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[OBF-401209-001-01]
Briefkorpus

Montag, den 9. Dezember 1940

Herzallerliebste! Meine liebe [Hilde] Du! Holde mein!

Du, ganz regelmäßig kommt Dein lieber Bote jetzt! Ich freue mich so darüber und bin Dir so dankbar! Du!! Ein klein wenig beneide ich Dich um Deine ungestörte Ruhe. Bei mir fehlt und Ruhe und manchmal sogar die Zeit. Heute wird sie schon wieder knapp. Brunnen-, Quellenweihe ist heute. Du warst selber noch hier, als der Chef die Vorbereitungen dazu in [G]ang setzte. Die Fahne, von der Du weißt, weht schon 3 Tage auf dem Bohrgerüst. Ich schreibe jetzt eben in der Pause zwischen dem Taufakt und der Feier in unserem Gemeinschaftsraum. „Minahaha" (das ist indianisch) heißt unsre Quelle, „Lachenes Wasser von Barkelsby". Der Wasserwagen war schwarz umflort, die Pferde geputzt. Die ganze Kompanie war zum Taufakt angetreten.

Es war schon dämmerig. Die Quelle war durch Buntfeuer illuminiert. Der Chef hielt eine humorige Taufrede, mit Platzpatronen wurde Salut geschossen. Nun soll nachher der Taufschmausgehalten [sic] werden. Unsre Geschichte von Barkelsby soll noch einmal vorgetragen werden. Auch sonst werde ich musikalisch noch ein wenig eingespannt sein. Ich bin weiter nicht bös darüber, zugegen sein muß ich ja doch. Ach Du! Ich bin so froh in meinem Herzen. Mit Deinem lieben, lieben Boten kam der Gruß vom Lichtlabend. Und heute mittag kam auch Post von Hause. Alle denken meiner in Liebe, mit guten Wünschen. Aber Du! Liebste! Dein Gedenken, das ist meine ganze Freude und Sonne, mein Lebensatem, Du!!

Ja, gleich wird die Post gehen. Es war so kurze Zeit. Heut abend, Liebste! Wachbatterie ist heute, heut abend will ich Deiner lieb und fleißig denken. Ich kam erst ½ 1 Uhr los von der Feier. Ich habe ihnen bis zum Kehraus spielen müssen, der Kapitänleutnant wollte es, damit nicht so viel getrunken würde.

So leid es mir tat um Deinetwillen, daß Du nun zu kurz kämest — so froh war ich auch bei mir um Deinetwillen: daß ich ohne Aufdringlichkeit Gelegenheit habe zu zeigen, daß ich nicht nur ein armseliges Schreiberlein bin — daß ich etwas von meiner Eigenheit durchleuchten lassen konnte, und Du weißt es Liebste, es kann uns [^]nur zugutekommen. Und es freut mich nur um Dich, um Deinet- und unseretwillen, so wie ich mich für Dich gefreut habe auf den Lichtlabend, die Singstunde. Geliebte! Herzallerliebste! Ich möchte Dich so glücklich machen. Du!!!

Ich liebe Dich so sehr! Ich möchte Dir so dankbar sein für Deine Liebe! Ich möchte Dich so beschenken, Liebste! Du bist mir so weit, daß ich Dich gar nicht genug besche[n]ken kann. Du! Ich bin so sehr glücklich, daß Du ganz mein bist und mein sein willst.

Du, Du Post. Ich bin in Ewigkeit

Dein [Roland]! Dein!!!

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Ausschnitt aus dem Brief.

Ba-OBF K02.Pf1.401209-001-01a.jpg. Ausschnitt aus dem Brief.

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946