Freitag, am 11. Oktober 1940 in Kamenz.
Herzallerliebster! Du mein geliebter [Roland]!
Noch kein Zeichen hat mein Herz in Händen von mir? Ach Du! Nun hast Du doch unterdessen ganz gewiß einen, nein viele Boten von mir empfangen können. Du! Liebster! Es ist mir so leid, daß Du so lange warten mußtest. Ich weiß ja, wie schlimm das ist und man weiß weder aus noch ein mit seiner Sehnsucht. Wie könnte ich Dich vergessen, Du?! Du! Eher vergäße ich irgend etwas anders, als meinem [Roland] zu schreiben! Jeden Tag dachte ich Deiner. Du wirst das auch alles noch bestätigt finden. Du! Liebster! Herzallerliebster! Ich liebe Dich ja so sehr!
Es ist heute ganz wenig Zeit. Elfriede schrieb, daß sie mich heute in Löbau auf dem Bahnhof erwartet. Und es ist mir nun auch nicht mehr möglich, abzusagen; es würde sie nicht erreichen. Und somit ist nun auch mein anfänglichen Schwanken darüber entschieden worden, durch sie. Ich werde in 2 Stunden fahren, um 12 [Uhr]. Du! Ich denke ganz fest an Dich. Deine Boten müssen nun alle meiner harren bis zum Montag, da komme ich wieder, mein Lieb! Aber mein Schreibeblock wird mit mir fahren. Ich muß Zeit finden für meinen Hubo, auch in Dehsa. Jetzt will ich nochmal für Mutter in die Stadt und packen. Das Kind will nicht ankommen, Du!! Wie habe ich lachen müssen über meine Ausdrucksform in einem der Briefe an Dich, wo ich Dir die Aunkunft dieses NSV Kindes mitteilte. So recht wie ich es so bei mir denke, hingeschrieben, egal, ob es der Empfänger auch so aufnimmt! Ja, Deine Mutter ist ja über das gefährlich Alter hinaus nun.
Liebster, Du! Sei vielmals bedankt für Deinen lieben Brief vom Dienstag. Ach Du! Ich allein weiß, wie Dir ums Herze ist, ich allein kann Dir alles nachfühlen. Du, ich glaube doch selbst manchmal am Ende zu sein. Und immer muß ich mich wieder aufraffen, weil ich weiß,Du hast mich ebenso sehr lieb, auch Du wartest, sehnst Dich, maßlos.
Liebster! Wir wollen die Hoffnung nicht verlieren auf ein Wiedersehn.
Herzlieb! Ich bin immer bei Dir! Ich küsse Dich innig!
Behüte Dich Gott, bleibe froh und gesund!
Ich liebe Dich, Du!
In Treue immerdar
Deine [Hilde].
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Hilde Nordhoff
Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.
Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen
Oberfrohna
Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946