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[OBF-400912-002-01]
Briefkorpus

Donnerstag, am 12. September 1940.

Nimm hin, friß mit Verstande!

 

Sowas scharrst Du nicht im Sande!

 

Mund auf — drück' die Augen ein —

 

Denk an eine süße Stunde mit der Liebsten Dein.

Das Verschen fiel mir unversehens ein, als ich einpackte heute früh. Liebster! Weißt Du noch? Mein erster Lichtlabend in der Kantorei, und der Dichter soll auch mal seine eignen Werke empfangen!

Nun laß Dir's recht gut schmecken, ich habe meine ganze Liebe und Süßigkeit für Dich hineingebacken. Es ist dies ein von mir selbst erprobtes Rezept und nennt sich Makronenkuchen. Gerne hälte [sic: hätte] ich Dir noch ein Tütchen Bohnen beigelegt, doch sie fehlen mir im Moment. Sag, könntest Du den Kaffee eigentlich ganz für Dich allein zubereiten lassen? Oder gibt es da nur Sodakaffee. Damit Du mir nun nicht gar zu süß wirst, denn das fürchte ich bei dem Bescheid, der so aus der Heimat auch bei mir einging, damit ich weiß, wie Du lebst — habe ich Dir auch das Salz mitgeschickt. Wundere Dich nicht über die Reiskörnchen darin, die saugen die Nässe auf, machen das Salz trocken — mußt sie auch mit in den Streuer geben!

Mein Lieb! Ich wünsche mir, das möge Dein Sonntagsgruß werden, von mir. Möchte er Dich gesund und froh antreffen. Ich gedenke Dein in großer Liebe und bin in Gedanken ganz bei Dir, Du! Ich liebe Dich über alles in der Welt und bleibe in Treue immer Deine [Hilde].

 

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Ausschnitt aus dem Brief.

Ba-OBF K02.Pf1.400912-002-01a.jpg. Ausschnitt aus dem Brief.

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946