Bitte warten...

[OBF-410103-002-01]
Briefkorpus

Freitag, am 3. Januar 1941.

Geliebter!! Herzallerliebster!! Du mein lieber, liebster [Roland]!!

Du! Du!! Wie soll ich denn heute anfangen? Herzlieb!! Zwei liebe Boten kamen heute früh zu mir, von Deiner lieben Hand. Geliebter!! Du machst mich ja so überglücklich!! Du darfst beinahe keinen so lieben Brief mehr schreiben, Du! Du rufst meine Sehnsucht immer mehr, Du!!! Ach ja – mein [Roland] – ich muß fein still und geduldig mit Dir warten – wenn Du schon eher kämest – die Spanne bis zum nächsten Male würde dann noch größer – ich könnte sie nur noch schwer überwinden. Du!!! Du!!! Der 16. Februar schwebt Dir ganz deutlich vor Augen, wenn Du an die Heimkehr denkst! Wenn es doch so würde, Herzlieb!! Ich will mit Dir glauben und hoffen, ganz fest, Du!!Ich habe auch schon an meinem Kalender gezählt. 2 mal muß ich noch krank werden – 2 mal, 12. Januar - 9. Februar - beides Sonntage. Wenn es planmäßig weiter geht, heißt das. Aber ich habe ja so ruhig gelebt in der verflossenen Zeit, ganz ohne Erregung, wenigstens ohne große Erregung! Du!! Hab doch kein Mannerli in der Nähe – keines, daß mich erregen könnt'! Ja — Du!!! Ach, Geliebter!! Ich will Dir, nur Dir allein alles schenken! Ob ich glaube, daß Du alle meine Liebe verdienst und wert bist? Oh – Du!! Du!!!

Wie kannst Du denn darnach fragen, mein Herz?Wer auf der ganzen Welt verdient alle meine Liebe, als Du, Du allein? Du bist mir doch der allerliebste, der allerbeste, der allerwerteste Mensch den ich kenne, Du!! Dich liebe ich! Nur Dich! Mit aller Kraft meines Herzens, Du!! Du!! Mein [Roland]! Mein Geliebter!! Du weißt es – Du fühlst es – ach — wie könnte es wohl anders sein? Und ich glaube Dir Herzlieb, daß Du genau so lieb, so treu zu mir bist! Ich weiß und fühle es ja ebenso beglückend wie Du!!

Du! Und wenn Du ein Mädel wärst, Du müßtest genau so sein wie ich, denke ich, so altmodisch, treu und fest in der Liebe und so eigensinnig. Wir beiden [sic] sind halt in der Liebe nicht modern Du! Ich mag auch keine moderne Liebe leiden – Du!! Damit käme ich auch ganz ins Hintertreffen – ich müßte mich selbst von Grund auf umkrempeln! Und weißt, damit ist es genau wie mit der Mode im Äußeren: etwas Umgekrempeltes, etwas Neues aus Altem ist nichts Ganzes - nichts Vollkommenes. Ach Du!! Wir bleiben, wie wir nun einmal sind, ja? So passen wir doch am besten zusammen!

Du! Dickerle! Ich versteh Dich schon recht, wenn Du mir irgend ein Erleben aus Deiner Jugend erzählst, ich weiß, was mir mein Herzlieb damit sagen und beweisen möchte, Du! Du!! Ich kenne Dich und Dein Wesen, Deine Treue, Deinen Eigensinn, ja – auch Dein Dickköpfchen kenn ich schon, Du!! Ach Du!! Ich weiß schon lange, daß Du treu gesinnt bist, mein [Roland]!!

Und das habe ich so zu meiner größten Freude erkannt!

Weil ich Dich so froh weiß, mein Herz, darum bin auch ich so froh und zufrieden. Du!! Wir wollen die Spanne Zeit, die uns noch voneinander trennt stark und froh überwinden! Wir wollen es eines dem andern leicht machen, Du!!

