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[OBF-401215-002-01]
Briefkorpus

Sonntag, am 3. Advent 1940.

Geliebter, mein [Roland]!! Herzallerliebster!! Du!! Du!!!

Du!! Wie soll ich denn nun anfangen mit der Botschaft, die ich Dir bringen will? Ach, Du!!! Hast Du es nicht schon gefühlt heute früh, genau um 700, mit dem Glockenschlag? Du mußt es ja doch gefühlt haben — Du — so jäh, so heftig und so innig, fest dachte ich an Dich, mein Herz!! Du!! Du!!! Ach, die ganze Nacht schon mußte ich Deiner denken, weil ich wieder einmal nicht schlafen konnte, Du! Und dabei war ich so erschöpft. Heftige Schmerzen im Leib plagten mich — ich konnte kein Auge zu tun. Ich hatte Angst, daß ich mir etwa Schaden getan hätte beim Waschen. Wir haben nämlich alles auf der Hand gewaschen, nicht mit der Waschmaschine, weil's da so über die Wäsche geht — und das strengt den Rücken und den Leib ganz schön an; aber ich habe mich doch so in acht genommen.

Noch einmal habe ich mir die Gummine gefüllt, ganz mit heißem Wasser und sie auf den Leib gelegt, das tat mir auch gut. Gegen morgen habe ich ein wenig Ruhe gefunden. Von Dir geträumt hab ich, Du!! Das erzähl' ich Dir nachher noch.

Und es muß ungefähr ¼ vor sieben gewesen sein, als ich unter heftigen Schmerzen erwachte. Ich wußte nicht mehr was ich denken sollte. Die Beine hatte ich ganz an den Leib herangezogen, ich konnte sie nicht mehr strecken, so krampfartig war der Schmerz. Eine Weile lag ich so, und da werden die Minuten ja zur Ewigkeit. Und plötzlich löste sich dieser Krampf auf im Leib und es ging wie eine warme Welle über mich, die nach einem Ausweg sucht — und da ward es mir gewiß, Du!!!, woran ich doch kaum noch glauben konnte, da ward mir gewiß, daß ich krank geworden sei! Du!! Du!!! Kannst Du Dir den Augenblick meiner Verwirrung, meines Schreckens und doch auch frohen Schreckens vorstellen? Du! Ach Du!!! Mein [Roland]! Ich konnte im Moment keinen Gedanken fassen als den: [Roland]! Mein [Roland]! Und ich faltete meine Hände, und ich habe in den ersten Minuten der Erregung, so wild klopfte mein Herz, keine Worte gefunden für meinen Herrgott. Ich konnte es nicht, Du!

Aber dann habe ich ihm danken können, Du!!, von Herzen danken können. Mein [Roland]! Er hat unser Gebet erhört!

Er hat ja seinen Weg vor Augen, den er uns beide gehen läßt, Du! Und das wissen wir — wir vertrauten ihm auch hier wieder uns ihm ganz an. Mein [Roland]! Wie froh bin ich heute wieder dessen geworden: Unser Herrgott droben leitet uns, er führt uns nach seinem Willen, mit Güte und mit Weisheit. Wie kann ihn ein Mensch, ein armseliger Mensch nicht sehen wollen? Er ist doch bei uns, immer — in allen Stunden unsres Lebens, auch wenn wir manchmal glauben, er habe uns verlassen — nein, er verläßt uns nie — es ist nur oft so schwer, daß sich des Menschen Wille mit dem Gottes vereinen läßt.

Mein [Roland]! Ich bin krank geworden, das kam wie ein Wunder für mich, nach dieser Zeit! 33 Tage ist es her!

Innerlich hatte ich mich schon so gefestigt für das Gegenteil. Ich hegte wenig Hoffnung, daß es noch kommen könnte. Und ich weiß, ich wäre auch nicht verzweifelt, wenn ich die Gewißheit des keimenden Lebens in mir erkannt hätte — nein — ich hatte mich richtig darauf schon gefaßt. Alles, was um dieses Leben in mir noch dazu in meiner Umgebung kreiste:, die Aussprache mit der Mutter, das Offenbarwerden vor dem Vater, vor Deinen Eltern, vor den Bekannten, im Hause. Die vielen, vielen Fragen über das Wohin mit mir, wenn die Geburt naht, Klinik oder das Zuhaus — dann die Frage: wo bringen wir Mutter und Kind am besten zusammen unter, in welcher Stube. Die Kosten des allem! Ach, woran ich alles schon dachte und mir das Herz schwer machte, Du ahnst es nicht; es war das dieser Tage morgens der erste und abends der letzte Gedanke bei mir.

