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[OBF-390106-001-01]
Briefkorpus

Kamenz am 6. Januar 1939.

Herzallerliebste, meine liebe, liebe [Hilde]!

Auf die Nachmittagsstunden hatte ich Deinen Sonntagsgruß verschoben. Nun sind Elfriede und Hellmuth gekommen. Die Zeilen schreibe ich in Eile, Du mußt entschuldigen. Nun muß ich Dee meine Tage wieder ohne Dich verbringen. Ach Du! Gestern einmal und als der Zug mich so rasch aus der Chemnitzer Gegend entführte, da kam es mir hart an. Immer möchte ich um Dich sein! Aber Du bleibst mir ja und will's Gott ist der Tag nicht mehr allzufern, an dem unser Wunsch sich erfüllt. Siehst Du abends nach den beiden Sternen in Eurem Hofe? Sie verändern ihre Stellung zueinander, der dicke ist ein Wanderstern, ein Planet. Ich bin gut nach Hause gekommen. Der Autobus hat seine Verspätung fast aufgeholt. Mutter lag auf dem Sofa. Das böse Bein steckt wieder in einem Heftverband. Sie geht so um wie zu den Feiertagen. Sie war im übrigen froh und munter. Ich war erleichtert. Die Tage hier vergehen nun womöglich noch rascher als bei Euch. Ach Liebste! Sag nur den Eltern vorläufig recht herzlichen Dank. Sie haben in Anbetracht der erschwerten Umstände so überreichlich gesorgt und getan, das wird mir erst hier recht deutlich. Hoffentlich hatten sie auch Freude über meinen Besuch, und wenn ich wieder einmal auf länger komme, wird das mit den Marken besser klappen. Ihr alle habt mich ja diesmal so deutlich fühlen lassen, daß ich mit zu Euch gehöre. Und ich gehöre Euch ja jedesmal lieber und werde da immer freier dabei. Ich bin ja so froh, daß ich die letzten beiden Tage noch ein wenig Bahn machen konnte für den letzten wichtigen Schritt zu unserem Bund. Ach Liebste, die Zeit bis dahin wird verfliegen, und die lange Arbeit bis Ostern wird oft unterbrochen werden von den Vorbereitungen auf unseren Festtag. Eben kommen unsere Gäste aus der Stadt zurück. Bleibe froh und gesund, Liebste! Halt dich schön warm. Vergiß unser Uhrchen nicht auszuziehen. Wir werden nachher in traulicher Runde beisammen sitzen und ich werde von innerer heimlicher Freude sein, dich zu besitzen. Diese Freude wird mich geleiten durch alle Tage, bis ich wills Gott recht bald wieder bei Dir sein kann.

Herzliche Grüße den lieben Eltern.

Ich küsse Dich froh und glücklich. Ich liebe dich! Du!

Dein [Roland].

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946