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[OBF-401113-002-01]
Briefkorpus

Mittwoch, am 13. November 1940.

Herzallerliebster!! Mein lieber, lieber [Roland]!! Geliebter mein!!

Heut in 8 Tagen Du!! Um diese Zeit, nach Mittag, wenn mein Dickerle Pause hat, da wird seine [Hilde] ihren schwarzen Zauberkoffer packen!! Du!! Diesmal wird es aller Voraussicht nach ein richtiger Zauberkoffer!!

Was da alles verstaut werden soll! Und ich glaube, mein schwarzer reicht garnicht aus für alles, was hinein muß! Aber da steht ja gottlob noch einer hinter meinem Bettlein! Ein großer, brauner Koffer mit Namensschild „[Nordhoff] Kamenz“! Kennst die Leute? Ich glaub, der Koffer ist damals im Sommer zur Hochzeit in Oberfrohna mit Absicht vergessen worden! Der würde ausreichen. Ist aber kein Schlüsslein dran u. keines will passen! Was mach ich nur? Hast Du kein’s, was paßt? Aber wenn schon, es würde mich kaum noch erreichen, so Du es schicken würdest. Ich werde mit dem Koffer mal zu Eisen-L. gehn nach Limbach, die haben doch Schlüssel in allen Sorten. Denn abschließen muß ich ihn auf jeden Fall, wenn er in Halle über Nacht auf dem Bahnhof bleibt!

Du!! Heut war ich auf der Bahnhofsauskunft bei uns. Also Rückfahrt kann ich nicht lösen. Genau, wie ich / [*] schon dachte, da müßte ich binnen 4 Tagen wieder zurück sein. Muß richtig lösen, bis Eckernförde einfach. Nun hat er noch mal genau nachgesehen, wo ich umsteigen / [*] muß. Und zwar erst in Hagenow-Land. Der Zug D Zug [sic], fährt ab Halle 725 durch bis Hagenow-Land, er trifft dort um 1120 ein. Und [^]ich faehre weiter nach Kiel um 1132. Nun weiß ich’s ganz sicher[,] wo ich raus muß! Aber ich höre trotzdem gut drauf, was der Schaffner sagt. Und am Donnerstag früh mit dem ersten Zug um / 453 fahre ich weg nach Halle, das ist der beste Anschluß so. Bin ich schon um 819 in Halle. Da haben wir wenigstens noch genug Zeit zum Erzählen!! Ohne daß ich meine Nachtruhe einbüße. Na, so sehr werde ich da wohl sowieso nicht mehr schlafen, Du!!! Und vielleicht gibt’s grade noch Alarm. Ach, ist doch ganz gleich, ich kann ja dann bei Dir in Barkelsby ausschlafen, ja? Du!! Wie heißt das / Dorf nun eigentlich richtig? Einmal schreibst Barklesby, einmal Barglesby u. wieder mal Barkelsby!!!

Du Professor! Ich werd aber nun bald kommen und in Deinem krausen Köpfchen Ordnung schaffen, Du!! Du!! Richtig schütteln will ich Dich, an beiden Ohren fass’ ich Dich! Warte!!!
Ach Du, es wird nun immer mehr wahr Du!! Daß ich komme!! Daß ich zu Dir komme!!

Eines nach dem andern von all den Sachen und Dingen gesellt sich dazu, um die Reisevorbereitungen zu vervollkommnen. Ich bin ja so aufgeregt heute, Du!!

Ich soll heut zum Schneidermeister kommen nach Mittelfrohna. Vielleicht stellt sich Deine [Hilde] nach Maß vor, Du!!

Heut kam auch noch ein Päckchen aus Friedrichsort, das letzte von da. Überflüssiger Ballast! Gerade gut genu[g] für die [Hilde]! Aber das eine, das süße knusprige Pakerl [sic] Du!! Das war richtig gut genug für mich!

Sei recht schön bedankt Du!! Dickerle!

Nach Taschentüchern hab ich gestern abend noch der Mutter geschrieben. Auch noch nach einem Winternachthemd, die beiden, die ich bei der Wäsche hatte, sind ja zu dünn.

Und bei dem einen hängt ja der halbe Buckel draußen, das hab ich erst mal geflickt, Du!! Wen hast denn da / [*] so sehr feste gedrückt, daß alles geplatzt ist? Hm?? Na, was war's denn noch? Ach, sag Du?

Wie ist Dir’s denn lieber:, wenn der Geburtstagsmann / [*] richtig mit der Post am 22. Dezember kommt, oder wenn er gleich mit mir fahren würde?

Aber mußt mir’s richtig ehrlich sagen, hörst??!

Und das Stübchen, es ist also noch immer Geheimnis? Eigentlich auch schön. Aber neugierig bin ich doch, Du!! Genau wie Du!!

Frau Holle war zum Schlachten? Na, da tut sie recht! Kann sie auch nicht verderben, bei ihren Marken.

Daß sie alles so verschließt? Und es sind doch ihre Kinder. Na ja, „jedes Tierchen hat sein Bläsierchen,“ [sic: siehe Ausschnitt aus dem Brief] so heißt’s im Volksmund. Geschrieben sah ich das ↑ noch nicht, ich denk’ aber es kommt von „blasiert tun“ nicht?



Na, Hauptsache ist, Du verstehst den Sinn.

So, die Autobusse können auch blau aussehen.

„Zu Befehl, Herr Hauptschreiber!“ — „Kapiert!“

Die Mädels sind meist klein! Welch ein Glück für mich, da kannst mich wenigstens nicht überseh[’]n mit meinen 1.72 m!!

Fein, daß Du Anschluß findest an Deine Kameraden in der Stadt, Sonntags. So ganz allein ist’s doch nicht schön. 2 Sonntage sind wir, will’s Gott, nun alle beide nicht allein!! Du!! Und dann ist doch bald Weihnachten — Neujahr! Ach, viele frohe Feste, und wir haben doch schon jetzt die leise Hoffnung, daß Du da an einem der Feste meinen Besuch erwiderst! Daheim freuen sich da schon alle drauf, Du!! Aber, wenn Du der Mutsch einen richtigen Kuß gibst, Du!! Dann, wenn ich's nicht sehe!! Ich könnt es nicht verwinden!! Ich bin ganz eifersüchtig Du!!!!!

Mein liebes, liebes, gutes Dickerle!! Nun will ich Dir für heut Ade sagen! Ich muß, muß (leider) noch viel häkeln. Morgen will ich mich wieder vernehmen lassen, Du!!

An Dich denken tu ich doch immer und bei einer Arbeit, wo ich so stille sitze, erst recht, Du!!

Woran ich wohl am liebsten, am meisten denke? Du!!! Du!!! Ich will ganz stille sein!!!

Heut früh war ich schon ½ 5 ganz wach. Du?! Hast da wieder hinausgemußt? Und dann an mich gedacht? Lasse mich nur noch ein bissel schlafen, Du! Ich muß, da wird ich schneller gesund!!

Mein geliebter, lieber [Roland], Du!!

Behüte Dich Gott! Erhalte er Dich gesund und froh!

Möge er unsere Liebe segnen, unseren Bund.

Du!! Du!! Ich habe Dich so sehr lieb!!

Ich küsse Dich! Du!! Tief und innig! Du!!

Ich will bald, bald ganz nahe bei Dir sein!!!

Herzallerliebster mein!! Ich bin ganz, ganz Dein!!

In großer Liebe, in Treue ganz Deine

Holde.

 

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Ausschnitt aus dem Brief.

Ba-OBF K02.Pf1.401113-002-01a.jpg. Ausschnitt aus dem Brief.

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946