Und über allem, was auch freudvoll dabei sein kann, das stand doch die leise Wehmut und Trauer darüber in mir, daß Du nicht bei mir sein kannst, Du! Du! Das hat mir den größten [Sc]hmerz bereitet, ja. Wie Du mir in dieser Zeit gefehlt hättest, Du!!! Ach, das kann außer Dir kein Mensch ermessen. Keiner. Und doch hätte ich hindurch gemußt — um des Kindes willen. Aber schon das Kind hätte so wieder den Keim der ungestillten Sehnsucht in sich getragen; das Verlangen der Mutter hätte sich auch auf das Kind übertragen. Und so soll es doch bei unserm Kindlein einmal nicht sein, mein [Roland]! Das wollen wir doch? Es soll alles um sich haben, alle Wärme und Liebe, die für ein ganzes Leben ihm gehört: beider Liebe, Vaters und Mutters. Und das alles schon vom ersten Tage an da ich weiß, daß es unter meinem Herzen ruht.

Ach, mein [Roland]! Du!!! Ich wäre doch so von Herzen glücklich und dankbar, wenn wir unser Kindlein einmal so erwarten dürften, wie wir es uns beide wünschen und denken: In unserem Heim, wo wir beide in innigem Verstehen leben, wo wir uns in vielen trauten Stunden rüsten können auf diesen großen Lebensabschnitt, auf unseren größten, gemeinsamen, Du!! So ist es am allerschönsten!

Du! Mein Lieb!! Glaubst mir, daß ich heute zum ersten Male, seit dem Tage da die Sorge um dies alles anbrach, wieder ganz glückhaft empfand?,: wie unendlich schön doch der Himmel sich wölbt, wie blau!, wie hell die Sonne strahlt, wie froh alles mich ansieht! Wie einem neuen Gesicht dünkt mir, erschließt sich mir alles.

Sag, Du!? Ist sie Dir eine frohe Botschaft, meine Erkenntnis von heut morgen? Macht sie Dich gelöst und frei, wie mich? Stimmt sie Dich ebenso dankbar gegen Gott, wie mich? O mein [Roland]! Ich glaube es — ja — gewiß!

Eines muß ich Dir auch noch sagen hierzu: Wenn ich [den] Weg unsrer Liebe betrachte, die Zeit uns[e]rer Ehe, die Zeit uns[e]res gemeinsamen Zusammenlebens davon, so kommt mich die Frage an: Bist du denn gereift genug schon zum Muttersein? Ich meine das jetzt nicht körperlich, mein [Roland]! Seid ihr beide denn schon so ganz innig verkettet, verschlungen miteinander? In unsrer Liebe, in unserm Gefühl grenzenloser Zuneigung, Hingebung und im Gefühl des Imandern [sic] aufgehen da stehen Fragen und Zweifel, ach so weit ab! Du! Doch in unserm gemeinsamen Zusammenleben der Pflichten nur miteinander, nur ganz auf uns einander selbst angewiesen und im geistigen Zusammenleben und -harmonieren, wie ist es da, was ergab eure Prüfung? Ja — und das ist es, was mir noch Zweifel ankommen läßt, ob meiner Fähigkeit zum Muttertum. Wir konnten uns im Eheleben, im Gemeinsamleben noch nicht bewähren, wir haben noch kein eigenes Heim. Aber, was uns jetzt fest aneinder [sic] bindet: Liebe, Verstehen, Vertrauen, Achtung, der Wille zum Guten, zum Besten, was unsre große Aufgabe, unser Bund erfordert, das alles läßt uns vertrauensvoll und gläubig schon jetzt wissen, daß es eine gute, echte Lebenskameradschaft sein wird, die sich hier anschließt. Und vom Hörensagen, vom Lesen allein bildet sich auch nicht die Harmonie zweier Menschen, die rechte Seelengemeinschaft, die für ein Kind der Nährboden sein soll. Vor die Tatsache gestellt, mitten hineingestellt in die Aufgaben, müssen wir uns zu bewähren mühen, müssen wir den Willen haben und halten: daß [sic] zu erringen, was uns vorschwebt, was wir uns erhoffen von unserm Bund, Du! Ich bin voll von gutem Willen, ich will alle meine besten Kräfte, meine liebsten Gedanken ihm weihen, unserem Bund, Du! Und woran es mir noch fehlt Herzlieb, Du! Da bist Du ja von Herzen gerne bereit mir zu geben, es mich zu lehren mit soviel Geduld und Liebe. Und wo das Verstehen der Frau nicht heranreicht, Du! da schlägt die Liebe ganz feste Brücken, unsere große Liebe, Du! Muß ich mir Sorgen machen, daß ich vielleicht nicht die rechte Mutter Deiner Kinder bin? Daß ich noch lange Zeit brauche, bis ich es sein werde?