Du!! Du!! Ich weiß beglückend, wie sehr Du mich liebst!

Ich weiß, wie Du treu zu mir stehst, mein Leben! Mein Herzlieb! Und ich danke es Dir, indem ich all Deine Liebe und Treue gleichso vergelte. Ich bin Dein! Ganz Dein!

Du!! 100 Briefe habe ich von Dir; mein [Roland]! Der Hundert[s]te, das ist der, den Du am Montag mir schriebst, wo Du so innerlich froh warst. Er hat mich ganz sehr erfreut — Du!! Ich hab mich überfreut, mein [Roland]! Nur Du darfst es wissen. Unsre Tränen sie sind ein ganz sicheres Pfand uns[e]rer Liebe, sie wiegen so schwer, die Tränen, die fließen um eine Liebe. Uns sind sie ein kostbares Vermächtnis, das nur uns allein gehört./ [sic] Und gemeinsam getragener Schmerz, Geliebter! Er verbindet so fest, so innig fest.

Am letzten Tag des vergangenen Jahres schriebst Du meinen 101. Brief! Du!! Nun beginnt sie wieder, die lange Reihe bis zur nächsten Hundert! Lieber wär mirs [sic] schon, ich brauchte sie nicht vollzumachen, komm' lieber heim und erzähl' mir all das Liebe!! Auch das wird sich einst erfüllen, Du!! Es wäre ja auch jammerschade um mein schönes M.- k. Papier [sic]!! 2 Blöcke bekam ich!! Ein Gelegenheitskauf- s' war keiner im Laden! Und von Dir ist auch welches im Anmarsch? Das ist ja fein! Möcht' ich mir doch beinahe noch einen Soldaten anschaffen, mit dem ich mich schreibe, soviel Papier will ich allein an Dich nimmer verschwenden — lieber soll es Frieden werden!!

Von Eurer Sylvesterfeier schreibst mir. Ich kann mir das so richtig vorstellen – es ist fast so, als wenn bei Oma Urlauberball ist.

Wie sie es äußerlich aufzogen entspricht so ganz der Art der ,breiten Masse' im Soldatenleben: Mich wundert auch nichts von alldem mehr, was Du mir noch aufzählst. Ich habe genug zu hören bekommen, an Nachwehen ähnlicher Feiern zu sehen bekommen, als ich noch in die Fabrik ging! Und daß die Familie Petersen vertreten war, setzt mich nicht mehr in Erstaunen! Die andre, von der Du sagst, ist auch eine Tochter, sie ist verheiratet, hat ein Kind von 13 Jahren – ihr Mann ist beim Militär, als ich mit Dir zurückfuhr glaubte ich ihn auf dem Bahnhofe von Eckernförde zu sehen – ich kenne ihn von Bildern her.

Na – wenn sie sich nur gut amüsiert haben, die Herren.

Ich bin stolz auf meine „verstaubte Schlafmütze“, treffender kannst Dich beinah nicht mehr kennzeichnen! Dickerle!!

Ich bin so stolz auf sie, daß ich sie am allerliebsten heute mit in mein Bettlein nähme — denn dazu dienen doch wohl die Schlafmützen? Bange vor Dir? Du!!!!! Wie kannst Du bloß!!! Aber, fressen soll ich Dich ja nicht, vor Liebe!!

Wie soll ich's Dir denn nun bloß sagen, was ich mit Dir anstellen möchte vor Freude über Dich, vor Liebe zu Dir, vor Stolz auf Dich!? Du!! Du!!! Ich will's nachholen, wenn Du bei mir bist, ja? Soll's so sein?

Du!! Du!! Wie Du mir den letzten Tag im alten Jahre schilderst, wie Du ihn verlebtest — wie Du in's Neue, Unbekannte gingst, Geliebter! In all Deinen Zügen, Deinen so geliebten Zügen finde ich Dich, erkenne ich Dich, Du!! Als mein höchstes, köstlichstes Geschenk! Du bist mein, in alle Zeit mein!! Ich weiß es! Du hast es mir auf's Neue bewiesen, Du mein Glück!!

