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[OBF-401204-001-01]
Briefkorpus

Mittwoch, d. 4. Dezember 1940

Mein liebes, teures Herz! Geliebte, Holde mein!

Dein lieber Bote ist gekommen, Du!! Ich wußte es, daß die Sonne des Glückes auch in Dir strahlt, daß sie den Schmerz des Abschiedes verdrängen würde, so wie bei mir. Herzliebste! Deine Zeilen drängen mir den Gedanken auf: Du bist mir die liebste, einzigste, die würdigste, die holdeste, um deren Gunst und Liebe ich dienen und werben kann! Du schreibst recht: Warum immer wieder, darum fragen, darum sagen? Und doch macht es immer wieder Freude, es einander zu sagen und zu versichern, so wie wir es auch in unseren Tagen taten. Es ist ja viel mehr als Worte und Versprechungen und Versicherungen zwischen uns – es ist eine ganz innige Verbundenheit, eine Wesensverwandtschaft, eine Herzens-, eine Schicksalsgemeinschaft – ach, und wie wir es eben nennen mögen – uns[e]re Liebe, unser Glück, Du!! Wir wissen, es ist ein Haus, ein Dom, der noch gar nicht fertig [^]ist, an dem wir noch bauen, dem wir unser Bestes allzeit weihen, den wir mit dem Schönsten ausstatten wollen. Niemand kann diesen Bau uns stören. Geliebte! Glücklich bin ich mit Dir! „Demütig bleiben im Glücke!” Wir wollen es uns merken. Das Beste und Wichtigste dieses Glückes ist, daß wir es verankert wissen in dem besten, festesten Grunde, Liebes, daß wir den Himmel über uns wissen. Herzliebes! Ich bin so froh, daß Du nun meinen Aufenthalt kennst, daß Deine Gedanken nun sich[e]rer und gewisser zu mir kommen können. Und mir sind nun alle Orte hier lieber, an denen Du weiltest, hier in uns[e]rer Stube, und draußen und im Städtchen.

Heute erhielt ich 2 Pakete, Adventspäckchen, beide an uns beide gerichtet. Du wirst bald genaueres darüber wissen. Siegfried weilt schon 8 Tage auf Urlaub zu Hause. 3 Wochen hat er gekriegt. Unser Hauptfeldwebel ist in Urlaub gefahren. Wir müssen nun ohne ihn klar kommen, mal sehen. Ach weißt, so wird über manchem Wechsel, über mancher Abwechslung die Zeit vergehen bei Dir wie bei mir – jeden Tag kommen wir ihm näher, unserem Wiedersehen.

Ich freue mich drauf, morgen ein paar Einzelheiten von Deiner Rückreise und dem Empfang in der Heimat zu hören.

Herzallerliebste! Für heute genug. Siegfried soll noch einen Willkommengruß haben.

Gott behüte Dich! Bleibe froh und gesund und glücklich, Herzliebes! Daß Du mein bist, ist meine Freude, mein Glück. Ich aber bin Dein, ganz Dein! Mag dieses Glück Dich wärmen und durchsonnen auch an trüben Tagen, so wie es mir immer ein lichter, heller Ausblick ist auch aus dunklen Stunden. Herzliebes! Ich halte Dich ganz fest. Ich denke an uns[e]re glücklichsten Stunden, die uns verbinden für alle Zeit. Dein bin ich! Dein [Roland]!!

Du Geliebte, Holde! Meine liebe [Hilde]!!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946