Du! Du! Ich muß Dich einmal fragen darum, es hat mich so lange bewegt in diesen Tagen.

Und nun will ich noch von anderem mit Dir plaudern, Du! Es ist heute der 13. Brief, den ich an Dich schreibe, seit ich wieder fort von Dir mußte! Der 13. — ein besondrer muß das sein Du! — ist er auch, ja? Du!!! Ein freudiger! So sonderbar war das heute: Was in Deinem Briefe steht, den Du am Donnerstag geschrieben hast, der mich heute, am Sonntag erreichte, das träumte ich heut früh. Und ich wußte gleich garnicht, was ich denken sollte, als ich meinen Traum las heute, aus Deinem Brief!! Nun, Dein Wunsch — mein Traum. In dem Schatten eines gewissen Hauses in der Schröderstraße steht ein Mann verborgen — es ist nacht — keiner sieht ihn. 'Sie' kommt!, kommt von Kamenz, wo sie 'ihn' abholen wollte und 'ihn' doch nicht antraf! Und wie sie vom Bahnhof herkommend, oben in die Schöderstraße einbiegt, da denkt sie: jetzt ist es nun bald soweit!! Daß Du ihn wieder hast — wieder hast!! Sie erschrickt vor ihren Gedanken. Nein — er kommt ja nicht — kann nicht kommen, du solltest ihn doch in Kamenz  erwarten! Und er kam nicht. — Und näher und näher geht sie dem Hause entgegen, schließt das Gartentor auf — wieder zu — finster ist es — sie sucht nach ihrer Lampe, steigt suchend in sich versunken die Stufen zur Haustür empor und — da fühlt sie sich von zwei Armen umschlungen!! Ein Mund sagt ganz deutlich die Worte: Liebste! Du bist endlich da! Und dann preßt er sich so heiß auf den ihren — sie kann vor Seligkeit, vor Glück, vor diesem langen Kuß kein Wort hervorbringen! Sie gibt sich ganz dem süßen Augenblick hin! Du! Und sie fühlt mehr noch plötzlich, als den Kuß! O Du!! Du!!! Viel mehr noch und aus dem wo[hl]igen Schauer, der sie durchrinnt dabei, wird ein wilder Schmerz, er wird so heftig und — läßt sie erwachen, sie blickt um sich — in die Wirklichkeit, sie sieht ihr Kämmerlein, ihr Bettlein, sieht sich selbst in Schmerz verkrümmt daliegen. Mein [Roland]! Du! Aus diesem Gefühl der Wonne, aus diesem Gefühl des Verlangens [nach] Erlösung bin ich zur Wirklichkeit erwacht und fand die Erlösung wirklich! Du!! Aber eine andere, Du!! Wie seltsam.

Herzallerliebster mein! Gott behüte Dich mir!

Er erhalte Dich mir froh und gesund!

Sei froh immer, auch wenn ich zu Dir komme mit einem Leid, mit Sorge — ich will Dich nicht betrüben, mein Herz! Ich möchte mich nur so gerne anlehnen an Dich — es tut mir so unsagbar wohl, Du! Und ich weiß, daß ich kommen darf, daß Du mir tragen hilfst, Du! Hab Dank! Du! Mein [Roland]! Einen frohen Sonntag wünsche ich Dir! Und einen Sonnabend dazu!, da hast ja schon Feiertag!