Herzlieb! Danken mußt Du mir für meinen Brief vom Sonnabend, ach – Du!! Weil er Dich nur erfreut hat!

Weil er Dir nur Sonnenschein gebracht hat in Deine Einsamkeit, Du!! Das ist mir Dank genug!

Ich möchte Dir so, so gerne recht viel Wärme und Sonnenschein bringen, mein Geliebter!! Alles, was ich nur Liebes und Gutes schenken kann – ich möchte es Dir bringen. Manchmal will es nicht gelingen; aber Liebende, Du!! Die nehmen auch das Wollen für das Vollbringen.

Herzlieb? Eifersüchtig mußt beinah auf mich sein, wegen meiner Briefe? Du!! Du!!! Wie sollt ich es dann ertragen, Du!!? Der Du mir so unzählige liebe, beglückende, gute Briefe schreibst? Dickerle!! Du!!! Wir wollen uns nur darum nicht streiten! Ich kriege Deine Briefe doch am allerliebsten! Ich bekomme furchtbar gerne Post von Dir! Alles andre stört mich überhaupt nicht, wenn ein Bote von Dir dabei ist! Ach Du!! Auch ich werde zum Narren an unsrer Liebe!

Aber wir verstehen uns auch in unsrer Narrheit der Liebe, ja? Du!! Du!! Das ganze große Glück, es muß sich auch einmal im Übermut, im Überschwange Luft machen!!

Herzlieb!! Wir beiden [sic], wir wissen ja am allerbesten wie es uns ums Herze ist – wir verstehen einander ganz, Du!!

Unsre Seelen sind so ganz in Eins verschmolzen – ich bin Dein – Du bist mein! Du!! Es macht mich so von Herzen froh und glücklich, wenn Du mir sagst wie wachen Sinnes Du meine Liebe, unser letztes Vertrautsein erlebst! Wie Du fühlst, daß ich mein ganzes, junges Leben Dir nur weihe! Du!!! Du!!!

Herzlieb!! Einem Würdigen schenkte ich mich! Einem Würdigen! Du, ich habe es ja schon gefühlt, als ich Dich noch gar nicht näher kannte, daß Du einer reinen Mädchenliebe würdig seist, Du!! und wie kein andrer Mann, der mir begegnete im Leben.

Wir Frauen haben dafür ein feines Gefühl, Herzlieb!!

Und ich glaube Dir und ebenso fühle ich es, daß Du dieses Geschenk einer Jungfrau, recht ermißt und schätzt! Du!! Darum kann ich auch immer nur aufblicken zu Dir, mein Lieb! Unauslöschlich ist in uns beiden die Spur dieses tiefen Erlebens – unvergänglich bleibt sie in unser beider Herzen, und ich als Weib werde noch eindringlicher gemahnt an das wunderbare Geschehen unsres tiefsten Einss[e]ins! Du!! Wie ein Wunder habe ich alles mit Dir und an mir selbst erlebt. Ich kann diese Zeit nie, nie mehr vergessen in meinem Leben, da wir uns zum ersten Male ganz gehörten. Ich bin Dir verbunden, Du!! Nur der Tod kann uns scheiden! Unsere Liebe ist unsere Heimat, unsere Zuflucht für und für! Und die vielen Zeichen unsrer Liebe, sie gemahnen uns so heimlich zart aneinander, Du!! Die Zeichen, die immer kostbarer, immer wertvoller werden, sie [ze]ugen bis in die Zukunft hinein vom großen, tiefen Glück unsrer Liebe. Ach, Herzallerliebster!! Du weißt es ja! Du weißt ja um all das Glück zweier Liebender! Du sagst mir doch so lieb, so lieb und gut davon, in Deinen beiden lieben Boten! Du schriebst sie an den beiden letzten Tagen im alten Jahre.

