will ich bestehen – wenn ich nur mit meinem Herzlieb zusammenstimme – Du sollst mich ganz verstehen – vor Dir will ich mein Herz ausbreiten bis in seinen letzten Winkel – unsern Weg will ich suchen mit aller Wachsamkeit, unbestechlich, unbekümmert um die Meinung der großen Menge – den allerbesten, den schönsten für mein Herzlieb, den Weg unseres Glückes, echter edler Freude und guten Strebens, den Weg zu Gottes Gnade und seinem Frieden. Herzlieb! Wir kennen den Weg – wir haben ihn gefunden – wir haben ihn eingeschlagen – wird dürfen nur das Ziel fest im Auge hbehalten – und dürfen nur mutig und rüstig weiterschreiten auf diesem Wege. Herzlieb, wir sind nicht die ersten auf diesem Wege – es ist beiseite nicht ein Weg des Verzichts, der Armut – oh nein! oh nein!! – Du, Geliebte!! Mit Dir! Herzlieb, will ich all die Kostbarkeiten und Schönheiten und Reichtümer schauen, mich an ihnen erbauen – Du!! Wie freue ich mich darauf, mit Dir rein und gläubig zu schauen und zu erleben, mit Dir, Geliebte!! Mein liebster, bester Weggenosse, Du!!! Und Du gehst mit mir, gehst ihn am liebsten mit mir – Herzlieb! Weißt, was mir das bedeutet? Mein ganzes Lebensglück! Du!

Gott sei uns gnädig! Er führe uns recht bald zusammen zu dieser Lebensfahrt!

Mein treues, geliebtes Herz! Nun will ich mich schlafen legen, so froh und glücklich. Du schenktest mir alle das reiche Glück und diese reine, hohe Freude! Du, meine liebe, liebste [Hilde]!! Ich liebe Dich ganz sehr!! Ich bin Dein, ich gehöre Dir allein!! Dein [Roland] bin ich, Dein [Roland] will ich sein, keinen andern Wunsch habe ich – Dein [Roland]!!  Meine [Hilde]!!!!!!!

 

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946