Ich will an Dich denken immer, immer — ich brauche es mir doch garnicht extra vorzunehmen — Du!! Du!!! Das kommt von ganz allein!

Morgen Sonnabend ist Waschfest, es wird nicht so schlimm. Am Sonntag will ich mit Mutter für die 'Väter' einkaufen gehen. Mal sehen, was es gibt ohne viel Punkte!

Nun will ich schlafen gehn, es ist schon 10 [Uhr] vorbei, morgen früh heißt es beizeiten: aufstehn!! Geister auf Station!! Licht an!! Und weiter kann sie's nicht. Oder will sie's nicht? Wer weiß? Ich fang's von hinten an!

Jetzt endgültig: Gute Nacht, mein liebster [Roland]!

Träum' schön — von mir Du!!

Ich liebe Dich! Ich liebe Dich aus tiefster Seele!!

Ich bleibe in unwandelbarer Treue immerdar

Du mein lieber, liebster [Roland]!

Viele herzliche Grüße von den Eltern!

Daß mich je etwas von Dir reißen könnte? Du!! Du!!! Ich kenne nur eines, mein Herz, nur eines, das ist das Letzte, der Tod. Aber daran wollen wir jetzt noch nicht denken, die wir das Leben erst beginnen! Du!!

Ich sage Dir immer und immer wieder: keine Macht der Erde löst mich von Dir! Du mein Leben!!

Wir halten uns fest einander, Du! Für ein ganzes Leben!! Wie Du nicht ohne mich leben kannst, so kann ich es nicht, ohne Dich! Du!! Ich liebe Dich!!!!! Du weißt es.

Du wartest mit mir! Du! Ich spüre es, mein Herz!

Du bist für mich da, Du! Du bist bereit, Dich ganz für mic[h] einzusetzen, mit Deiner ganzen Kraft und Güte! Du bist bereit, mich in Deine Liebe einzuhüllen! Du! Du!! Du!!! So jauchzt es in mir!, Du bist bei mir, mein [Roland], mein Licht, mein Sonnenschein! Und über dieser seligen Freude da leuchtet uns mild und tröstlich ein Licht: unser gütiger Herrgott, der immer mit uns war und ist und bleiben wird. Du! Ich bin mit Dir zuversichtlich mein [Roland], wie es auch kommen mag!

Dein Sonntagsgruß wird dieser Bote werden, Dein Sonntagsgruß von mir. Mein lieber, guter [Roland], Du!! Möchte er Dich auch ein wenig erfreu[en], ach, so sehr wünsche ich's mir! Trotz der Sorgen, die ich hinein schrieb, Du! Mein Herz! Du wirst mich verstehen können, Deine [Hilde], die sich immer einmal anlehnen muß an ihren lieben, guten, großen Hubo, zu dem sie so gläubig aufschaut, von dem sie alles Wunder der Liebe und Güte erhofft und von dem sie weiß, daß er sie, nur sie allein liebt; zu dem sie in gemeinsamen Vertrauen blickt, dem sie ihr ganzes, junges, hilfloses Herz ausbreitet wie keinem Menschen sonst auf Erden, Du wirst sie verstehen, Du!!! Mein [Roland]! Ich brauche Dich! Du mußt bei mir bleiben, Du!!! Ich könnte nicht mehr leben ohne Dich! Ich könnte es nicht.