Geliebter!! Du!! Ich danke, danke Dir!! Mir ist, als seist Du selbst bei mir gewesen mit all Deiner Liebe und Zärtlichkeit!! Ich danke Dir so sehr, mein [Roland]!! Du!!

Geliebter!! Laß Dir danken, von Herzen danken für Deine Treue und Beständigkeit, für Deine unermeßliche Liebe! Ich bin so unendlich erfüllt von Deiner großen Liebe!

Du!! Und heute kam noch ein Zeichen Deiner Liebe!! Ich bin ja heute so reich! So reich!! Du!!!

Dein liebes Geschenk! Dein schönes Buch! Du! Du!! Ach - daß Du nicht sehen kannst, wie ich mich freue!! Es gefällt mir so sehr, Du!! Ich hab mich müssen losreißen von ihm, weil doch heute Reinemachtag ist! Aber einmal habe ich's müssen bis zum Ende durchblättern – ach – man ist ja noch lange, lange nicht fertig damit!

Wenn Du kommst, Du!! Fein!! Da gucken wir's zusammen noch einmal richtig an! Wo hast Du das schöne Buch nur aufgestöbert, gerade diesen Band der ,Blauen'?

Siehst doch immer das, was andre nicht sehen! Du Teufelskerl!! Einige Bilder erinnern mich so lebhaft an meine Schulzeit, Du! Auf unseren alten Singebüchern waren einige zu sehen davon. Du und ich sind auch drin! Ei gewiß! Ich sah es schon! Und wo wir in Böhmen waren, davon sehe ich sogar auch einiges, Du!!!

Und so 'ne Menge „Freßerei"! Die kommt ja an die richtige Adresse, Du! Du!! Hast so lieb meiner gedacht!! Das rührt mich so, mein Hubo! Es ist doch eigentlich gar nicht Männersache, das Beschenken auf die Art, wie wir's jetzt der Ferne halber müssen. Weil Du es nun so lieb zusammengerichtet hast, darum habe ich mich so sehr gefreut, Du!! Du glaubst ja nicht, wie es mich gerührt hat!! Du lieber, herzensguter Lausbub! Du!!!

Ich bin heute so voll Dank gegen Dich!!

Ach, die alten dürren Worte! Du!!!

Wenn ich Dich doch jetzt bei mir hätte, Dir zu danken, aus ganzem Herzen zu danken! Du!!

Mußt ganz, ganz schnell kommen, sobald Du Urlaub hast!!! Ich habe sooooo viel nachzuholen an Dank und Liebe!!! Du!!! Du!!!

Mußt tüchtig viel essen, damit Du alles aushältst, was Deiner wartet!! Ich bin ganz stark, wenn ich täglich mit den Brettern trainiere!! Ich reiß Dich ü[be]rn Haufen!! Vor lauter, lauter Liebe! Du!! Bub! Dickerle! Aber heut muß ich nun erst mal aufhören, will doch morgen auch noch bissel mit Dir plauschen. Ich will meine große Freude mit hinüber nehmen in den Schlaf.

Geliebter!! Herzallerliebster!! Du!! Mein lieber, lieber, liebster [Roland]! Ich liebe Dich! Ich liebe Dich! Du!!!

Gott behüte Dich mir! Er erhalte Dich froh und gesund!

Ich küsse Dich! Mein Herz! Aber nicht so laut wie Du!!! Die Mutsch sitzt doch neben mir!

Geliebter!! Mein lieber, guter [Roland]!!

Ich bin Dein!! Dein!! In Liebe!! In Treue!! Ich sehne mich so nach Dir! Du!!! Du!!!

Deine [Hilde] bin ich! Ganz Dein!! Immer!! Du mein lieber, liebster [Roland]!!! Viele herzliche Grüße von den Eltern! Sie danken Dir schön für alle guten Wünsche.

Karte
Kommentare
Einordnung
Gesendet am
Gesendet aus
Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
Gesendet nach
Erwähnte Orte
Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946