Heute Mittag, gleich nach dem Essen bin ich mit Mutsch nach Limbach gegangen, unsre wenigen Einkäufe zu erledigen. Es war ein herrlicher Wintertag draußen. Kalt, bitter kalt — aber ganz blau der Himmel und die Sonne schien so hell. Man konnte garnicht tief Atem holen, gleich gefror einem die Nase zu! Wir sind gelaufen wie die Schneider, bloß damit wir schnell wieder heimkamen. Für Papa Fritz II erstanden wir 1 Schlimpus [sic] und ¼ Dtzd. Taschentücher (mehr geben sie nicht raus jetzt!) und für Vater Fritz I dasselbe. Mehr können wir auch nicht ... [sic: viele gemalte Punkte] opfern, Papa [b]raucht eine Sommerjacke für die Arbeit. Und Mutsch ihre sind alle weggeschnitten bis auf die paar, die erst im Januar gelten! Meine? Na, meine brauch ich doch für meinen Hubo u. für mich! Ein schönes Interlo[c]k-Hemd erwischten wir für Mutsch noch, das ist so wie Wolle, weißt? Und weißt Du, was ich noch gekauft habe? Für die Kinder in Barkelsby? Eine Puppe für Magda, einen Holzzug einen bunten, für Heini. Ich war so voll Freude heut, und ich dachte an die beiden kleinen, denen ich vom Weihnachtsmann so viel immer erzählen mußte, und weil ich ihnen eine Freude machen [m]öcht, so will ich ihnen die Sachen schicken. Ich hätte es ja so gerne, wenn Du einmal sehen könntest, was ich für sie auswählte und ob sie sich auch daran freuen und damit spielen mögen! Magst nicht einmal nach dem Fest, so im Vorbeigehen hineingucken zu ihnen? Ach glaubst, wenn man so Spielsachen kauft, da wird einem erst so richtig wie Weihnachten; es ist, als ob man selber wie ein Kind sich freut, riesig freut. und das kommt aber auch daher, wenn man andere erfreuen will, wenn man mit ganzer Liebe etwas sucht und schenkt, dann zündet man auch in seinem Herzen die Freude an. Ich bin so froh, daß mir Oma P. den Gefallen tut, für mich den Boten der Liebe zu machen! Und ich möchte mich ihr dafür erkenntlich zeigen, wie soll ichs? Ich glaube, indem ich's den Kleinen so zukommen lasse, bereite ich auch ihr eine Freude. Und ich habe gesehen, wie riesengroß ihre Freude an einem Spielzeug ist, sie haben ja fast nichts zum Spielen und ich habe auch an etwas Festes gedacht bei meiner Wahl. Tannenreisig für den Kranz brachten wir noch mit, wann ich den binde ist noch garnicht bestimmt, sicher erst am nächsten Wochenende, wenn aller Reinemachkram hinter uns liegt. So viel Arbeit mache ich mir nicht! Und die Fenster sind so gefroren, daß ich sie garnicht putzen kann. Und wenn Mutsch merkt, daß ich krank bin, darf ich sowieso nicht so langen und hantieren.

Morgen sollen nun die letzten Pakete zur Post, nach K., nach Barkelsby und nochmal. Vom Hellmuth kam heute eine Karte von daheim aus Kamenz; Siegfried unterschrieb mit 1000 Grüßen, der ist nun heute wieder fort. Und Elfriede schrieb mit darunter u. sie freut sich der frohen Tage, die vor ihnen liegen — ach, ich kann's ihr nachfühlen. 'Wir' würden überall fehlen, meinen sie! Ja wir 2 machen mal wieder 'ne Ausnahme ja? Wir wollen eben immer ganz, ganz miteinander zusammen sein, Du!! Du!! Aber Dir hätte ich's so sehr vergönnt, mal wieder mit Deinen Brüdern zusammen zu sein! Wer weiß wann [es] nun wieder mal klappt mit dem Urlaub. — Du! Ich wollte noch so vielerlei berühren in meinem Briefe heute, von Deinem Boten, die ich schon vor Tagen erhielt! Es ist aber schon 10 geworden jetzt. Ich muß mich hinlegen, es verlangt mich nach Ruhe, ich hab noch arge Schmerzen heute, hab schon einen wollenen Schal um den Leib gebunden. Es wird besser werden mein Lieb! Sorge Dich nicht!! Bitte! Du! Es ist doch alles gut! Alles gut! Mein geliebter [Roland], Du!! Dein ist mein ganzes Herz! Dir allein schlägt es, voll Liebe! Voll Treue! Voll Sehnen! Ich sehne mich ganz sehr nach Dir, mein [Roland]!! Nach Deiner Liebe, nach Deiner Zärtlichkeit! Du!! Du!!! Behalt mich lieb! Wie ich Dich ewig lieben werde! Gott beschütze Dich mir! Mein Leben! Mein Glück! In Liebe

ganz Deine Holde, Du!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946